Читаем Der Schwarm полностью

Anawak bediente eine Weile hereinkommende Kunden, bis Tom erschien und ihn für den Rest des Tages ablöste. Er trat hinaus auf Tofinos Hauptstraße. Dames Whaling Station lag gleich am Ortseingang. Das Gebäude war hübsch, ein typisches Holzhaus mit rotem Giebel, überdachter Terrasse und einer vorgelagerten Rasenfläche, aus der als Wahrzeichen eine sieben Meter hohe Walfluke aus Zedernholz wuchs. In unmittelbarer Nachbarschaft begann dichter Tannenwald. Es sah hier exakt so aus, wie sich Europäer Kanada gemeinhin vorstellten. Die Einheimischen trugen das ihre dazu bei, indem sie abends im Schein der Windlichter ausführlich von Begegnungen mit Bären im eigenen Vorgarten oder Ausritten auf Walbuckeln erzählten. Nicht alles davon stimmte, aber doch das meiste. Vancouver Island pflegte seinen Mythos als Kanada-Konzentrat mit großem Eifer. Der westliche Küstenstreifen zwischen Tofino und Port Renfrew mit seinen sanft abfallenden Stranden, den einsamen, von jahrhundertealten Tannen und Zedern umstandenen Buchten, Sümpfen, Flüssen und zerklüfteten Landschaften lockte jedes Jahr Scharen von Besuchern an. Vom Ufer aus waren mit etwas Glück Grauwale zu beobachten, Otter und Seelöwen, die sich in Küstennähe sonnten. Auch wenn das Meer Regen im Überschwang schickte, kam die Insel dem Paradies nach Meinung vieler hier am nächsten.

Anawak hatte keinen Blick dafür.

Er ging ein Stück in den Ort hinein und bog zu einem Pier ab. Ein zwölf Meter langes Segelschiff lag dort vor Anker, alt und baufällig. Es gehörte Davie. Der Stationschef scheute die Kosten, um es wieder seetüchtig zu machen. Stattdessen hatte er es für einen lächerlichen Betrag an Anawak vermietet, der nun dort lebte und sein eigentliches Zuhause, ein winziges Appartement in Vancouver City, kaum noch aufsuchte. Nur wenn er längere Zeit in der Stadt zu tun hatte, kam es zu vorübergehenden Ehren.

Er ging unter Deck, nahm einen Packen Unterlagen an sich und lief zurück zur Station. In Vancouver besaß er ein Auto, einen rostigen Ford. Für die Insel reichte es, sich hin und wieder Shoemakers alten Land Cruiser auszuleihen. Er stieg ein, startete den Motor und fuhr zum Wickaninnish Inn, einem Hotel der Spitzenkategorie, das wenige Kilometer entfernt auf einem Felsvorsprung lag und einen phantastischen Blick auf den Ozean bot. Inzwischen war der Himmel weiter aufgerissen und ließ blaue Stellen sehen. Die gut ausgebaute Straße führte durch dichten Wald. Nach zehn Minuten stellte er den Wagen auf einem kleinen Parkplatz ab und ging zu Fuß weiter, vorbei an umgestürzten, langsam verrottenden Riesenbäumen. Der ansteigende Pfad wand sich durch grünes Dämmerlicht. Es roch nach feuchter Erde.

Wasser tropfte. Von den Ästen der Tannen wucherten Farne und Moose herab. Alles schien belebt.

Als das Wickaninnish Inn vor ihm auftauchte, hatte die kurze Pause abseits menschlicher Gesellschaft ihre Wirkung getan. Jetzt, wo es einigermaßen aufgeklart hatte, konnte er sich mit seinen Unterlagen in aller Ruhe an den Strand setzen. Eine Weile würde das Licht noch reichen. Vielleicht, dachte er, während er die hölzernen Treppen hinabstieg, die vom Hotel in steilem Zickzack zum Meer hinunterführten, würde er sich anschließend ein Abendessen im Wickaninnish gönnen. Die Küche war ausgezeichnet, und die Vorstellung, unerreichbar für Walker und sein dämliches Getue hier zu sitzen und den Sonnenuntergang zu sehen, besserte seine Laune um ein Weiteres.

Etwa zehn Minuten nachdem er mitsamt Kladde und Laptop einen umgestürzten Baum in Beschlag genommen hatte, sah er eine Gestalt über die Treppen herunterkommen und den Strand entlangschlendern. Sie hielt sich nah am silberblauen Wasser. Es war Ebbe, der Sand im späten Sonnenlicht gesprenkelt von Treibholz. Die Person legte keine besondere Eile an den Tag, aber es war offensichtlich, dass sie in weitem Bogen Anawaks Baum ansteuerte. Er runzelte die Stirn und versuchte, so beschäftigt wie möglich auszusehen. Nach einer Weile hörte er das weiche, knirschende Geräusch näher kommender Schritte. Angestrengt starrte er auf seine Unterlagen, aber mit der Konzentration war es vorbei.

»Hallo«, sagte eine dunkle Stimme.

Anawak schaute auf.

Vor ihm stand eine zierliche, attraktive Frau mit einer Zigarette und lächelte ihn freundlich an. Sie mochte Ende fünfzig sein. Das kurz geschnittene Haar war eisgrau, das Gesicht gebräunt und von unzähligen Falten und Fältchen durchzogen. Sie ging barfuß, trug Jeans und eine dunkle Windjacke.

»Hallo.« Es klang weniger schroff, als er beabsichtigt hatte. Im Moment, da er den Blick zu ihr hob, empfand er ihre Anwesenheit plötzlich nicht mehr als störend. Ihre Augen, von tiefem Blau, funkelten vor Neugierde. In ihrer Jugend musste sie sehr begehrt gewesen sein. Immer noch strahlte sie etwas unbestimmt Erotisches aus.

»Was tun Sie hier?«, fragte sie.

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