Ha, rief die Benzon mit bittrem Lachen: der Fürst hat sich bei Euch Rats erholt, Meister Abraham. In der Tat, Ihr seid die wahre Stütze des fürstlichen Hauses, dem Vater und dem Sohne laßt Ihr Eure Weisheit und Erfahrung zufließen, und wenn guter Rat teuer oder gar nicht zu haben ist – «—»So«, fiel Meister Abraham der Benzon ins Wort,»so gibt es eine Rätin, die eigentlich das glanzvolle Gestirn ist, das hier alles erleuchtet, und unter dessen Einfluß auch nur ein armer alter Orgelbauer bestehen, und sein einfaches Leben ungestört durchfristen kann.«
«Scherzt nicht so bitter«, sprach die Benzon,»Meister Abraham, ein Gestirn, das glanzvoll geleuchtet, kann unserm Horizont entfliehend schnell verbleichen, und endlich ganz untergehen. Die seltsamsten Ereignisse scheinen sich durchkreuzen zu wollen, in diesem einsamen Familienkreise, den eine kleine Stadt und ein paar Dutzend Menschen mehr, als eben darin wohnen,
«Ich verstehe Euch nicht«, sprach die Benzon mit verächtlichem Ton, indem sie dem Meister einen stechenden Blick zuwarf und dann schnell das Gesicht abwandte. —
Fürst Irenäus hatte im Gefühl des Vertrauens, das er dem Meister Abraham schenken, ja der geistigen Übermacht, die er ihm zugestehen mußte, alle fürstliche Bedenklichkeiten beiseite gestellt, und im Fischerhäuschen sein ganzes Herz ausgeschüttet, auf alle Äußerungen der Benzon über die verstörenden Ereignisse des Tages aber geschwiegen. Dies wußte der Meister, und um so weniger durfte ihm die Empfindlichkeit der Rätin auffallen, wiewohl er sich verwunderte, daß, kalt und in sich verschlossen, wie sie war, sie diese Empfindlichkeit nicht besser zu verbergen vermochte.
Wohl mußte es aber die Rätin tief schmerzen, daß sie das Monopol der Vormundschaft über den Fürsten, das sie sich angeeignet, aufs Neue, und zwar in einem kritischen, verhängnisvollen Augenblick, gefährdet sah.
Aus Gründen, die sich vielleicht später klar entwickeln dürften, war die Verbindung der Prinzessin Hedwiga mit dem Prinzen Hektor der Rätin feurigster Wunsch. Auf dem Spiele stand diese Verbindung, so mußte sie glauben, und jede Einmischung eines dritten in diese Angelegenheit ihr bedrohlich erscheinen. Überdies sah sie sich zum erstenmal von unerklärlichen Geheimnissen umringt, zum ersten Mal schwieg der Fürst, konnte sie, die gewohnt das ganze Spiel des phantastischen Hofes zu regieren, tiefer gekränkt werden?
Meister Abraham wußte, daß einem aufgeregten Weibe nichts besser entgegenzusetzen ist als unüberwindliche Ruhe, er sprach daher kein Wörtchen, sondern schritt schweigend daher neben der Benzon, die sich in tiefen Gedanken nach jener Brücke wandte, die der geneigte Leser schon kennt. Sich auf das Geländer stützend schaute die Rätin hinein in die fernen Büsche, denen die sinkende Sonne, noch wie zum Abschiede, goldene leuchtende Blicke zuwarf.
«Ein schöner Abend«, sprach die Rätin, ohne sich umzuwenden.»Gewiß«, erwiderte Meister Abraham,»still, ruhig, heiter wie ein unbefangenes, unverstörtes Gemüt«.
«Sie können«, fuhr die Rätin fort, das vertraulichere Ihr, mit dem sie sonst den Meister anredete, aufgebend,»mein lieber Meister, es mir nicht verargen, daß ich mich schmerzhaft berührt fühlen muß, wenn der Fürst plötzlich nur