Читаем Der Piratenfürst: Fregattenkapitän Bolitho in der Java-See полностью

Herrick hatte an Bord der Phalarope als Dritter angefangen und war zu Bolithos Stellvertreter aufgestiegen, nachdem der Erste und der Zweite Leutnant im Gefecht den Tod gefunden hatten. Die Frage ging ihm durch den Sinn, ob Soames sich schon über seine eigene Beförderung in den kommenden Monaten Gedanken machte. Soames war ein Riesenkerl und stand im dreißigsten Lebensjahr, war drei Jahre älter als Herrick. Er war erst sehr spät Leutnant geworden, und zwar auf allerlei Umwegen über den Dienst in der Handelsflotte und später als Steuermannsmaat in der Kriegsmarine. Was er wußte, hatte er sich selbst beigebracht: ein Mensch, der nicht kleinzukriegen war, aus dem man aber auch nicht klug wurde. Herrick traute ihm nicht recht.

Ganz anders war der Zweite, Villiers Davy. Wie schon der Name vermuten ließ, war er von Familie; Geld und stolze Haltung gaben seinem quecksilbrigen Witz den nötigen Rückhalt. Auch ihm traute Herrick nicht so ganz; aber er hielt sich immer wieder vor Augen, daß seine Abneigung auf Davys Ähnlichkeit mit einem arroganten Midshipman der Phalarope beruhen mochte.

Herrick drehte sich um, weil er Schritte hinter sich hörte: ein mächtiges Kassenbuch unter dem Mantel, kam Zahlmeister Triphook durch den strömenden Regen geschlurft.

«Ein schlimmer Tag, Mr. Herrick«, brummte er mißmutig. Er deutete auf die Boote und fuhr fort:»Hol der Teufel diese Gauner. Die würden noch einen Blinden bestehlen, das würden sie.»

Herrick grinste.»Ihr Zahlmeister tut so was nicht, wie?«Triphook blickte ihn ernsthaft an. Er war sehr dünn, hielt sich krumm und hatte lange gelbe Pferdezähne.

«Ich hoffe, Sie haben das nicht ernst gemeint, Sir.»

Herrick beugte sich über die triefenden Finknetze,[4] um einen Blick in den Kutter zu werfen, der eben längsseits festmachte. Du lieber Gott, was für saumäßiges Rudern! Bolitho würde etwas Besseres sehen wollen, und das bald.

«Regen Sie sich nicht auf, Mr. Triphook«, erwiderte er kurz.»Ich wollte Ihnen bloß einen Tip geben. An Bord meines vorigen Schiffes hatten wir einen Zahlmeister — Evans hieß er — , der verschob den Proviant. Ließ verdorbenes Fleisch liefern und steckte die Preisdifferenz ein — es ging damals ziemlich drunter und drüber. Aber es kam rechtzeitig raus.»

Triphook sah ihn unsicher an.»Und?»

«Captain Bolitho ließ ihn auf eigene Kosten frisches Fleisch kaufen. Faß für Faß — ein frisches Faß für jedes schlechte. «Er grinste wieder.»Also lassen Sie sich warnen, mein Freund!»

«Bei mir wird der Captain nichts zu beanstanden haben, Mr. Herrick. «Im Weggehen sagte er noch:

«Darauf können Sie sich verlassen!«Aber es klang nicht sehr überzeugend.

Leutnant Soames kam aufs Achterdeck, faßte an den Hut und meldete mit einem angewiderten Blick auf die nassen Planken:»Fünf Mann, Sir. Ich war den ganzen Tag unterwegs und bin total heiser vom Vorlesen dieser Flugblätter.»

Herrick nickte mitfühlend. Er hatte das oft genug selbst machen müssen. Fünf Mann. Sie brauchten immer noch dreißig. Und selbst dann hatten sie keine Reserve für Todesfälle und Verwundungen, mit denen man schließlich bei jeder langen Reise rechnen mußte.

Mürrisch fragte Soames:»Was Neues?»

«Nein. Nur, daß wir nach Madras segeln. Aber ich denke, es geht bald los.»

«Je eher wir von Land weg sind, um so besser. Die Straßen sind voller Besoffener, prima Seeleute, die wir gut gebrauchen könnten. «Zögernd fuhr er fort:»Wenn Sie nichts dagegen haben, könnte ich heute nacht mit einem Boot losfahren und ein paar davon schnappen, wenn sie aus ihren verdammten Bierkneipen getorkelt kommen.»

Sie fuhren herum. Kreischendes Gelächter erklang vom Geschützdeck, und eine Frau, die bloßen Brüste dem Regen preisgegeben, kam backbords unter dem Decksgang hervorgerannt. Zwei Matrosen waren hinter ihr her, beide offensichtlich angetrunken; man brauchte nicht lange darüber nachzudenken, was sie von ihr wollten.

Herrick brüllte:»Unter Deck mit dieser Schlampe! Oder ich lasse sie über Bord schmeißen!«Er sah, wie der Midshipman vor Staunen über dieses Schauspiel die Augen aufriß, und sagte grob:»Mr. Penn, verschwinden Sie gefälligst!»

Soames grinste, was selten vorkam.»Verletzt das Ihre Gefühle, Mr. Herrick?»

Der zuckte die Schultern.»Ich weiß, es ist Brauch, den Matrosen im Hafen Weiber und Schnaps zu gestatten. «Er mußte an seine Schwester denken, die an ihren verdammten Rollstuhl gefesselt war. Was hätte er darum gegeben, wenn sie so hätte laufen können wie diese Hafenhure von Portsmouth.»Aber es ekelt mich jedesmal an.»

Soames seufzte.»Sonst würde die Hälfte dieser Bande desertieren, ob sie unterschrieben haben oder nicht. Wenn der Rum knapp wird, ist es mit der Anziehungskraft von Madras schnell vorbei.»

«Um auf Ihre Frage von vorhin zurückzukommen«, sagte Herrick.»Matrosen, die auf solche Weise an Bord kommen, machen eine Menge böses Blut. Ein fauler Apfel kann das ganze Faß verderben.»

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