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»Ich auch nicht, Mutti.« Melissa setzte sich vor Harry auf den Tank.

Die jungen Leute sind so verdammt – robust. Aber das muß wohl so sein. Vor allem jetzt. Jeri verstaute den Schuhkarton in der Satteltasche und stieg hinter Harry auf den Soziussitz. »Ich bin soweit.«

Als sie aus der Stadt fuhren, sah sie sich nicht um.

<p>15. Die Weizenfelder</p>

Wenn endlich selbst Liebende Frieden finden und die Erde nichts ist als ein Stern, der einstens schien.

JAMES ELROY FLECKERVorrede zu Die goldene Reise nach Samarkand
Zeit: 60 Stunden nach der Stunde Null

Sie hatten die letzten Vorberge hinter sich und fuhren durch die sanft geschwungene Weidelandschaft von Kansas, einem Land, dessen schnurgerade Straßen kleine Landstädtchen verbanden. Weizen- und Maisfelder gaben der Landschaft ihr eintöniges Gepräge. Kaum hielten sie einmal an, trieben der heiße Wind und die grelle Sonne sie zum Weiterfahren.

Eine Unterhaltung war bei dem Lärm, den das Motorrad machte, unmöglich. Harry unterdrückte den Schmerz in seinem Rücken und versuchte, nicht an die Krämpfe in seinen Beinen zu denken. Phantasievorstellungen halfen ihm dabei.

Jeri ist eine hübsche junge Frau, und sie ist ganz allein. Hat keine Ahnung, was sie in Kansas will. Vielleicht gab es nicht genug Zimmer, und sie mußten sich eins teilen, im selben Bett schlafen. In der ersten Nacht würde er sie einfach nur halten, und dann…

Insgeheim wußte er es besser, aber diese Vorstellungen waren immerhin angenehmer als die Rückenschmerzen.

Bis Dighton waren es noch gut sechzig Kilometer. Der Motor stotterte, und Harry schaltete auf Reserve. Sie würden es gerade schaffen, mit vielleicht noch Kraftstoff für fünfzehn Kilometer im Tank. Das muß und wird reichen, dachte Harry.

Sechs Kilometer vor Logan, einem völlig unbedeutenden Kleinstädtchen, blitzte es links vor ihnen hell auf. »Mist, verdammter!« schrie Harry und bremste so scharf ab, daß die Maschine mit quietschenden Reifen zum Halten kam. »Runter, runter und flachlegen!«

Jeri und Melissa warfen sich in den Straßengraben. Harry ließ die Maschine zu Boden gleiten. Er hatte unbewußt die Sekunden mitgezählt. Es dauerte nahezu eine Minute, bis der Donner über sie hinwegrollte. Die Druckwelle blieb aus.

»Fünfzehn bis zwanzig Kilometer von hier«, sagte Harry.

»Beim erstenmal waren wir näher«, sagte Melissa. Sie versuchte tapfer und gelassen dreinzusehen, aber es fiel ihr schwer zu vergessen, daß sie mit ihren zehn Jahren ihr ganzes Leben lang beschützt und behütet worden war.

Neuerliches Grummeln ertönte, es knallte, als würden Flugzeuge die Schallmauer durchbrechen, und ein mächtiges Getöse entstand am Himmel.

»Was, zum Kuckuck, gibt es denn hier zu bombardieren?« fragte Harry.

Jeri setzte sich auf und schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht… Harry!« Sie wies nach oben. Etwas Pfeilförmiges durchquerte in großer Höhe den Himmel, es glühte an der Spitze orangefarben und hinterließ einen wellenförmigen Kondensstreifen. »Was ist das?«

Harry schüttelte den Kopf. Der Kondensstreifen löste sich langsam in Schnörkeln und Windungen auf. Der Einfluß der Winde in der Stratosphäre. »Ein russisches Flugzeug? Es sieht nicht aus wie irgendein amerikanisches, das ich kenne.« Sie sahen einander erstaunt an. »Nee«, sagte Harry, »unmöglich. Vielleicht Raumgleiter?«

Die Maschine war nicht mehr zu sehen… dann setzte wieder das Blinken ein, blitzten die grellen blauen Lichtpünktchen auf, so wie in der ersten Nacht.

Staubkörnchen lösten sich aus dem Kondensstreifen.

Eine weitere Maschine überquerte den hellerleuchteten Himmel, dann noch eine, in schräg zueinander verlaufenden Bahnen. Auch hier lösten sich Staubkörnchen aus den Kondensstreifen. Die ersten Staubkörnchen wurden größer. Harry stand knietief im Grabenwasser und starrte nach oben. Eine vierte… und jetzt pulsierten die beiden ersten, entschwanden schließlich.

Sie mußten viel größer sein, als sie wirkten. Sie waren mindestens fünfzig Kilometer hoch oder noch höher: sie mußten so hoch sein, wenn man bedachte, was sie taten. Sie rasten mit unvorstellbarer Geschwindigkeit durch die Stratosphäre und warfen ganze Wolken von… Pünktchen ab, die frei zur Erde fielen. Pünktchen?

Der vierte Raumgleiter pulsierte nicht. Er kippte zur Seite und schwang in weitem Bogen zurück.

Aus den Pünktchen waren Seifenblasen geworden, die immer tiefer sanken, und die untersten öffneten sich. Aus ihnen kam etwas mit einer Art Flügeln heraus…

»Das sind ja Fallschirmspringer!« riet Melissa in panischem Schrecken aus. »Mutti, sie wollen die Erde erobern!«

* * *
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