Читаем Zweiter Tag - Die Furcht des Weisen Band 2 полностью

»Wenn er drinnen ist, wirst du wahrscheinlich einige Zeit warten. Er freut sich bestimmt, wenn du so lange mit mir kommst. Ich bin vielleicht unterhaltsamer als eine Mauer.« Die alte Frau hob den Arm und winkte einen Jungen herbei. Der Junge kam und sah sie nach einem kurzen Blick auf meine Haare erwartungsvoll an.

Sie machte verschiedene Gesten, von denen ich nur die für leise verstand. »Sag denen drinnen, dass ich mit diesem Mann spazieren gehe, damit er nicht allein im Wind stehen muss. Ich bringe ihn bald wieder zurück.«

Sie klopfte auf meinen Lautenkasten und dann auf meinen Reisesack und das Schwert an meiner Hüfte. »Gib das dem Jungen, er bringt es für dich nach drinnen.«

Ohne meine Antwort abzuwarten zog sie mir den Reisesack von der Schulter, und mir fiel nicht ein, wie ich ihr Angebot auf taktvolle Weise hätte ablehnen können, ohne schrecklich unhöflich zu wirken. Jede Kultur ist anders, doch eines gilt immer: Der sicherste Weg, einen Gastgeber zu kränken, ist, seine Gastfreundschaft zurückzuweisen.

Der Junge entfernte sich mit meinem Gepäck, und die Frau nahm mich am Arm und führte mich weg. Ich fügte mich, dankbar für ihre Gesellschaft. Wir gingen stumm, bis sich vor uns überraschend ein tief eingeschnittenes Tal öffnete. Es war grün und windgeschützt, und in seinem Grund floss ein Bach.

»Was sagst du dazu?«, fragte sie und zeigte auf das Tal.

»Es ist ganz ähnlich wie Ademre.«

Sie tätschelte mir liebevoll den Arm. »Du hast die Fähigkeit, etwas zu sagen, ohne es zu sagen. Das ist unter deinesgleichen sehr selten.« Sie schickte sich an, einen schmalen, steinigen Pfad in das Tal hinunterzusteigen, und stützte sich dabei mit einer Hand auf meinen Arm. Der Pfad führte in Serpentinen an der Talflanke entlang. In einiger Entfernung sah ich einen Jungen mit einer Herde Schafe. Er winkte uns zu, blieb aber stumm.

Wir stiegen zum Talgrund hinunter, wo der Bach weiß schäumend durch ein steiniges Bett schoss. An verschiedenen Stellen hatten sich klare Teiche gebildet, in denen man Fische umherflitzen sah.

»Würdest du das schön nennen?«, fragte die Frau, nachdem wir den Bach eine Weile betrachtet hatten.

»Ja.«

»Warum?«

Unsicherheit. »Vielleicht liegt es an der Bewegung.«

»Die Mauer vorhin hat sich nicht bewegt, und du fandest sie trotzdem schön.« Frage.

»Steine bewegen sich eben nicht. Vielleicht heißt Schönheit, sich wesensgemäß zu bewegen.«

Die Frau nickte, als stelle meine Antwort sie zufrieden. Wir betrachteten weiter das Wasser.

»Hast du schon von dem Latantha gehört?«, fragte die Frau.

»Nein.« Bedauern. »Aber vielleicht kenne ich nur das Wort nicht.«

Die Frau wandte sich ab, und wir gingen weiter das Tal hinab, bis wir an eine breitere Stelle kamen, die an einen sorgfältig gepflegten Garten erinnerte. In der Mitte stand ein hoher Baum, wie ich noch nie einen gesehen hatte.

Wir blieben am Rand des Gartens stehen. »Das ist der Schwertbaum«, sagte die Frau und machte eine Geste, die ich nicht kannte. Sie streifte dabei mit den Handrücken an ihrer Wange entlang. »Der Latantha. Findest du ihn schön?«

Ich betrachtete den Baum. Neugier. »Ich würde ihn mir gern aus der Nähe ansehen.«

»Das ist nicht erlaubt.« Nachdruck.

Ich nickte und betrachtete den Baum aus der Ferne, so gut es ging. Er hatte mächtige, knorrige Äste wie eine Eiche, aber breite, flache Blätter, die in seltsamen Kreisen wirbelten, wenn ein Windstoß sie erfasste. »Ja«, sagte ich schließlich.

»Warum musstest du so lange nachdenken?«

»Ich habe überlegt, warum ich ihn schön finde.«

»Und?«

»Vielleicht, weil er sich seinem Wesen nach sowohl bewegt wie nicht bewegt. Obwohl ich nicht glaube, dass das der Grund ist.«

»Was dann?«

Ich betrachtete den Baum wieder längere Zeit. »Ich weiß es nicht. Was meint Ihr?«

»Er ist einfach da«, sagte die Frau. »Das genügt.«

Ich nickte und schämte mich ein wenig für meine komplizierten Antworten.

»Weißt du, was der Ketan ist?«, fragte die Frau zu meiner Überraschung.

Da ich inzwischen wusste, wie wichtig solche Dinge für die Adem sind, zögerte ich mit meiner Antwort. Andererseits wollte ich die Frau auch nicht anlügen. »Vielleicht.« Verzeihung.

Die Alte nickte. »Du bist vorsichtig.«

»Ja. Seid Ihr Shehyn?«

Sie nickte. »Wann kam dir dieser Verdacht?«

»Als Ihr mich nach dem Ketan fragtet. Und wann kam Euch der Verdacht, ich könnte mehr wissen, als ein Barbar wissen darf?«

»Als ich dich gehen sah.«

Eine Pause entstand.

»Warum tragt Ihr nicht Rot wie die anderen Krieger, Shehyn?«

Shehyn machte einige mir unbekannte Gesten. »Hat dein Lehrer dir gesagt, warum die Adem Rot tragen?«

»Ich habe nicht daran gedacht, ihn zu fragen«, antwortete ich. Es sollte nicht der Eindruck entstehen, Tempi sei ein nachlässiger Lehrer gewesen.

»Dann frage ich dich jetzt.«

Ich überlegte. »Damit ihre Feinde es nicht merken, wenn sie bluten?«

Zustimmung. »Warum trage ich dann Weiß?«

Mir fiel nur eine Antwort ein. Ein Schauer überlief mich. »Weil Ihr nicht blutet.«

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