Der späte Abend brach ein, die beiden Freunde begaben sich zusammen nach ihrer Wohnung. Da fuhr es dem Balthasar, selbst wusste er nicht wie, heraus, dass er dem Professor Mosch Terpin begegnet, der ihn auf den folgenden Abend zu sich geladen. «Ei, du glücklicher,» rief Fabian, «ei, du überglücklicher Mensch! – da wirst du dein Liebchen, die hübsche Mamsell Candida, sehen, hören, sprechen!» – Balthasar, aufs Neue tief verletzt, riss sich los von Fabian und wollte fort. Doch besann er sich, blieb stehen und sprach, seinen Verdruss mit Gewalt niederkämpfend: «Du magst recht haben, lieber Bruder, dass du mich für einen albernen verliebten Gecken hältst, ich bin es vielleicht wirklich. Aber diese Albernheit ist eine tiefe schmerzhafte Wunde, die meinem Gemüt geschlagen, und die, auf unvorsichtige Weise berührt, im heftigeren Weh mich zu allerlei Tollheit aufreizen könnte. Darum, Bruder, wenn du mich wirklich lieb hast, so nenne mir nicht mehr den Namen Candida!» – «Du nimmst,» erwiderte Fabian, «du nimmst, mein lieber Freund Balthasar, die Sache wieder entsetzlich tragisch, und anders lässt sich das auch in deinem Zustande nicht erwarten. Aber um mit dir nicht in allerlei hässlichen Zwiespalt zu geraten, verspreche ich, dass der Name Candida nicht eher über meine Lippen kommen soll, bis du selbst mir Gelegenheit dazu gibst. Nur so viel erlaube mir heute noch zu sagen, dass ich allerlei Verdruss vorausgehe, in den dich dein Verliebtsein stürzen wird. Candida ist ein gar hübsches herrliches Mägdlein, aber zu deiner melancholischen, schwärmerischen Gemütsart passt sie ganz und gar nicht. Wirst du näher mit ihr bekannt, so wird ihr unbefangenes heitres Wesen dir Mangel an Poesie, die du überall vermissest, scheinen. Du wirst in allerlei wunderliche Träumereien geraten, und das Ganze wird mit entsetzlichem eingebildeten Weh und genügender Verzweiflung tumultuarisch enden. – Übrigens bin ich ebenso wie du auf morgen zu unserm Professor eingeladen, der uns mit sehr schönen Experimenten unterhalten wird! – Nun gute Nacht, fabelhafter Träumer! Schlafe, wenn du schlafen kannst vor solch wichtigem Tage wie der morgende!»
Damit verließ Fabian den Freund, der in tiefes Nachdenken versunken. – Fabian mochte nicht ohne Grund allerlei pathetische Unglücksmomente voraussehen, die sich mit Candida und Balthasar wohl zutragen konnten; denn beider Wesen und Gemütsart schien in der Tat Anlass genug dazu zu geben.