Kameras arbeiteten. Villars überlegte, wie viele es überstehen würden. Er sah durch das dunkelste der vorhandenen PeriskopFilter.
Mit einemmal leuchteten die Wolken so grell wie die Sonne. »Eintrag im Logbuch«, rief er. »Erster Lichtblitz um 18 Uhr 54 20 Sekunden.«
Im gleichen Augenblick entstand in den Wolken nordöstlich eine Öffnung, eine Helligkeit wie von Gottes eigenem Fotoblitz, und die Kameras waren hinüber. »Reservekameras aufstellen«, brüllte Villars seinen Männern zu, die bereits damit beschäftigt waren. Sein rechtes Auge nahm nichts wahr als ein Nachbild. Er preßte das linke ans Periskop.
Er sah gleißenden Lichtschein und kniff das Auge zusammen. Helligkeit stieg aus einem Loch im Meer blendend auf, das immer größer wurde, ein Loch mit glattgebogenen Rändern, Nebelschwaden strömten heraus, und ein kegelförmiges Flutlicht wies gerade nach oben. Der Strahl wurde breiter: die Öffnung erweiterte sich. Wolken entstanden und verschwanden um eine glatte, gekrümmte Wasserwand, die sich allmählich auf das UBoot zuschob.
Der Rand einer Sonne ließ sich über der Wand gerade noch ausmachen.
»Etwa vierzig Seemeilen ostnordöstlich von unserer gegenwärtigen Position. Das wär’s.« Villars richtete sich auf. »Kameras einholen. Periskop einfahren. Runter auf dreißig Meter.«
Die
»Kurs fünfundachtzig Grad Steuerbord legen.«
»Fünfundachtzig Grad Steuerbord liegen an«, kam es vom Rudergänger zurück.
»Die Besatzung warnen«, sagte Villars.
»Hört euch das nur an, klingt ganz wie Wasserbomben.«
Das Schiff drehte sich. Villars spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoß. Irgendwo brach ein schrilles Kreischen blitzartig ab, und er hörte einen dumpfen Schlag.
Minuten später ertönte es: »Eine starke Strömung, Käpt’n. Wir werden nach Nordosten gezogen.«
»Gut auf Kurs halten.«
Nachrichten kamen um neun Uhr morgens, wenn es welche gab. Marty bemühte sich, sie nie zu verpassen. Fox war es nicht immer der Mühe wert.
Ganz gleich, wie früh Marty aufstand, immer war Fox schon auf und hatte einen Topf Kaffee fertig. Es war sinnlos, ihn zu sparsamem Umgang mit dem Kaffee zu mahnen.
»Wenn er alle ist, kommen wir ohne aus. Bis dahin haben wir welchen«, lautete seine stereotype Antwort auf Martys inständige Bitten. »Weißt du, was mit dir los ist?«
Marty sah von dem Radio auf, an dessen Einstellknopf er gerade herumdrehte. »Wie?«
»Du hängst immer noch an der Welt, die du hinter dir gelassen hast. Solange du dir Sorgen um die Zivilisation machst, ist das nur eine weitere Möglichkeit, wie dich die Wüste umbringen kann. Entspann dich! Wir können sowieso nichts unternehmen. Wir haben bereits alles aufgegeben, worüber die anderen so verbissen herrschen. Jetzt stehen wir auf eigenen Füßen.«
»Schon richtig.« Sorgfältig suchte Marty weiter. »Du meinst, daß du es geschafft hast, was?« Er hatte Draht als Wurfantenne über die Spitze eines hohen Pfostens gelegt, den jemand vor Jahren als Flaggenmast errichtet hatte. Es funktionierte ganz gut.
Vier Stunden nach Sonnenaufgang war Shoshone normalerweise der reinste Glutofen. An diesem Morgen hatten sich schon ziemlich früh sonderbare fasrige Wolken gebildet, die sehr hoch standen. Sie waren nicht dicht genug, um die Sonne zurückzuhalten, aber offensichtlich hatten sie eine gewisse abschirmende Wirkung. Trotzdem trieb ihnen die Hitze den Schweiß aus den Poren.
»Ich ruh mich nun ein Weilchen aus«, sagte Fox. »Wenn es sich mal wieder lohnen sollte, rette ich von mir aus auch die Welt.«