»Gute Nacht, Linda.«
»Auf Wiedersehen, Roger.«
»Und du meinst, es ist endgültig.«
»Absolut. Komm nie wieder, Roger! Beim nächstenmal rufe ich die Wachen.«
»Da wir gerade davon sprechen…«
»Klar, ich sehe zu, daß sie dich rauslassen. Reddington also.«
»Einen Kuß noch – zur Erinnerung an die alten Zeiten.«
»Soviel Whiskey hast du doch nicht getrunken. Also, mach’s gut, Roger!«
Er stieg die Holztreppe hinab zum Lastwagen.
»Na, sie hat sich bestimmt gefreut, dich zu sehen.«
»Harry. Ich hatte gehofft, daß du zurück wärst.«
»Ja. Komm, laß uns bloß abhauen!«
»Hast du was rausgekriegt?«
»Nee.«
»Schade. Ich hätte dich für intelligenter gehalten. Ich hatte leider Pech. Sie hat sich
»Das war deutlich zu erkennen. Hier, kriech hinter den Sitz, und ab geht die Post. Hat sie am Tor angerufen, damit die Posten uns rauslassen?«
»Ja. Wir sind wohl beide zu blöd, um was rauszukriegen.«
»Nun, vielleicht weiß ich ja doch ein wenig«, sagte Harry. »Auf keinen Fall ist das hier ein Gefängnis.«
»Was du nicht sagst!«
»Doch. Wächter gibt es keine, wohl aber scharenweise Schweißer, Schlosser, Installateure und Bauhandwerker. Weißt du, was die meisten von den Jungs machen? Sie schweißen eine unheimlich große halbkugelförmige Stahlplatte zusammen. Was wir da auf den Kais gesehen haben, war nur ein Stück davon. Und weißt du noch was? Hier lagern tausend Atombomben.«
»Unsinn!«
»Wenn ich es dir doch sage! Tausend verdammte ABomben!«
»Was ist?« Harry nahm die Schlüssel aus der Tasche und stieg auf den Fahrersitz.
»Nichts.«
Roger wartete, bis sich Harry ganz auf das Fahrzeug konzentrierte. Dann nahm er die große Wagenheberkurbel vom Kabinenboden und erhob sich leise.
»Reddington?« sagte der Wachmann. Erleichtert seufzte Roger auf. Wie er sich schon gedacht hatte, hatte die Schicht gewechselt. Am Tor stand ein neuer Wächter. Er leuchtete Rogers Gesicht mit seiner Taschenlampe an. Roger kniff die Augen gegen den blendenden Schein zusammen und verzog dabei das Gesicht.
»Könnten Sie mal die Decke wegziehen?«
»Klar.« Roger wandte sich um und hob die Decke hinter den Sitzen hoch.
Der Wachmann war gründlich. Er spähte hinter die Sitze und unter den Wagen. Er prüfte den Passierschein, kontrollierte die Vermerke auf dem Laufzettel und verglich Uhrzeiten.
Doch er war so rücksichtsvoll, Roger nicht noch einmal mit der Taschenlampe in die Augen zu leuchten…
Harry erwachte in einem Raum mit kahlen Wänden. Er lag auf einer Pritsche. Zwei Militärpolizisten der Luftstreitkräfte saßen an einem Tisch am anderen Ende des Raums. Als Harry stöhnend die Augen aufschlug, ging einer von ihnen hinaus.
»Was, zum Teufel, ist hier los?« wollte Harry wissen.
Er bekam keine Antwort. Der Militärpolizist schien ihn überhaupt nicht zur Kenntnis zu nehmen.
Unvermittelt öffnete sich die Tür. Der Mann, der hinausgegangen war, kam mit einem anderen zurück, der eine Fliegerkombi trug. Vier Sterne schimmerten auf seinen Schultern.
»Danke, Airman«, sagte der General. Dann richtete er sein Augenmerk auf Harry. »Nun, Mr. Reddington, würden Sie mir sagen, was hier vor sich geht?«
»Sie sind sicher General Gillespie.« Harry hatte die Fernsehberichterstattung vom letzten Start der Raumfähre gesehen. Das lag ein Leben zurück. Gillespie wirkte viele Jahre älter.
»Das zu wissen ist kein Kunststück. Und wer sind Sie?«
»Sie haben doch meinen Namen gesagt.«
»Ich gebe Ihnen zwanzig Sekunden Zeit, um mir zu erklären, was hier gespielt wird.«
»Roger?«
»Roger Brooks, Sir.«
»Heißt das, daß der Mann, der mit Ihrem Passierschein das Gelände verlassen hat, Roger Brooks war?«
»Ja, Sir.«
»Und Sie sind mit ihm gekommen, um Mrs. Gillespie zu besuchen? Der Einfall dürfte von Roger stammen.«
»Klar. Hat ihm allerdings nichts genützt.«
»Was wollen Sie damit sagen?«
»Sie hat ihn rausgeworfen.«
»Aha.«
»Ihre Minute ist um, Reddington.«