Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

»Ich komme mit, Onkel Jamie!« Ian krabbelte hastig aus der Grube; seine mageren Schultern glänzten vor Schweiß. »Nur falls du Hilfe brauchst«, fügte er atemlos hinzu.

»Angst, im Dunkeln allein zu bleiben?«, fragte Fergus sarkastisch. Ich hatte den Eindruck, dass ihn der Friedhof nervös machte, denn obgleich er Ian, den er als einen jüngeren Bruder betrachtete, manchmal hänselte, wurde er dabei nur selten gemein.

»Ja, habe ich«, sagte Ian schlicht. »Du nicht?«

Fergus öffnete den Mund, zog die Augenbrauen hoch, machte den Mund wieder zu und wandte sich ohne ein Wort der schwarzen Öffnung des Friedhofstores zu, durch die Jamie verschwunden war.

»Findest du nicht, dass es hier schrecklich ist, Tante Claire?«, murmelte Ian nervös. Er hielt sich dicht neben mir, als wir Fergus’ flackernder Fackel zwischen den aufragenden Steinen folgten. »Ich muss immer an die Geschichte denken, die Onkel Jamie erzählt hat. Und dass vielleicht jetzt, wo Gavin tot ist, das kalte Wesen … ich meine, glaubst du, es könnte kommen … und ihn holen?« Ein hörbares Schlucken unterbrach die Frage, und ein eisiger Finger berührte mich genau an der Wurzel meiner Wirbelsäule.

»Nein«, sagte ich etwas zu laut. Ich ergriff Ians Arm, weniger zur Stütze als vielmehr, weil er ein Wesen aus Fleisch und Blut war. »Ganz bestimmt nicht.«

Seine Haut war klamm vom verdunstenden Schweiß, aber es beruhigte mich, seinen mageren, muskulösen Arm unter meinen Fingern zu spüren. Jetzt, wo er nur halb sichtbar war, erinnerte er mich an Jamie; er war fast so groß wie sein Onkel und fast genauso stark, obwohl er noch die magere Schlaksigkeit des Heranwachsenden an sich hatte.

Dankbar tauchten wir schließlich in den kleinen Lichtkegel ein, den Fergus’ Fackel warf. Das flackernde Licht schien durch die Wagenräder und warf Schatten, die wie Spinnweben im Staub lagen. Auf der Straße war es genauso heiß wie auf dem Kirchhof, doch es kam mir irgendwie so vor, als könnte man die Luft freier und leichter atmen, wenn man nicht mehr unter den erdrückenden Bäumen stand.

Zu meiner Überraschung war Duncan immer noch wach. Er hing auf der Sitzbank des Wagens wie eine verschlafene Eule und hatte die Schultern bis zu den Ohren hochgezogen. Er sang vor sich hin, hörte damit aber auf, als er uns sah. Das lange Warten schien ihn ein wenig ernüchtert zu haben; er stieg einigermaßen trittsicher vom Sitz und kam zur Rückseite des Wagens, um Jamie zu helfen.

Ich unterdrückte ein Gähnen. Ich würde froh sein, wenn wir diese traurige Pflicht hinter uns hatten und zu unserem Rastplatz unterwegs waren, auch wenn es nur ein Blätterhaufen war, den ich als Bett in Aussicht hatte.

»Ifrinn an Diabhail! A Dhia, thoir cobhair!«

»Sacrée Vierge!«

Ich fuhr auf. Es brach allgemeines Geschrei aus, die Pferde wieherten aufgeschreckt, rissen wie verrückt an ihren Beinfesseln, so dass der Wagen schwankte wie ein betrunkener Käfer.

»Wuff!«, sagte Rollo neben mir.

»Himmel!«, sagte Ian und stierte den Wagen an. »Himmel noch mal!«

Ich folgte seinem Blick und schrie auf. Aus dem Laderaum ragte eine bleiche Gestalt, die jedes Schwanken des Wagens mitmachte. Mehr konnte ich nicht sehen, denn dann brach das Chaos aus.

Rollo spannte sein Hinterteil an und schoss mit lautem Knurren durch die Dunkelheit, begleitet von Ians und Jamies Rufen und einem schrecklichen Schrei des Geistes. Hinter mir hörte ich französische Flüche, als Fergus, der auf den Kirchhof zurückrannte, im Dunkeln stolperte und über die Grabsteine stürzte.

Jamie hatte die Fackel fallen lassen; sie flackerte und zischte auf der staubigen Straße und drohte zu verlöschen. Ich fiel auf die Knie, blies sie an und versuchte verzweifelt, sie am Brennen zu halten.

Der Chor aus Rufen und Knurren schwoll zu einem Crescendo an. Ich stand auf, die Fackel in der Hand, und sah, wie Ian mit Rollo rang und versuchte, ihn von den verschwommenen Gestalten fernzuhalten, die in einer Staubwolke miteinander kämpften.

»Arrêtes, espèce de cochon!« Fergus galoppierte aus der Dunkelheit hervor und schwang den Spaten, den er geholt hatte. Niemand beachtete seinen Befehl, also trat er einen Schritt vor und ließ den Spaten mit einem dumpfen Klong! auf den Kopf des Eindringlings niedersausen. Dann schwang er sich zu Ian und Rollo herum.

»Sei du ebenfalls still!«, sagte Fergus zu dem Hund und bedrohte ihn mit dem Spaten. »Halt sofort das Maul, du nichtsnutziges Vieh, sonst schlage ich dir den Schädel ein!«

Rollo knurrte und entblößte dabei seine Zähne auf eindrucksvolle Weise, die »Na, dann komm doch!« zu sagen schien, doch Ian hinderte ihn daran, irgendwelchen Schaden anzurichten, indem er seinen Arm um den Hals des Hundes legte und alle weiteren Kommentare abwürgte.

»Wo kommt der denn her?«, fragte Ian erstaunt. Er reckte den Hals und versuchte, einen Blick auf die am Boden liegende Gestalt zu werfen, ohne Rollo loszulassen.

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