Vielleicht quälten ihn die Einsamkeit und das Bewußtsein, daß in den nächsten zwanzig Minuten niemand die Kabine betreten würde? Vielleicht verlangte die stundenlange nervliche Belastung eine Entspannung? Vielleicht taten auch die Jahre das Ihrige?… Belopolski ließ plötzlich den grauen Kopf auf die Arme sinken und weinte.
Was würden die Kameraden sagen, wenn sie in diesem Augenblick ihren Kommandanten sähen, den sie den Eisernen nannten?
Im Lautsprecher meldete sich eine Stimme. Ruckartig richtete Belopolski sich auf.
Eine Anfrage von Toporkow? … Nein, es war nicht Toporkows Stimme …
„Raumschiff! Raumschiff! Hier spricht Melnikow! Hier spricht Melnikow! Antwortet!“ Fassungslos ob des überraschenden Glücks schaltete Belopolski den Sender ein.
„Ich höre, Boris, ich höre! Wo bist du?“ „Unsere Maschine liegt vor einer unbekannten Küste, westlich von euch. Eine Blitzeinwirkung hat die Triebwerke zerstört.
Bei der Landung sind wir auf eine Sandbank aufgelaufen, wobei die Schwimmer abbrachen. Wtorow und ich haben keine Verletzungen. Durch den Aufprall war der Generator unserer Funkanlage unbrauchbar geworden, wir haben ihn soeben repariert. Mit eigener Kraft können wir die Maschine nicht bewegen.“ „Toporkow ist mit dem zweiten Flugzeug gestartet, um euch zu suchen. Nehmt mit ihm Verbindung auf, und zwar auf eurer Welle. Reichen Luft und Lebensmittel?“ „Ich habe mitgehört“, schaltete sich Toporkow selber ein.
„Boris Nikolajewitsch! Geben Sie mir Funkorientierungssignal!“ „Es hat keinen Zweck, mit dem Flugzeug zu kommen“, antwortete Melnikow.„Kehren Sie um! Konstantin Jewgenjewitsch, lassen Sie Igor Dmitrijewitsch sofort umkehren. Wenn Sie es für möglich halten, schicken Sie uns das Unterseeboot.“ „Was heißt,Wenn Sie es für möglich halten‘?“ Belopolski war entrüstet. „Wir sind bereit, alles zu tun, um euch zu retten.
Aber habt ihr genug Sauerstoff?“ „Er reicht noch für vierzehn Stunden. Und ungefähr zwei Stunden können wir noch länger aushalten, wenn wir den Sauerstoff aus den Behältern der Gasmasken benutzen. Ich bin der Meinung, daß nur mit dem Unterseeboot…“ Jäh brach Melnikows Rede ab. Aufgeregt rief Belopolski ihn, aber vergebens. Die Verunglückten antworteten nicht mehr.
„Am westlichen Horizont steht wieder eine mächtige Gewitterfront“, meldete Toporkow.
„Kehren Sie sofort zurück! Brauchen Sie Funkorientierung?“ „Nein, ich sehe die Insel noch.“ Balandin trat ein. Der Professor sah erschöpft aus. Als er hereinkam, hörte er, wie der Kommandant Romanow und Knjasew die Weisung gab, sie sollten am Hangar Toporkow erwarten.
„Kommt das Flugzeug schon zurück? … So schnell?“ Nach Balandin traten Korzewski, Paitschadse, Andrejew und Saizew ein.
Belopolski schilderte den Genossen sein überraschendes Gespräch mit Melnikow. Dabei schaltete er die Sprechanlage ein, damit Romanow und Knjasew mithören konnten.
Die freudige Botschaft machte allen neuen Mut.
„Wird das Boot aus der Bucht auslaufen können?“ fragte Balandin besorgt.
„Das werden wir sofort feststellen“, antwortete Belopolski.
„Sascha!“ rief er. Den jungen Mechaniker nannten alle beim Vornamen.
„Ich höre“, antwortete Knjasew.
„Sobald die Maschine wieder im Hangar steht, fahren Sie zum Ausgang der Bucht und stellen fest, ob das Unterseeboot von hier aus in See stechen kann. Messen Sie die Tiefe.“ „Zu Befehl!“ „Wenn es aber nicht geht?“ fragte Korzewski.
„Dann sprengen wir die Felsen, die die Ausfahrt versperren“, antwortete Belopolski energisch, so wie ihn alle kannten. Von der Schwäche, die ihn soeben noch übermannt hatte, war nichts mehr zu spüren. „Mit dem Boot werden Sinowi Serapionowitsch und Konstantin Wassiljewitsch fahren.“ „Dann bitte ich die beiden Genossen mitzukommen“, sagte Andrejew. „Wie lange wird es dauern, bis das Boot seeklar ist?“ „Wenn wir keine Felsen sprengen müssen, anderthalb Stunden.“ „Das genügt, um sich etwas zu erholen. Kommen Sie, Stanislaw Kasimirowitsch! Wir werden uns bemühen, die U-BootFahrer wieder in einen normalen Zustand zu versetzen.“ Korzewski, Balandin und Saizew gingen mit Andrejew hinaus.
Toporkow landete glatt, und kaum stand das Flugzeug im Hangar, da fuhr das Motorboot schon zum Ausgang der Bucht.
Eine Fahrrinne für das Unterseeboot wurde gefunden und vermessen.
Kaum war das Boot zum Schiff zurückgekehrt, da regnete es wieder in Strömen. Dieselbe Gewitterfront, die Toporkow per Sprechfunk angekündigt hatte, belagerte die Insel. Aber keiner stellte die Arbeit ein. Das Unterseeboot wurde im Innern des Raumschiffes mit allem Notwendigen ausgerüstet. Durch bittere Erfahrung belehrt, richteten sich die Sternfahrer auf die ärgsten Unglücksfälle ein. Es wurde ein doppelter Lebensmittelvorrat für fünf Personen, berechnet auf eine Woche, verladen, desgleichen ein dreifacher Satz Sauerstoffbehälter und zusätzliche Akkumulatoren; sorgfältig wurden die Mechanismen und die Funkanlage geprüft. Auch Taucher- und Kühlanzüge wurden nicht vergessen. Toporkow stellte sein Ionometer auf das Zentrale Steuerpult.