Читаем Die Töchter des Drachen полностью

Und Beit erzählte. Er sprach eine Stunde lang, ohne zu stocken, und das allermeiste von dem, was Tally hörte, bestand aus unverständlichen Zahlen und Begriffen. Begriffen aus einer Wissenschaft, die so tot war wie die Völker, denen sie gedient hatte, Zahlen aus einer Mathematik, von der Tally niemals gehört hatte. Sie verstand wenig, nichts von den Daten und Maßen, die Beit hervorsprudelte, und wenig von den Fakten; noch viel weniger von dem, was sich aus dem Gehörten ergeben mochte. Aber was sie verstand, erschreckte sie zutiefst. Vielleicht, weil es so viel war. Für sie – wie für fast alle Menschen und nicht-Menschen – war der Schlund ein Geheimnis, das größte und düsterste Mysterium der Welt. Die Hölle. Niemand wußte etwas darüber.

Aber das Wissen war da. Und es war nicht einmal geheim. Jan hatte Beit ja in ihrem Beisein verboten, ihr irgendwelche Geheimnisse anzuvertrauen, und Tally hatte es nicht vergessen. Das war es, was sie am meisten entsetzte: das Große Geheimnis war keines. Es lag da, offen und für jedermann greifbar – und doch schien es, als interessiere sich niemand wirklich dafür.

Länger als eine Stunde hörte Tally dem Erinnerer zu, und selbst als sie sich schließlich erhob und Beit mit einem scharfen »Abbruch« zum Verstummen brachte, schien er noch lange nicht am Ende seines Wissens angekommen zu sein.

Aufs tiefste verwirrt zog sie sich in ihr Zimmer zurück und legte sich angezogen aufs Bett. Zwei Stunden nach Sonnenuntergang, hatte in ihrem kurzen Brief an Hrhon gestanden. Sie hatte keine Möglichkeit, die Zeit zu messen – was ihr wie eine Stunde vorgekommen war, mochte viel länger, aber auch viel kürzer sein. Aber so oder so konnte nicht mehr allzuviel Zeit vergehen, bis der Waga kam.

Tally lächelte in stummer Vorfreude auf die unangenehme Überraschung, die sie sich für Karan und seinen Sohn ausgedacht hatte. Die Töchter des Drachen waren nicht die einzigen, die sich auf das Spinnen von Intrigen verstanden.

Aber als dann plötzlich unter ihr im Haus Lärm laut wurde, da war es nicht der Waga, der kam, sondern Weller. Sie erkannte seine Stimme, noch ehe sie die Treppe hinunter und ins Kaminzimmer geeilt war, und obwohl sie die Worte nicht verstand, spürte sie doch die Aufregung, die aus ihnen sprach.

Als sie ins Zimmer trat, verstummte Weller mitten im Wort und sah sie mit einer sonderbaren Mischung aus Zorn und Schrecken an. Sein Gesicht glänzte vor Schweiß, und sein Atem ging sehr schnell. Tally begriff, daß er über eine lange Strecke hinweg gelaufen sein mußte.

Ganz instinktiv sah sie auch Jan und dessen Vater an. Karans Gesicht wirkte wie eine Maske aus Falten und grauem Stein, wie immer, aber auf Jans Zügen war deutliche Bestürzung abzulesen; wenn auch keine Sorge oder gar Angst. Welche Botschaft Weller auch immer brachte, dachte Tally, sie hatte Karan und seinen Sohn überrascht, aber nicht erschreckt.

»Was ist geschehen«, begann sie übergangslos.

»Das fragst du?« Weller schnaubte. »Die halbe Stadt steht Kopf«, fuhr er zornig fort. »Deinetwegen. Sie suchen dich überall. Die Belohnung ist verdoppelt worden. Jandhi selbst leitet die Suchtrupps.«

»Und deshalb bist du zurückgekommen?« fragte Tally spöttisch. »Willst du dir die Belohnung verdienen, oder mich warnen? Das eine ist nicht möglich, das andere nicht nötig.«

Weller machte eine ärgerliche Handbewegung. »Hör endlich auf, die Naive zu spielen«, sagte er. »Ich...« Er brach ab, seufzte, und ließ sich schwer auf einen Stuhl sinken. Auf einen Wink Karans hin brachte Jan ihm einen Becher Wein, den er mit tiefen, gierigen Zügen leerte. Erst dann sprach er weiter.

»Es ist schlimmer, als du denkst, Tally«, sagte er ernst.

»Sie wissen alles. Ich mietete mir einen Träger, um zurückzureiten, aber ich bin nicht einmal bis zur Hälfte gekommen. Sie suchen dich – und sie suchen auch mich. «

Es dauert einen Moment, bis Tally begriff. »Dich?« vergewisserte sie sich.

Weller nickte. »Ja. Ich habe einen Vertrauten in der Garde, der mir alles erzählt hat. Wäre er nicht gewesen, wäre ich ihnen direkt ins offene Messer gelaufen. Sie haben die Brücke abgeriegelt, und eine ganze Hundertschaft Gardisten hat meine Höhle oben in der Klippe besetzt.«

»Aber wie –«, begann Jan, wurde aber sofort wieder von Weller unterbrochen.

»Ich bin noch nicht fertig, Jan. Sie wissen alles. Wenn mein Freund nicht gelogen hat – und warum sollte er?

- dann wußten sie, daß wir kommen, noch bevor wir Schelfheim auch nur erreichten.«

Tally sah ihn ungläubig an, aber Weller nickte nur, um seine Worte zu bekräftigen. »Sie kennen dich, sie kennen Hrhon, und sie wissen von mir«, sagte er noch einmal.

»Frag' mich nicht, woher, aber sie wissen alles.« Er grinste schief. »Es war kein Zufall, daß die Stadtgarde auftauchte, als Barok und seine Klorschas uns gestellt hatten, Tally. Sie haben auf uns gewartet. Wäre das Feuer nicht ausgebrochen, wären wir nicht einmal in die Stadt hineingekommen. Wenn ich nur wüßte, wie sie es erfahren haben.«

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Андрей Боярский

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