Mit beträchtlich leichteren Geldbeuteln gingen sie zurück zu den Zelten. Auch Bill, Charlie und Ginny hatten grüne Rosetten vorzuzeigen und Mr Weasley trug eine irische Flagge. Fred und George hatten keine Souvenirs, da sie ihr ganzes Geld Bagman gegeben hatten.
Dann drang von irgendwo jenseits des Waldes ein tiefer, dröhnender Gong zu ihnen herüber, und plötzlich flammten auf den Bäumen grüne und rote Laternen auf und tauchten den Weg zum Spielfeld in ihr Licht.
»Es ist so weit!«, sagte Mr Weasley, genauso begeistert wie alle anderen.»Kommt, wir gehen!«
Die Quidditch-Weltmeisterschaft
Ihre neu erworbenen Schätze an sich geklammert folgten sie Mr Weasley den laternenbeschienenen Weg entlang in den Wald. Dem Lärm nach zu schließen waren Tausende auf den Beinen, sie hörten ihr Lachen und Rufen und gelegentlich wehte Gesang an ihre Ohren. Die fiebrige Erregung war höchst ansteckend; Harry konnte nicht aufhören zu grinsen. Zwanzig Minuten lang gingen sie durch den Wald, laut redend und scherzend, bis sie endlich auf der anderen Seite zwischen den Bäumen hervortraten und sich im Schatten eines gigantischen Stadions fanden. Obwohl Harry nur einen kleinen Teil der riesigen goldenen Mauer sah, die das Spielfeld einfaßte, war ihm klar, daß ins Innere des Stadions bequem zehn Kathedralen gepaßt hätten.
»Hunderttausend Plätze«, sagte Mr Weasley, als er Harrys schwer beeindruckte Miene sah.»Eine Spezialistengruppe von fünfhundert Ministeriumsleuten hat das ganze Jahr über daran gearbeitet. Auf jedem Quadratzentimeter ein Muggelabwehrzauber. Jedes Mal, wenn Muggel im letzten Jahr auch nur hier in die Nähe kamen, fielen ihnen plötzlich dringende Verabredungen ein und sie mußten schleunigst fort… besser für sie«, setzte er munter hinzu und führte sie zum nächstgelegenen Eingang, an dem sich schon ein Schwärm lärmender Zauberer und Hexen versammelt hatte.
»Erstklassige Plätze!«, sagte die Ministeriumshexe am Eingang, als sie ihre Karten kontrollierte.»Ehrenloge! Gleich die Treppe rauf, Arthur, bis es nicht mehr höher geht.«
Die Treppen ins Stadion waren mit Läufern in sattem Purpurrot ausgelegt. Sie stiegen mit den anderen aus dem Schwärm der Wartenden nach oben, die sich jedoch allmählich mal rechts, mal links in den Türen zu den Tribünen verloren. Mr Weasley und die Seinen gingen weiter, bis sie schließlich das Ende der Treppe erreichten und in eine kleine Loge traten. Sie bildete den höchsten Punkt des Stadions und lag genau in der Mitte zwischen den goldenen Torstangen. Etwa zwanzig rotgoldene Stühle waren hier in zwei Reihen aufgestellt, und Harry, der den Weasleys in die erste Reihe folgte, sah hinunter auf ein Schauspiel, wie er es noch nie erlebt hatte.
Hunderttausend Hexen und Zauberer nahmen ihre Plätze auf den Sitzen ein, die sich Reihe um Reihe entlang des ovalen Spielfelds emporrankten. Die Szene war in ein geheimnisvolles goldenes Licht getaucht, das aus dem Stadion selbst zu kommen schien. Von hoch oben, wo sie saßen, schien das Feld glatt und weich wie Samt. An den Enden des Feldes standen je drei Pfosten, auf denen in zwanzig Meter Höhe die Torringe angebracht waren; ihnen direkt gegenüber, fast auf Harrys Augenhöhe, befand sich eine gigantische schwarze Tafel. Goldene Schriftzeichen huschten über sie hinweg, als würde die Hand eines unsichtbaren Riesen darüber krakeln und die Schrift dann wieder abwischen; Harry sah eine Weile zu und stellte fest, daß die Tafel Werbesprüche über das Stadion blitzen ließ.
Der Bulle: Ein Besen für die ganze Familie – sicher, zuverlässig und mit eingebautem Diebstahlschutz-Summer… Mrs Skowers Magischer Allzweckreiniger: Kein Fleck, kein Schreck!… Besenknechts Sonntagsstaat – Zaubermode – London, Paris, Hogsmeade…
Harry wandte sich mit Mühe von der Tafel ab, um nachzusehen, wer mit ihnen zusammen in der Loge saß. Noch war niemand da, nur ein winziges Geschöpf hockte auf dem zweitletzten Platz am Ende der hinteren Reihe. Das Wesen, mit so kurzen Beinen, daß sie steif aus dem Sitzpolster ragten, trug ein Geschirrtuch wie eine Toga um den Körper geschlungen und hatte das Gesicht in den Händen verborgen. Doch diese langen, fledermausähnlichen Ohren kamen ihm merkwürdig bekannt vor…
»Dobby?«, sagte Harry ungläubig.
Das kleine Wesen sah auf und spreizte die Finger, durch die hindurch Harry riesige braune Augen und eine Nase von genau der Form und der Größe einer Tomate erkennen konnte. Es war nicht Dobby – es war allerdings unverkennbar ein Hauself, wie Harrys Freund Dobby es gewesen war. Harry hatte Dobby aus den Händen seiner Besitzer, der Familie Malfoy, befreit.