Hagen frohlockte innerlich. Er konnte seinem neuen Vater zur Seite stehen und würde dabei gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen. Und die Krönung würde die Rache an Siggi sein. Er öffnete den Mund -
Hagen sah den Alten an. Unter der ledrigen Haut über der leeren Augenhöhle zuckte es, der Blick seines Auges wurde unstet, und auf seiner Miene begann sich die Erkenntnis abzuzeichnen, dass er offensichtlich wieder einmal selbst seinen Plänen im Wege gestanden hatte, wie so oft in der Vergangenheit. Er hätte die Möglichkeit gehabt, Siggi zu den Swart-alfar zu bringen. Aber in der augenblicklichen Lage, wo die Fronten sich so verhärtet hatten, war das so gut wie aussichtslos.
»Nun, Graumantel, was ist?«, fragte Alberich, der zu merken schien, dass er Salz in eine offene Wunde streute. »Warum gehst du nicht und holst mir den Helden? Dann können wir in die Tiefen meines Reiches hinabsteigen und den Speer in den Muspelfeuern schmieden.«
Odin wand sich unter den Worten des Albenkönigs. Hagen war sich bewusst, wie verzweifelt der Gott nach einem Ausweg suchte. Es musste für den Alten die reinste Folter sein. Äonenlang hatte er sich nach einer Möglichkeit gesehnt, das wiederzugewinnen, was verloren war. Nun war es zum Greifen nahe, aber doch so unendlich weit entfernt.
»Odin, ich warte ...«, erinnerte Alberich den Asen daran, dass dieser ihm noch eine Antwort schuldig war.
»Gib mir ein paar deiner Krieger«, meinte Odin, und die Verzweiflung in seiner Stimme war nicht zu überhören. »Dann ...«
»Was zahlst du dafür?«, fragte Alberich.
»Ich ...«, begann Odin. »Ich teile die Macht mit dir.«
»Nein, Einauge«, lächelte der Herr der Swart-alfar. »Du weißt zu gut, selbst wenn du deine Macht zurückerlangst, wirst du nicht die Herrschaft über mein Volk erhalten. Und mich gelüstet es nicht nach mehr.«
»Ich kann dir nichts bieten«, resignierte Odin.
»Brisingamen für den Speer, das ist ein wohlfeiler Preis. Aber
»Und was wäre, wenn ihn meine Krieger hierher schleiften?«, fuhr Alberich fort. »Er könnte sich weigern, das Werk zu vollbringen. Und würdest du ihm mit dem Tode drohen, wenn er es nicht täte, wer weiß, ob er dann den Quell der Kraft in sich entdeckt...«
Odin erkannte, dass der Weg, Siggi mit Gewalt anzuschleppen und ihn zwingen zu wollen, ihm zu Diensten zu sein, falsch wäre. Aber eine andere Möglichkeit sah er nicht.
»Es scheint«, bemerkte Alberich, »ich werde das Geschmeide der Neun Welten auf andere Weise erlangen müssen.«
Odins Blick traf den König der Swart-alfar. Die nackte Verzweiflung leuchtete darin.