Читаем Verbrechen und Strafe (Schuld und Sühne) полностью

»Aber wart' einen Augenblick, du Schornsteinfeger. Du bist ganz von Sinnen! Von mir aus kannst du tun, was du willst. Siehst du, ich habe keine Stunden, und ich pfeife drauf, doch auf dem Trödlermarkte gibt es den Buchhändler Cheruwimow, dieser ist auch eine Stunde seiner Art. Jetzt gebe ich ihn auch für fünf Stunden in Kaufmannshäusern nicht her. Er gibt so allerlei kleine Sachen und naturwissenschaftliche Bücher heraus, und wie die gehen! Was schon die Titel allein wert sind! Du hast immer behauptet, ich sei dumm; bei Gott, Bruder, es gibt Menschen, die noch dümmer sind als ich! Jetzt macht er sogar Tendenzliteratur; er hat davon zwar keinen blauen Dunst, und ich sporne ihn natürlich an. Hier sind etwas mehr als zwei Bogen deutscher Text – meiner Ansicht nach die dümmste Scharlatanerie; mit einem Wort, es wird hier die Frage untersucht, ob die Frau ein Mensch sei oder nicht. Natürlich wird zuletzt sehr feierlich erklärt, sie sei ein Mensch. Cheruwimow bringt das als Beitrag zur Frauenfrage; ich mache die Übersetzung; er wird diese zweiundeinhalb Bogen auf sechs Bogen breitziehen, wir werden einen prunkvollen Titel, der eine halbe Seite füllen wird, erfinden und es zu fünfzig Kopeken verkaufen. Es findet schon seinen Absatz! Für die Übersetzung bekomme ich sechs Rubel für den Bogen, für das Ganze also an die fünfzehn Rubel, sechs Rubel habe ich mir im voraus bezahlen lassen. Wenn wir damit fertig sind, fangen wir an, ein Buch über die Walfische zu übersetzen, dann haben wir uns im zweiten Band der ›Confessions‹ einige langweilige Klatschgeschichten angemerkt und werden auch sie übersetzen; dem Cheruwimow hat jemand gesagt, Rousseau sei eine Art Radischtschew. Ich widerspreche ihm natürlich nicht, hol ihn der Teufel! Nun, willst du den zweiten Bogen von ›Ist die Frau ein Mensch?‹ übersetzen? Wenn du willst, so nimm gleich den Text, auch Papier und Federn – das wird alles vom Verleger beigestellt – nimm auch die drei Rubel: da ich die ganze Übersetzung für den ersten und zweiten Bogen vorausgezahlt bekommen habe, so kommen auf deinen Teil gerade drei Rubel. Und wenn du mit dem Bogen fertig bist, kriegst du noch drei Rubel. Und dann noch eins: halte es bitte nicht für einen Dienst meinerseits. Im Gegenteil: gleich als du hereinkamst, sagte ich mir, womit du mir nützlich sein kannst. Ich bin erstens in der Orthographie nicht ganz sicher und zweitens im Deutschen oft sehr schwach, so daß ich meistens einfach dichte und mich nur damit tröste, daß es dadurch noch besser wird. Wer kann es aber wissen – vielleicht wird es gar nicht besser, sondern schlechter ... Nimmst du es oder nicht?«

Raskolnikow nahm schweigend die deutschen Textseiten, nahm auch die drei Rubel und ging, ohne ein Wort zu sagen, hinaus. Rasumichin sah ihm erstaunt nach. Als Raskolnikow schon bei der Ersten Linie war, kehrte er um, stieg wieder zu Rasumichin hinauf, legte ihm die deutschen Seiten und die drei Rubel auf den Tisch und ging, wieder ohne ein Wort zu sagen, hinaus.

»Hast du das Delirium, oder was?!« brüllte Rasumichin, der schließlich rasend wurde. »Was spielst du Komödie! Selbst mich hast du ganz konfus gemacht ... Was bist du dann hergekommen, der Teufel noch einmal?«

»Ich brauche ... keine Übersetzungen ...« murmelte Raskolnikow, der schon die Treppe hinunterging.

»Was brauchst du denn, zum Teufel?« schrie ihm Rasumichin von oben nach.

Jener ging stumm hinunter.

»He, du! Wo wohnst du?«

Eine Antwort erfolgte nicht.

»Dann hol dich der Teufel!«

Raskolnikow trat aber schon auf die Straße. Auf der Nikolaibrücke mußte er infolge eines für ihn recht unangenehmen Zwischenfalles noch einmal zur Besinnung kommen. Der Kutscher einer Equipage versetzte ihm einen heftigen Peitschenhieb auf den Rücken, weil er beinahe unter die Pferde geraten war, obwohl der Kutscher ihn drei- oder viermal angeschrien hatte. Der Peitschenhieb erboste ihn so, daß er zum Brückengeländer sprang (er ging, er wußte selbst nicht warum, in der Mitte der Brücke, wo gefahren wird, und nicht auf dem Bürgersteig) und zornig mit den Zähnen knirschte und klapperte. Ringsherum erklang natürlich Lachen.

»Ganz recht geschehen!«

»Ist wohl ein Spitzbube!«

»Man kennt es ja: stellt sich betrunken und läuft absichtlich unter die Räder, und unsereins muß dafür auf kommen.«

»Davon leben sie, Verehrtester, davon leben sie ...«

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