Читаем Der Piratenfürst: Fregattenkapitän Bolitho in der Java-See полностью

Ein seltsames Gefühl, so unbewegt dazustehen, während das Schiff langsam an der Sperrmauer entlangglitt — wie ein Traum oder ein Zaubertrick. Jeden Moment, glaubte er, müsse sein Achterkastell unter einer Kanonenkugel bersten oder ein Treffer in die angetretenen Seesoldaten schlagen und blutiges Hackfleisch aus ihnen machen.

Der letzte Schuß dröhnte in seinen Ohren, und als der dichte Pulverrauch sich vom Deck hob, sah er eine andere Fregatte am Kopf der Mole vor Anker liegen: ein spanisches Schiff und größer als die Undine; bunt standen seine Fahnen und Wimpel vor der grünen Küste. Der Kommandant dieser Fregatte erinnerte sich bestimmt ebenfalls an frühere Zeiten, dachte Bolitho und blickte zum Wimpel im Großtopp empor, der lustlos in der leichten Brise flappte. Jetzt war es bald soweit: neue Befehle würden ein weiteres Stück in dem großen Puzzlespiel ergänzen.

Mudge schnaubte sich kräftig die riesige Nase wie jedesmal, wenn er im Begriff war, ein Segelmanöver einzuleiten.

«Alles klar, Sir.»

«Gut. An die Brassen! Klar zum Halsen!»

Mr. Mudge gab den Befehl weiter; die nackten Füße der Matrosen platschten im Takt über die frischgescheuerten Decksplanken, und Bolitho atmete erleichtert aus, als jeder Mann ohne Zwischenfälle seine Station erreicht hatte.

«Fier auf Marssegelschoten!»

Die Flagge über der Küstenbatterie dippte kurz im blendenden Sonnenlicht und stieg dann wieder hoch. Ein paar kleine Boote legten von Land ab, die meisten mit Früchten und anderen Handelswaren beladen. Triphook, der Zahlmeister, würde viel zu tun bekommen, denn fast der gesamte Brotvorrat war im ersten Sturm verdorben, und was sie noch an frischem Obst hatten, war der reine Abfall gegen das, was die Boote da heranbrachten.

«Gei auf Marssegel!»

Ein Bootsmannsmaat schüttelte die Faust und brüllte zu einem der Männer auf der Vormarsrah hinauf:

«Schafskopf, ungeschickter! Halt' dich gefälligst mit einer Hand fest, sonst siehst du deine Alte nie wieder!»

Bolitho verfolgte genau, wie der Streifen Wasser zwischen Schiff und Land immer schmaler wurde. Die Sonne blendete; er mußte die Augen zukneifen.

«Ruder in Lee!»

Gespannt wartete er, bis die Undine unter heftigem Killen der noch stehenden Segel würdevoll herumschwang.»Fallen Anker!»

Ein Ruf vom Vorschiff, und mit mächtigem Platschen verschwand der Anker unter der goldenen Gallionsfigur. Herrick wartete, bis der letzte Streifen Leinwand wie weggezaubert an den Rahen verschwunden war, und sagte dann:»Gar nicht so schlecht, Sir, finde ich.»

Bolitho sah ihn todernst an — nur mit Mühe konnte er ein Lächeln unterdrücken.»Gar nicht so verdammt schlecht, Mr. Herrick.»

Der grinste.»Sie werden die Gig nicht brauchen, Sir. Ein Boot hält schon auf uns zu — und was für eins!»

Allday trat heran und reichte Bolitho seinen Degen. Stirnrunzelnd murmelte er, anscheinend tief bekümmert:»Nicht die Gig, Captain?»

Bolitho hob die Arme, damit Allday ihm das Degengehänge umschnallen konnte.»Diesmal nicht, Allday. «Schlimm, wie sowohl Herrick als auch Allday jede seiner Bewegungen beobachteten.

Die Marineinfanteristen traten unter Scharren und Stampfen am Fallreep an. Sergeant Coakers breites Gesicht glänzte unter seinem schwarzen Tschako wie eine mächtige, taufeuchte Frucht.

Bolitho wandte sich der näher kommenden Barkasse zu, einem großartigen Fahrzeug mit vergoldeter und von einem Baldachin überdachter Achterplicht. Dagegen hätte sich Alldays Gig wie ein armseliges Falmouther Hafenboot ausgenommen. Ein reichbetreßter Offizier stand aufrecht im Boot, eine Schriftrolle unterm Arm, und musterte die ankernde Fregatte. Die üblichen Willkommensworte. Die Einleitung zu dem, was jetzt kam.

«Sie bleiben an Bord, Mr. Herrick«, sagte Bolitho bestimmt.»Mr. Davy wird mich an Land begleiten. «Er ignorierte Herricks offensichtliche Enttäuschung.»Passen Sie gut auf und sorgen Sie dafür, daß unsere Leute jederzeit zu allem bereit sind.»

Herrick faßte an den Hut.»Aye, aye, Sir«, sagte er und eilte davon, um Davy von seinem Glück Mitteilung zu machen.

Bolitho lächelte nachdenklich. Bei den vielen Küstenbooten und sonstigen Versuchungen würde Herrick sein ganzes Können aufbieten müssen, damit das Schiff nicht von Händlern und anderen, weniger respektablen Besuchern überschwemmt wurde.

Er hörte He rrick sagen:»Also Sie werden den Captain an Land begleiten, Mr. Davy.»

Davy zögerte, er wog wohl die Gunst des Augenblicks und Herricks Stimmung gegeneinander ab. Schließlich meinte er möglichst beiläufig:»Eine kluge Wahl, Mr. Herrick, wenn ich so sagen darf.»

«Na ja — an Bord würden Sie ja auch verdammt wenig nützen, nicht wahr?«blaffte Herrick, und Bolitho wandte sich ab, um sein Lächeln zu verbergen. Dann intonierten die vier

Trommelbuben auf ihren Pfeifen das alte Flottenlied:»Herzen stark wie Eiche…«, Bellairs schwitzende Seesoldaten präsentierten ihre Musketen, und Bolitho trat herzu, um seinen Besucher zu begrüßen.

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