Anawak furchte die Stirn. »Gut, spielen wir’s durch. Unterstellen wir das Maximum. Dass die Schlepper von Blauwalen attackiert wurden.
»120 Tonnen sind eine Menge Gewicht.«
Anawak wies mit einer Kopfbewegung auf den Lieferwagen. »Können Sie den hochheben?«
»Was? Den Wagen? Natürlich nicht.«
»Und das, obwohl Sie sich dabei abstützen könnten. Ein schwimmender Körper kann das nicht. Sie heben nun mal nichts, was schwerer ist als Sie selber, ganz gleich, ob Sie ein Wal sind oder ein Mensch. An den Massegleichungen kommen Sie nicht vorbei. Aber vor allem müssen Sie das Gewicht des Wals gegen das des verdrängten Wassers aufrechnen. Da bleibt nicht viel. Nur Vortriebskraft aus der Fluke. Möglich, dass er das Schiff damit in eine neue Bahn lenkt. Vielleicht gleitet er aber im Stoßwinkel sofort wieder ab. Es ist ein bisschen wie beim Billard, verstehen Sie?«
Roberts rieb sich das Kinn. »Einige meinen, es seien Buckelwale gewesen. Andere sprachen von Finnwalen, und die an Bord der
Anawak starrte Roberts fassungslos an. »Als die Trosse gespannt war«, fuhr Roberts fort, »zwischen dem Bug der
»Um Himmels willen. Und die Besatzung?«
»Zwei Vermisste. Die anderen konnten gerettet werden.
— Können Sie sich vorstellen, warum die Tiere so etwas getan haben?«
Gute Frage, dachte Anawak. Tümmler und Belugas erkennen sich im Spiegel. Denken sie? Planen sie? Auf eine Weise, die wir auch nur ansatzweise nachvollziehen können? Was bewegt sie? Kennen Wale ein Gestern oder Morgen? Welches Interesse sollten sie haben, einen Bergungsschlepper abzudrängen oder zu versenken?
Es sei denn, die Schlepper hätten sie bedroht. Oder ihre Jungen.
Aber wie und womit?
»Das alles passt nicht zu Walen«, sagte er.
Roberts wirkte hilflos. »Das sehe ich auch so. Die Besatzungen sehen es anders. Nun, der große Schlepper wurde auf ähnliche Weise attackiert. Schließlich gelang es, die Trosse zu befestigen. Diesmal erfolgte kein weiterer Angriff.«
Anawak starrte grübelnd auf seine Füße.
»Ein Zufall«, sagte er. »Ein schrecklicher Zufall.«
»Meinen Sie?«
»Wir wären vermutlich schlauer, wenn wir wüssten, was mit dem Ruder geschehen ist.« »Dazu haben wir die Taucher angefordert«, antwortete Roberts. »Sie werden in wenigen Minuten so weit sein.« »Haben die noch eine Reserveausrüstung im Wagen?« »Ich denke schon.« Anawak nickte. »Gut. Ich gehe mit runter.«
Hafenwasser war ein Alptraum. Überall auf der Welt. Eine schmuddelige Brühe, in der mindestens so viele Schwebstoffe wie Wassermoleküle unterwegs zu sein schienen. Der Boden war zumeist bedeckt mit einer meterdicken Schlammschicht, aus der beständig Partikel und organisches Material hochgewirbelt wurden. Als die See über Anawak zusammenschlug, fragte er sich einen Moment, wie sie hier überhaupt irgendetwas finden sollten. Er hatte das Gefühl, in braunem Nebel zu versinken. Trübe gewahrte er die Umrisse der beiden Taucher vor sich, dahinter eine diffuse, dunkle Fläche, das Heck der