Читаем Der schwarze Obelisk. Geschichte einer verspäteten Jugend полностью

»Heiß!«heule ich zurück und fühle, wie mir der Schweiß den Rücken ’runterläuft. Ich bin wütend; wenn Erna sich umdreht, wird sie mich schwitzend mit rotem Kopf sehen – aber ich möchte jetzt um alles in der Welt überlegen, kalt und gelassen wie ein Weltmann wirken. Rasch fahre ich mir mit dem Taschentuch übers Gesicht. Riesenfeld grinst mitleidlos. Georg sieht es.»Sie schwitzen selbst ganz nett, Riesenfeld«, sagt er.

»Bei mir ist das was anderes! Es ist der Schweiß der Lebenslust!«brüllt Riesenfeld.

»Es ist der Schweiß der dahinfliegenden Zeit«, krächze ich giftig und spüre, wie mir das Wasser salzig in die Mundwinkel läuft.

Erna ist nahe heran. Sie stiert selig zur Musik hinüber. Ich gebe meinem Gesicht einen leicht erstaunten, überlegen lächelnden Ausdruck, während mir der Schweiß jetzt den Kragen aufweicht.

»Was haben Sie denn?«schreit Riesenfeld.»Sie sehen ja aus wie ein mondsüchtiges Känguruh!«

Ich ignoriere ihn. Erna hat sich umgedreht. Ich blicke kühl auf die Tanzenden und mustere sie, bis ich, mit einem Aufdämmern, so tue, als erkenne ich Erna zufällig. Lässig erhebe ich zwei Finger zum Gruß.»Er ist meschugge«, heult Riesenfeld durch die Synkopen des Foxtrotts»Himmelsvater«.

Ich antworte nicht. Ich bin tatsächlich sprachlos. Erna hat mich überhaupt nicht gesehen.

Die Musik hört endlich auf. Die Tanzfläche wird langsam leer. Erna entschwindet in eine Nische.»Waren Sie eben siebzehn oder siebzig?«heult Riesenfeld.

Da die Musik in diesem Augenblick schweigt, schallt seine Frage mächtig durch den Raum. Ein paar Dutzend Leute sehen zu uns her, und selbst Riesenfeld erschrickt. Ich möchte rasch unter den Tisch kriechen; aber dann fällt mir ein, daß die Leute, die hier sind, die Frage einfach für ein Verkaufsangebot halten können, und ich erwidere kalt und laut:»Einundsiebzig Dollar das Stück, und keinen Cent drunter.«

Meine Antwort erweckt augenblicklich Interesse.»Um was handelt es sich?«fragt ein Mann mit einem Kindergesicht vom Nebentisch her.»Habe immer Interesse für gute Objekte. Cash natürlich. Aufstein ist mein Name.«

»Felix Koks«, erwidere ich die Vorstellung, froh, mich sammeln zu können.»Das Objekt waren zwanzig Flaschen Parfüm. Der Herr drüben hat leider schon gekauft.«

»Schschsch -«macht eine künstliche Blondine.

Die Darbietungen beginnen. Ein Ansager redet Blödsinn und ist wütend, weil seine Witze nicht zünden. Ich ziehe meinen Stuhl zurück und verschwinde hinter Aufstein; für Ansager bin ich ein beliebtes Ziel, und das wäre Ernas wegen heute eine Blamage.

Alles geht gut. Der Ansager zieht mißmutig ab, und wer steht auf einmal in einem weißen Brautkleid mit Schleier da? Renée de la Tour. Erleichtert setze ich mich wieder zurecht.

Renée beginnt ihr Duett. Züchtig und verschämt, in hohem Sopran, tiriliert sie als Jungfrau ein paar Verse – dann kommt der Baß und ist sofort eine Sensation.

»Wie finden Sie die Dame?«frage ich Riesenfeld.

»Dame ist gut -«

»Möchten Sie sie kennenlernen? Mademoiselle de la Tour.«

Riesenfeld stutzt.»La Tour? Sie wollen doch nicht behaupten, daß dieses absurde Naturspiel die Zauberin vom Fenster Ihnen gegenüber ist?«

Ich will es gerade behaupten, um zu sehen, wie er reagiert, da sehe ich etwas wie einen engelhaften Schein um seine Elefantennase wehen. Ohne zu sprechen deutet er mit dem Daumen zum Eingang.»Da – dort drüben – da ist sie ja! Dieser Gang! Man kennt ihn sofort wieder!«

Er hat recht. Lisa ist hereingekommen. Sie ist in Gesellschaft von zwei älteren Knackern und benimmt sich wie eine Dame feinster Gesellschaft, wenigstens nach Riesenfelds Begriffen. Sie scheint kaum zu atmen und hört ihren Kavalieren zerstreut und hochmütig zu.»Habe ich recht?«fragt Riesenfeld.»Kennt man Frauen nicht gleich am Gang?«

»Frauen und Polizisten«, sagt Georg und grinst; aber er blickt ebenfalls wohlgefällig auf Lisa.

Die zweite Nummer des Programms beginnt. Eine Akrobatin steht auf der Tanzfläche. Sie ist jung, hat ein keckes Gesicht, eine kurze Nase und schöne Beine. Sie tanzt einen akrobatischen Tanz, mit Saltos, Handständen und hohen Sprüngen. Wir beobachten Lisa weiter. Sie scheint am liebsten das Lokal wieder verlassen zu wollen. Das ist natürlich Schwindel; es gibt nur diesen einen Nachtklub in der Stadt; das andere sind Cafés, Restaurants oder Kneipen. Deshalb trifft man hier auch jeden, der genug Zaster hat, herzukommen.

»Champagner!«schmettert Riesenfeld mit Diktatorstimme.

Ich schrecke auf, und auch Georg ist besorgt.»Herr Riesenfeld«, sage ich.»Der Champagner ist hier sehr schlecht.«

In diesem Augenblick schaut mich ein Gesicht vom Boden an. Ich blicke erstaunt zurück und sehe, daß es die Tänzerin ist, die sich so weit nach hinten heruntergebeugt hat, daß ihr Kopf zwischen den Beinen wieder hervorkommt. Sie sieht eine Sekunde aus wie ein äußerst verwachsener Zwerg.»Den Champagner bestelle ich!«erklärt Riesenfeld und winkt dem Kellner.

»Bravo!«sagt das Gesicht von unten.

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