»Das ist sehr lieb von dir, Harry, aber es ist eine stumpfsinnige Arbeit«, sagte Mrs Weasley.»Nun, hören wir Mai, was Lockhart dazu sagt -«
Und sie zog einen dicken Wälzer vom Kaminsims. George stöhnte auf,
»Mum, wir wissen, wie man einen Garten entgnomt -«
Harry sah auf den Einband von Mrs Weasleys Buch. In verschlungenen Goldlettern standen darauf die Worte: Gilderoy Lockharts Ratgeber für Schädlinge in Haus und Hof Auf dem Umschlag prangte das Foto eines sehr gut aussehenden Zauberers mit wehendem Blondhaar und hellblauen Augen. Wie immer in der Zaubererwelt bewegte sich das Foto und der Abgebildete, offenbar Gilderoy Lockhart, zwinkerte ihnen verschmitzt zu. Mrs Weasley sah mit strahlenden Augen zu ihm hinunter.
»Ach, ein wunderbarer Mann«, sagte sie,»er kennt sich aus mit Haushaltsschädlingen, da könnt ihr Gift drauf nehmen, ein fabelhaftes Buch…«
»Mum steht auf ihn«, flüsterte Fred laut und deutlich.
»Mach dich nicht lächerlich, Fred«, sagte Mrs Weasley mit deutlich rosa angehauchten Wangen.»Na gut, wenn ihr glaubt, ihr wüßtet's besser als Lockhart, dann mal los, und wehe, es ist noch ein einziger Gnom im Garten, wenn ich nachschauen komme.«
Grummelnd und gähnend schlurften die Weasleys nach draußen, Harry im Schlepptau. Der Garten war groß und genau nach Harrys Geschmack. Die Dursleys hätten ihn nicht gemocht – es gab eine Menge Unkraut und das Gras hätte mal gemäht werden müssen – entlang der Mauer standen knorrige Bäume; in den Blumenbeeten wucherten Pflanzen, die Harry noch nie gesehen hatte, und in einem großen grünen Teich quakten Frösche.
»Auch Muggel haben Gartengnomen, mußt du wissen«, sagte Harry, während sie über den Rasen gingen.
»ja, ich hab die Dinger gesehen, die sie für Gnomen halten«, sagte Ron, kniete sich hin und steckte den Kopf tief in einen Pfingstrosenbusch,»zum Beispiel fette kleine Weihnachtsmänner mit Angelruten…«
Es gab ein heftiges Gezerre, der Pfingstrosenbusch zitterte und Ron richtete sich auf.»Das ist ein Gnom sagte er grimmig.
»Loslassen, loslassen!«, fiepte der Gnom.
Er sah ganz und gar nicht nach einem Weihnachtsmann aus. Er war klein und lederhäutig und hatte einen großen, knubbligen Glatzkopf wie eine Kartoffel. Ron hielt ihn mit ausgestrecktem Arm von sich, weil er mit seinen hornhäutigen kleinen Füßen um sich trat; er packte ihn um die Fußgelenke und ließ ihn mit dem Kopf nach unten baumeln.
»so macht man das«, sagte er. Er hob den Gnomen hoch (»Loslassen!«) und begann ihn wie ein Lasso über seinem Kopf zu schwingen. Als er Harrys erschrockenes Gesicht sah, sagte Ron:
»Es tut ihnen nicht weh – man muß sie nur richtig schwindlig machen, damit sie nicht wieder in ihre Löcher zurückfinden.«
Er ließ los: Der Gnom flog zehn Meter durch die Luft und landete mit einem Plumps im Feldjenseits der Hecke.
»Erbärmlich«, kommentierte Fred den Wurf.»Ich wette, ich kann meinen bis zu diesem Baumstumpf schleudern.«
Harry merkte schnell, daß man nicht allzu viel Mitleid mit den Gnomen haben brauchte. Den ersten, den er fing, wollte er einfach auf die andere Seite der Hecke fallen lassen, doch der Gnom, der seine Vorsicht spürte, versenkte seine messerscharfen Zähnchen in Harrys Finger. Der hatte Mühe, ihn abzuschütteln, bis -
»Mensch, Harry! Das müssen zwanzig Meter gewesen sein…«
Bald war die Luft erfüllt von fliegenden Gnomen.
»Siehst du, sie sind nicht allzu helle«, sagte George, der fünf oder sechs Gnomen gleichzeitig gepackt hatte.»Sobald sie wissen, daß es mit dem Entgnomen losgeht, stürmen sie hoch, um zuzusehen. Man sollte meinen, inzwischen hätten sie gelernt, in ihren Löchern zu bleiben.«
Mit eingezogenen kleinen Schultern begannen die Gnomen auf dem Feld im Gänsemarsch davonzuziehen.
»Die kommen zurück«, sagte Ron, während sie die Gnomen in der Hecke auf der anderen Seite des Feldes verschwinden sahen.»Denen gefällt es hier… Dad ist nicht streng genug mit ihnen. Er findet sie lustig…«
In diesem Augenblick fiel die Haustür ins Schloß.
»Er ist da!«, sagte George,»Dad. ist heimgekommen!«
Sie rannten durch den Garten zurück ins Haus.
Mit geschlossenen Augen und der Brille in der Hand war Mr Weasley auf einem Küchenstuhl zusammengesunken. Er war dünn und hatte nur noch spärliches, doch ebenso rotes Haar wie seine Kinder. Sein langer grüner Umhang war staubig und verschlissen.
»Was für eine Nacht«, murmelte er und griff nach der Teekanne, während sich die jungen um ihn herum niederließen.»Neun Hausdurchsuchungen. Neun! Und der alte Mundungus Fletcher wollte mir einen Zauberbann auf den Hals jagen, als ich ihm gerade den Rücken zudrehte…«
Mr Weasley nahm einen kräftigen Schluck Tee und seufzte.
»Hast du was gefunden, Dad?«, wollte Fred wissen.
»Nichts außer ein paar schrumpfenden Schlüsseln und einem beißenden Kessel«, gähnte Mr Weasley.»Außerdem noch einige recht üble Sachen, für die wir allerdings nicht zuständig sind. Mortlake haben sie wegen ein paar äußerst merkwürdiger Frettchen zum Verhör mitgenommen, aber das fällt nicht in meine Abteilung, Gott sei Dank…«