»Verhaltet euch ruhig, hörst du? Lasst euch nicht provozieren. Ich bin in wenigen Minuten bei euch.«
Weit vor ihm tauchten die hellen Flecken der Boote auf.
»Leon? Was ist dieser Arsch eigentlich für ein Indianer? Ich weiß ja nicht, was er da macht, aber wenn er die Geister seiner Ahnen herbeiruft, will ich wenigstens wissen, wer gleich erscheint.«
»Jack ist ein Hochstapler«, sagte Anawak. »Er ist überhaupt kein Indianer.«
»Nicht? Ich dachte …«
»Seine Mutter ist Halbindianerin. Das war’s. Willst du wissen, wie er wirklich heißt? O’Bannon. Jack O’Bannon. Von wegen Greywolf.«
Eine Pause entstand, während Anawak sich den Booten mit hoher Geschwindigkeit näherte. Mittlerweile drang der Lärm der Trommel auch übers Wasser zu ihm herüber.
»Jack O’Bannon«, sagte Stringer gedehnt. »Das ist ja geil. Ich glaube, das werd ich ihm gleich mal …«
»Du wirst gar nichts. Siehst du mich kommen?«
»Ja.«
»Tu gar nichts. Warte einfach.«
Anawak legte das Funkgerät weg und fuhr in einer weiten Kurve vom Ufer weg hinaus aufs Meer. Er konnte die Szenerie jetzt deutlich überblicken. Die
Wenn Greywolf Anawaks Herannahen bemerkte, ließ er es nicht erkennen. Er stand aufrecht in seinem Boot, schlug auf eine Indianertrommel ein und sang. Seine Leute auf der anderen Seite, zwei Männer und eine Frau, sangen mit und stießen zwischendurch Verwünschungen und Flüche aus. Dabei fotografierten sie die Insassen der
Er fuhr bis dicht heran und schrie: »Hör auf damit, Jack! Lass uns reden.«
Greywolf trommelte unermüdlich weiter. Er drehte sich nicht einmal um. Anawak sah in die nervösen und gestressten Gesichter der Touristen. Im Funkgerät erklang die Stimme eines Mannes:
»Hallo, Leon. Nett, dich zu sehen.«
Es war der Skipper der
»Alles klar bei euch?«, erkundigte sich Anawak.
»Alles bestens. Was machen wir mit den Scheißkerlen?«
»Weiß noch nicht«, antwortete Anawak. »Ich versuch’s mal mit friedlichen Mitteln.« »Sag mir Bescheid, wenn ich sie über den Haufen fahren soll.«
»Ich komme drauf zurück.«
Die roten Motorboote der
»He, Leon. Leon!« Anawak sah jemanden zwischen den Passagieren der
Er stutzte. Hatte sie ihm nicht vor wenigen Tagen damit in den Ohren gelegen, es sei ihr letzter Tag auf der Insel?
Unwichtig für den Augenblick.
Er lenkte sein Boot um das von Greywolf, stellte es quer und klatschte in die Hände. »Okay, Jack. Danke. Ihr habt schön Musik gemacht. Sag jetzt endlich, was du willst.«
Greywolf sang noch lauter. Ein monotones An— und Abschwellen, archaisch klingende Silben, jammervoll und zugleich aggressiv.
»Jack, verdammt nochmal!«
Plötzlich herrschte Stille. Der Hüne ließ die Trommel sinken und wandte Anawak den Kopf zu.
»Ja, bitte?«
»Sag deinen Leuten, sie sollen damit aufhören. Dann können wir reden. Wir reden über alles, aber sag ihnen, sie sollen sich zurückziehen.«
Greywolfs Züge verzerrten sich. »Niemand wird sich zurückziehen«, schrie er.
»Was soll das Theater? Was bezweckst du?«
»Ich wollte es dir neulich im Aquarium erklären, aber du warst dir ja zu fein, um zuzuhören.«
»Ich hatte keine Zeit.«
»Und jetzt hab ich keine.«
Greywolfs Leute lachten und johlten. Anawak versuchte seine Wut im Zaum zu halten.
»Ich mache dir einen Vorschlag, Jack«, sagte er mühsam beherrscht. »Du bläst das hier ab, wir treffen uns heute Abend bei
»Ihr sollt verschwinden. Das sollt ihr tun.«