»Als ob sie das nicht längst machten. Ich hab schon Raketen gesehen, bevor ich gedreht hatte.«
»Tatsächlich?«
Der Haupttank des Shuttle war inzwischen ein grüngeränderter schwarzer Schatten, der immer heller aufleuchtete. Die Große Mama hatte ihre eigenen Verteidigungseinrichtungen. Mit einemmal verschwand der Schatten in einem halben Dutzend gleichzeitig aufblitzender Flammen. Raketen hatten ihr Ziel gefunden, allerdings das falsche. Das Shuttle beschrieb eine Kurve, und Roy spürte förmlich, wie Bruchstücke des Tanks gegen den KeramikHitzeschild hämmerten. Für die
Jay griff nach unten, um vom Boden aufragende Hebelarme zu betätigen. Sie stellten die Verbindung zu Ventilen auf der unteren Ebene her. Wasser, das beim Start Eis gewesen war, strömte aus Öffnungen in der Nase des Shuttles. Wasserdampf hüllte die Schuttwolke vor ihnen ein.
Vielleicht konnte sich die
»Sind wir noch immer auf Abfangkurs?«
»Ja.«
»Dann machen wir mal die Luke auf. Aber die Vögel lassen wir erst fliegen, wenn wir näher dran sind. Falls du alles richtig gemacht hast…«
»Die halten uns bestimmt längst für tot«, rief Jay lachend.
Das Thermometer zeigte Harrys Körpertemperatur mit neununddreißig Grad an. ‘
»Da kommt was rein. Warten.«
Die
»An Backbord vorn haben wir was abgekriegt«, sagte Gillespie. »Der Dampfdruck geht runter.«
»Läßt sich schwer steuern.«
»Etwas ist an Backbord vorn nicht in Ordnung.«
»Harry!«
»Ja, Max. Bin schon unterwegs. Jeff, an die Arbeit!«
Sie kamen nur langsam vorwärts. Je weiter sie nach vorn gelangten, desto wärmer wurde es. Überall ließen sich Schäden erkennen. Haltegriffe fehlten, die Wandungen hatten neue Löcher.
Etwas zupfte an Harry. Er sah sich um. Seine Luftschläuche waren straff gespannt. »Ich bin am Ende der Fahnenstange.«
»Max, wir kommen nicht weiter«, berichtete Jeff Franklin.
»Ihr müßt! Unmittelbar vor euch verlieren wir Druck.«
»Tja, so ist das – das mächtigste von Menschenhand gebaute Raumschiff gibt aus Mangel an Dampf den Geist auf.«
»Schön, ich seh mal nach«, sagte Harry und löste die Leitung. Jetzt war er auf den Luftvorrat in seinen Atemluftflaschen angewiesen.
Die Große Mama war ganz nah. Die Triebwerksflamme, der dunkle Zylinder an ihrer Spitze – das plötzliche grüne Aufblitzen, die GlühwürmchenLichtpunkte von Raketen, die aus vier Positionen an seiner Flanke kamen…
»Feuer!« sagte Roy.
»Ich warte noch.«
»Schön. Raketen eins bis fünf sind unterwegs. Ich spreche jetzt das Ziel für die nächste Gruppe an. Wir haben doch ein paar Minuten Zeit, nicht wahr?«
»Sagen wir zwei, bis die Raketen da sind.«
»Raketen sechs bis zehn, los!« Das grüne Licht war dunkler geworden. Die Laser der Großen Mama hatten interessante Ziele gefunden: die Raketen der
»… aber hier wird es immer wärmer. Hol’s der Teufel, lange machen wir es nicht mehr. Wie sieht es bei dir aus?«
»Ziel angesprochen, Raketen elf bis fünfzehn sind unterwegs. Das war’s. Dreh jetzt! Schnell!«
Triebwerke sprangen an. Die
Etwas drückte sie schlagartig in die Sitze. »Der Wiedereintritt in die Atmosphäre wird schwierig«, sagte Jay und lachte.
Das Shuttle schwankte: eine Explosion hämmerte gegen eine der Tragflächen. Jay stabilisierte das Schiff mit den Lagesteuerungsdüsen.
»Wenn ich doch nur was sehen könnte!« beschwerte sich Roy.
Außer Sternen und einem grünen Lichtschein war vor dem Fenster nichts zu erkennen. Der Hitzeschild kochte förmlich unter den Laserstrahlen der Großen Mama. »Sind wir immer noch im Ziel? Es würde mir sehr leid tun, nach alldem jetzt daneben zu schießen.«
»Die Große Mama ist ein riesiges Ziel«, sagte Jay. Viel mehr gab es wohl kaum zu sagen.
Die Backbordseite im Bug war ein einziges Chaos. Dampf entströmte geborstenen Leitungen und suchte sich seinen Weg durch den zerfetzten Rumpf nach draußen.
»Stellt den verdammten Dampf ab!« schrie Harry.