Kaum hatte Herr Goljadkin gesagt, daß er sein Schicksal ganz in Krestjan Iwanowitschs Hände lege, als alle, die ihn umgaben, in ein furchtbares, betäubendes Freudengeschrei ausbrachen, das sich dann in unheilverkündendem Widerhall durch die ganze wartende Menge hinwälzte. Nun faßten Krestjan Iwanowitsch von der einen Seite, Andrei Filippowitsch von der andern Seite Herrn Goljadkin unter den Arm und machten Anstalt, ihn in den Wagen zu setzen; der Doppelgänger half nach seiner nichtswürdigen Gewohnheit von hinten nach. Der unglückliche Herr Goljadkin der ältere warf auf alle und alles einen letzten Blick und kroch zitternd wie ein Kätzchen, das man mit kaltem Wasser begossen hat, wenn dieser Vergleich gestattet ist, in den Wagen hinein; nach ihm stieg sogleich auch Krestjan Iwanowitsch ein. Die Wagentür wurde zugeschlagen; die Peitsche fiel klatschend auf die Rücken der Pferde; die Pferde zogen an... alle stürzten hinter Herrn Goljadkin her. Gellendes, wütendes Geschrei aller seiner Feinde schallte ihm als Abschiedsgruß nach. Eine Zeitlang huschten noch einige Gestalten um den Wagen herum, der Herrn Goljadkin entführte; aber allmählich blieben sie zurück und verschwanden schließlich ganz. Am längsten von allen blieb Herrn Goljadkins unedler Zwillingsbruder. Die Hände in die Taschen seiner grünen Uniformhosen gesteckt, lief er mit zufriedener Miene einher, indem er bald von der einen, bald von der andern Seite an den Wagen heransprang; manchmal griff er auch nach dem Fensterrahmen, hängte sich daran, steckte den Kopf ins Fenster und warf Herrn Goljadkin zum Abschied Kußhändchen zu; aber auch er begann müde zu werden, zeigte sich immer seltener und seltener und verschwand schließlich vollständig. Herr Goljadkin fühlte einen dumpfen Schmerz im Herzen; das Blut pochte ihm wie eine heiße Quelle im Kopfe; es war ihm drückend heiß; er wollte sich gern die Kleider aufknöpfen, seine Brust entblößen, sie mit Schnee beschütten und mit kaltem Wasser begießen. Endlich versank er in Bewußtlosigkeit... Als er wieder zu sich kam, sah er, daß der Wagen auf einem ihm unbekannten Wege dahinfuhr. Rechts und links lag schwarzer Wald; alles war öde und menschenleer. Auf einmal wurde er starr vor Schreck: zwei feurige Augen blickten ihn in der Dunkelheit an und funkelten in boshafter, teuflischer Freude. »Das ist nicht Krestjan Iwanowitsch!« dachte Herr Goljadkin. »Wer ist das? Oder ist er es doch? Er ist es! Es ist Krestjan Iwanowitsch; aber nicht der frühere, sondern ein anderer Krestjan Iwanowitsch! Das ist ein entsetzlicher Krestjan Iwanowitsch!...«
»Krestjan Iwanowitsch, ich... ich... ich glaube, es fehlt mir nichts, Krestjan Iwanowitsch,« begann unser Held zaghaft und zitternd, in dem Wunsche, durch Unterwürfigkeit und Demut den furchtbaren Krestjan Iwanowitsch ein wenig milder zu stimmen.
»Sie bekommen vom Staate freie Wohnung, Heizung, Beleuchtung und Bedienung; das ist mehr, als Sie verdienen,« antwortete Krestjan Iwanowitsch; die Antwort klang streng und furchtbar wie ein Urteilsspruch.
Unser Held schrie auf und griff sich nach dem Kopfe. O weh! Das hatte er schon längst geahnt.