Die zweihundert Mann des neuen Bergungskommandos waren in einer langen Reihe über die Straße verteilt. Es war das erste Mal, daß sie innerhalb der Stadt zum Aufräumen eingesetzt wurden. Bisher hatte man sie nur in den eingestürzten Fabriken der Vororte beschäftigt. Die SS hatte die Ausgänge der Straße besetzt und außerdem Mannschaften der Länge nach über die linke Seite als Wachen verteilt. Die Bomben hatten hauptsächlich die rechte Seite getroffen; Mauern und Dächer waren über den Fahrdamm gestürzt und machten fast jeden Verkehr unmöglich. Die Häftlinge hatten nicht genug Schaufeln und Hacken; sie mußten zum Teil mit den bloßen Händen arbeiten. Die Kapos und Vorarbeiter waren nervös; sie wußten nicht, ob sie prügeln und antreiben oder sich zurückhalten sollten. Zivilisten war es zwar untersagt, die Straße zu benutzen; aber die Mieter, die in den heilgebliebenen Häusern wohnten, konnten nicht hinausgeworfen werden. Lewinsky arbeitete neben Werner. Beide hatten sich mit einer Anzahl gefährdeter politischer Gefangener zum Bergungskommando gemeldet. Die Arbeit war schwerer als anderswo; aber sie waren auf diese Weise tagsüber dem Zugriff der SS im Lager entzogen; abends, nach dem Einrücken, wenn es dunkel war, konnten sie sich dann bei Gefahr leichter unsichtbar machen und unauffindbar bleiben. »Hast du gesehen, wie die Straße heißt?« fragte Werner leise. »Ja.« Lewinsky grinste. Die Straße hieß Adolf-Hitler-Straße. »Heiliger Name. Hat aber gegen Bomben nichts genützt.«