Читаем Die Kinder der Nibelungen полностью

Mit einem Mal wurde Hagen klar, dass Siggi der abgefeimteste Schuft war, der ihm je begegnet war. Siggi hatte gewusst, dass Hagen bei den Swart-alfar Gehör finden würde. So hatte der Dieb und Verräter gewiss auch geahnt, dass man eine Falle für ihn aufgestellt hatte. Und er musste gewusst haben, dass er, Hagen, dazu ausersehen war, ihn zu töten; denn schließlich hatte schon einmal ein Hagen einen Siegfried getötet. Sicher hatte Siggi von vornherein geplant, Zweifel in ihm zu säen, damit er diesen Moment zögern würde, und ihm so die größte Demütigung zugefügt, die Verbannung und Entehrung durch seinen Vater.

Siggi ist an allem schuld ...

Dieser gemeine Hund hatte dafür gesorgt, ihn vom Gipfel seiner Macht zu stoßen. Sollte er Siggi noch einmal begegnen, würde er ihn ohne Rücksicht auf Verluste sofort töten, um diesen Verräter, Dieb und Bastard in die Hölle zu jagen...

Hagen rannte einfach weiter in die Höhlen hinein. Durch seine tränenverschleierten Augen konnte er nicht sehen, wohin er lief, aber war es nicht gleich, wohin ihn sein Weg führte? Einen Freund verloren, vom Vater verstoßen. Nie würde er den Swart-alfar wieder unter die Augen treten können ...

Er konnte ihnen nur noch einen Dienst erweisen: Siggis Tod. Und seinen Stolz, seine Ehre konnte er zumindest für sich selbst wiederherstellen.

Recht so, vernahm Hagen in sich die bekannte Stimme, die er schon so oft gehört hat. Nur der Tod des Frevlers kann deine Ehre wiederherstellen. Die Rache ist dein.

Sie war wieder da, die Stimme, die ihn auf dem Weg in die Königshalle schon begleitet, die ihm gesagt hatte, was er tun musste. Für Hagen war sie wie sein Schatten, etwas Vertrautes. Gleichzeitig fühlte er sich ungeheuer erleichtert, fast war er glücklich; denn nicht jeder hatte ihn verlassen.

Noch ist der Kampf nicht verloren, denn der Verräter ist noch in der Anderswelt. Du kannst die Achtung deines Vaters wiedergewinnen, wenn duden Dieb tötest, hauchte es verführerisch in ihm.

»Aber niemand bringt mir Mîm zurück«, sagte Hagen, dem nicht bewusst war, dass er der Stimme in seinen Gedanken laut antwortete.

Er wusste nicht, wem diese Stimme gehörte, aber sie war sein letzter Freund; sie hatte ihm die Augen über Siggi geöffnet, hatte seine ganze Falschheit und Hinterlist bereits erkannt, als er nur einen Teil davon ahnte.

Ja, ich habe dir geholfen, den Verräter zu durchschauen, der den Namen des Drachentöters trägt, säuselte die Stimme.

»Danke«, entgegnete Hagen schlicht.

»Ich tue das für dich, weil du es wert bist«, kam die Stimme plötzlich aus dem Nichts, aber sie war nicht mehr in ihm, sondern schien aus den Wänden zu dringen. Hagen konnte sie hören.

»Ich habe versagt, habe ...«, Hagen war niedergeschlagen. »Er hat mich gedemütigt.«

»Aber du kannst es wieder gutmachen«, antwortete die Stimme eindringlich. »Ich kann dir dabei helfen, wenn du es wirklich willst, Hagen. Nur du kannst es vollenden.«

»Aber wie? Ich habe einmal versagt, habe einmal gezögert. Das Gift seiner blauen Augen, die Freundschaft künden, aber Hass meinen, hat mich die Tat nicht zu Ende führen lassen«, sagte Hagen, und er wunderte sich selbst über seine Wortwahl. Fast war es ihm, als unterhielte sich die Stimme mit sich selbst, aber ihm blieb keine Zeit, darüber nachzudenken.

»Du weißt doch, wie es Hagen mit dem Drachentöter gemacht hat.« Ein seltsamer Unterton, den Hagen nicht deuten konnte, schien für einen Moment durchzuklingen, aber dann kehrte der süße Klang in die Stimme zurück. »Er hat die verwundbare Stelle gefunden, und die war im Rücken. Stoß ihm Siegvaters Runenspeer in den Rücken. Wiederhole die hehre Tat deines Namensvetters; denn er hat Midgard einst von einem Mann befreit, der mit gleicher Feigheit handelte wie dieser Siegfried hier und jetzt.«

Die Stimme war eindringlich, und zusammen mit ihren Worten stiegen in Hagen nochmals die Bilder auf, wie Siggi und seine Schwester ihn immer wieder gedemütigt, seinen Stolz und seine Ehre verletzt hatten. Das Verweigern der Hilfe am Brunnen, der Diebstahl des Ringes und zu guter Letzt die Augenblicke in Muspelheim.

Die Resignation wich; der Zorn, der Wunsch nach Rache wuchs, die Sehnsucht, es dem verhassten Feind ein für alle Male zu zeigen.

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