»Ich denke, daß wir derzeit sogar zu sechst sind.,«sagte Luna still zählend.
»Sei kein Dummkopf, wir können nicht alle gehen!,«sagte Harry wütend.»Schau her, ihr drei – er zeigte dabei auf Neville, Ginny und Luna – seid bei dieser Sache nicht dabei, ihr seid nicht…”
Sie fielen ihm laut protestierend ins Wort. Seine Narbe tat erneut einen schmerzvollen Stich. Jeder Moment, den sie sich verzögerten, war wertvoll; Harry hatte keine Zeit zum Diskutieren.
»OK, schön, es ist eure Wahl,«sagte er kurzerhand,»aber nur dann, wenn wir mehr Thestrals finden können, wozu ihr nicht fähig seid…”
»Oh doch, mehr von ihnen werden kommen,«sagte Ginny zuversichtlich, die wie Ron ziemlich in die falsche Richtung blinzelte in der Vorstellung, sie sähe die Pferde an.
»Wie kommst du darauf, das zu denken?«
»Weil, falls du es nicht bemerkt haben solltest, du und Hermine, ihr beide blutbefleckt seid,«sagte sie kühl,»und wir wissen, daß Hagrid Thestrals mit rohem Fleisch anlockt. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum diese beiden zuerst erschienen sind.«
Harry fühlte in diesem Augenblick einen weichen Ruck auf seiner Robe und schaute an sich herunter, um zu sehen, daß der nächste Thestral an seinem Ärmel leckte, der noch feucht von Grawps Blut war.
»Also dann,«kam Harry der glänzende Gedanke,»Ron und ich werden diese zwei Thestrals nehmen und vorausfliegen,
Hermine kann hier mit euch dreien hier bleiben, damit sie noch mehr Thestrals anlockt…”
»Ich bleibe nicht zurück!”, sagte Hermine wütend.
»Es gibt auch keinen Grund,«sagte Luna lächelnd…»Seht nur, hier kommen schon mehr… ihr zwei müsst wirklich riechen…”
Harry drehte sich um: nicht weniger als sechs oder sieben Thestrals suchten ihren Weg durch die Bäume, ihre großen lederartigen Flügel hielten sie fest an ihre Körper gepresst, ihre Augen glommen durch die Dunkelheit. Harry hatte jetzt keinen Vorwand mehr.
»Also dann,«sagte er wütend,»sucht euch eines aus und kommt, los!”.
Kapitel 34 – Die Abteilung der Mysterien
Harry umschlang die Mähne des am nahest stehenden Thestral fest mit einer Hand, stieg mit dem Fuß auf einen nahe liegenden Baumstupf, und kletterte unbeholfen auf das seidenschwarze Pferd. Es schien zwar nicht dagegen zu sein, doch versuchte es mit verdrehtem kopf und entblößten Zähnen Seinen Umhang zu erhaschen.
Er fand eine gute Beinposition hinter den Flügeln, was ihm sofort mehr Sicherheit verlieh, dann schaute er sich nach den Anderen um. Neville hatte sich auf den Rücken des nächsten Thestral gehangelt und versuchte gerade mit einem Bein auf die andere Seite der Kreatur herüber zu schwingen. Luna war schon fertig, sie saß seitlich im Rücken, und rückte grade ihren Umhang zurecht, als ob sie so etwas jeden Tag machen würde. Ron, Hermine and Ginny, standen immer noch bewegungslos an der gleichen Stelle und starrten Sie mit offenen Mündern an.
»Was ist?«fragte er.
»Wie hätten wir aufsteigen können?«fragt Ron zaghaft.»Wo wir die Dinger doch nicht einmal sehen können?«
»Oh, das ist ganz Einfach!«sagte Luna verbindlich, glitt von ihrem Thestral herunter und marschierte zu ihnen hinüber.
»Hermine und Ginny…Kommt her…«
Sie hob einen nach den anderen auf die herumstehenden Thestrals und kehrte anschließend zu ihrem Reittier zurück.
Alle drei schauten sehr nervös, als sie ihnen zeigte wie man sich in der Mähne festhielt, bevor sie dann ihr eigenes Ross bestieg.
»Das ist verrückt…Verrückt… wenn man es nicht sehen kann«murmelte Ron und fuhr dabei mit seiner freien Hand behutsam den Hals des Pferdes auf und ab.
»Du hoffst besser daß es unsichtbar bleibt«sagte Harry finster.»Sind wir nun bereit?«
Sie nickten ihm alle zu und er sah wie sich fünf paar Knie unter ihren Roben streckten.
»Dann los…«
Er schaute auf den schwarz, glänzenden Hinterkopf seines Thestrals und schluckte.
»Zaubereiministerium, London, Besuchereingang, davor…«sagte er ungewiss.»Du… wenn Du weist… wohin es geht…«
Harrys Thestral war einen Moment lang bewegungslos, dann, mit einem gewaltigen Ruck, so das er fast abstürzte, streckte es die Flügel seitlich aus, das Pferd duckte sich, um dann so schnell wie eine Rakete nach oben zu schießen.
Harry hatte Mühe sich festzuhalten, es ging so steil aufwärts, daß er fest zupacken mußte, seine Beine an die Flanken presste, damit er nicht über das knochige Hinterteil abrutschte. Er schloss seine Augen und drückte sein Gesicht in die seidige Mähne, als sie durch die Baumkronen brachen und in den blutroten Sonnenuntergang aufstiegen.
Harry glaubte nicht das er sich jemals so schnell fortbewegt hätte. Das Thestral hinterließ einen Kondensstreifen über dem Schloss. Seine riesigen Flügel schlugen gleichmäßig. Die kalte Luft schlug Harry ins Gesicht. Seine Augen verengten sich bei dem starken Gegenwind zu schlitzen. Er schaute sich nach seinen Fünf hinter ihm aufsteigenden Begleitern um, alle versuchten sich im Nacken des Thestral so klein wie möglich zu machen, um sich so gegen die Luftströmung zu schützen.