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Sharon ist in New Hampshire. Ob ich sie je wiedersehe? Wenigstens hat das Telefon so lange funktioniert, daß ich ihr sagen konnte, sie solle dort bleiben, Gott sei Dank. Wie könnte sie jetzt reisen?

Helles Sonnenlicht erfüllte die Diele vor ihrem Schlafzimmer, und als sie die Küche betrat, sah sie auf der Wanduhr, daß es schon Nachmittag war. Hat Lucy die GinFlasche weggeräumt, oder sollte ich sie ausgetrunken haben, damit ich einschlafen konnte? Etwas müßte doch noch da sein. Sie trat an den Schrank, spürte aber dabei Lucys mißbilligenden Blick.

»Desayuno, Señora?«

»Gracias, no. Por favor, solamente café.« Ich setze mich im Morgenmantel nach draußen. Wer soll mich schon sehen, und wen könnte es stören?

Die Terrasse war viel zu groß. In Carlottas Kindertagen war dort ein Melonenfeld gewesen. Damals hatte man ihren Garten weithin im Land gerühmt. Mit Kürbissen, Melonen und anderen Erzeugnissen hatten die Trujillos auf landwirtschaftlichen Ausstellungen Preise eingeheimst. Einhübscher Sitzplatz. Sie setzte sich an den großen, schmiedeeisernen Tisch. In dem Augenblick, da Lucy den Kaffee vor sich hinstellte, begann es zu donnern.

Donner aus heiterem Himmel war in Kansas nichts Ungewöhnliches, aber dieser hier kam nicht in einzelnen, grollenden Schlägen, sondern dauerte an, nahm an Lautstärke zu, wurde schwächer und dann wieder lauter.

Schließlich zogen glänzende Pünktchen gerade, weiße Linien über den Himmel und säten ganze Wolken von weiteren Punkten aus, die west- und südwärts davontrieben. Lucy schrie vor Schreck laut auf, und da Carlotta die Alte beruhigen mußte, blieb sie selbst ruhig. Fallschirme. Eroberer. Jetzt ereilt mich das gleiche Schicksal wie Wes. Doch nichts zeigte sich unmittelbar über ihren Köpfen. Nicht hier. Jedenfalls noch nicht.

»Carla«, sagte eine Stimme hinter ihr.

»Ja, Juana?«

»Was ist das?« Der Lärm hatte ihre Schwester herausgelockt. Juana Morgan hielt ein kleines Transistorradio in der Hand, aus dem nichts als Rauschen drang, während sie fieberhaft den Tunerknopf hin- und herdrehte.

»Kondensstreifen. Vielleicht weiß es der Professor.«

»Er ist in die Stadt gefahren, um Zeitungen zu kaufen.« Juana machte eine Pause. »Und Gin.«

»Ah.« Carlotta warf Lucy einen vielsagenden Blick zu. »Sie kommen nicht zu uns«, sagte sie. »Das ist weit weg. Sie kommen wohl auch nicht nach Dighton.«

»Bist du sicher?« wollte Juana wissen.

»Ja.« Wie, zum Teufel, kann ich sicher sein? Und was könnten wir tun, wenn sie hierher oder nach Dighton kämen? Es sind fünfzehn Kilometer bis dorthin, und David hat das einzige Auto

»David hat auch gemeint, daß sie nicht kommen«, sagte Juana. »Aber die Nationalgarde hat mobil machen lassen. Vielleicht ist David schon bei der Garde!«

»Möglich.« Wozu soll das gut sein? Lauter Tattergreise mit veralteter Ausrüstung… Wes hat sich immer für einen besseren Etat der Nationalgarde eingesetzt, aber niemand wollte etwas davon wissen.

»Lucy, vielleicht sollten Sie Kerzen und Sturmlaternen herrichten «, sagte Juana.

»Sí.« Lucy schlurfte davon, den Blick furchtsam zum Himmel gerichtet.

»So hat sie etwas zu tun. Das bringt sie vielleicht auf andere Gedanken«, sagte Carlotta. »Ich wollte, ich hätte auch was zu tun.«

»Ich auch.«

Carlotta nickte. »Mir gefällt die Rolle des Übernachtungsbesuchs nicht besonders.«

»Es ist ebenso dein Haus wie meins«, sagte Juana. »Ich habe keineswegs vergessen, wieviel du und Wes uns geliehen habt.« Sie saß Carlotta gegenüber. »Laß dich doch einfach jeden Abend vollaufen, wenn es dir hilft. Du hast den Mann wirklich geliebt, was?«

»Ich liebe ihn immer noch.«

»Entschuldige…«

»Man weiß ja nicht einmal genau, ob er tot ist.«

»Nein.« Ein erneutes Donnergrollen. Juana erschauerte. »Wäre ich doch an deiner Stelle.«

Carlotta runzelte die Stirn.

»Nun, dann wäre David da oben, und nicht Wes. Verdammt. Das klingt entsetzlich. Ich meine… nun, du liebst deinen Wes wirklich. Man sieht, wie es dich mitnimmt. Mir würde David auch fehlen, wir haben uns immer gut verstanden, aber… nun, ich wäre anders als du. Ich seh dich ungern in diesem Zustand, Carla. Du warst immer die Stärkere.«

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