Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

»Ein … kleiner … Schritt für einen Menschen«, sagte die blecherne Stimme, »ein Riesensprung für die Menschheit.« Das Bild war voller Schnee, doch das lag nicht am Fernseher. Köpfe reckten sich, begierig, die plumpe Gestalt zu sehen, die vorsichtig die Leiter herunterstieg und zum ersten Mal den Fuß auf den Mond setzte. Ein Mädchen hatte Tränen auf den Wangen, die im Licht des Fernsehers silbern glänzten.

Selbst Brianna hatte alles andere vergessen. Ihre Hand war von seinem Arm gefallen, und sie beugte sich vor, im Augenblick gefangen.

Einen Augenblick lang kamen ihm Zweifel, als er sie alle so gebannt sah, so durch und durch stolz, und Brianna so ganz Teil davon. Es war ein anderes Jahrhundert, gestern in zweihundert Jahren.

Ob es eine gemeinsame Grundlage für sie gab, einen Historiker und eine Ingenieurin? Obwohl sein Blick auf die Geheimnisse der Vergangenheit gerichtet war und ihrer in die Zukunft mit ihrem blendenden Glanz?

Dann löste sich die Spannung im Raum in Beifallsrufe und Geplauder auf, und er dachte, dass es vielleicht keine Rolle spielte, dass sie in entgegengesetzte Richtungen blickten – solange sie einander ansahen.




Dritter Teil


Piraten





Kapitel 6

Begegnung mit einer Hernie


Juni 1767

Ich hasse Schiffe«, sagte Jamie und biss die Zähne zusammen. »Ich verabscheue Schiffe. Mir grrraut vor Schiffen.«

Jamies Onkel, Hector Cameron, lebte auf einer Plantage namens River Run kurz hinter Cross Creek. Cross Creek wiederum lag von Wilmington aus gesehen ein gutes Stück stromaufwärts, genauer gesagt, an die zweihundert Meilen. Um diese Jahreszeit, so hatte man uns gesagt, würde die Fahrt auf dem Wasserweg vier Tage bis eine Woche dauern; es hing von den Windverhältnissen ab. Wenn wir dem Landweg den Vorzug gäben, wären wir zwei Wochen unterwegs – oder länger, wenn die Straßen überflutet und schlammig waren oder wir einen Achsenbruch hatten.

»Auf einem Fluss gibt es keinen Wellengang«, sagte ich. »Und bei der Vorstellung, zweihundert Meilen durch den Schlamm zu waten, grrrraut mir weitaus mehr.« Ian grinste breit, setzte aber schnell eine unbeteiligte Miene auf, als Jamies erboster Blick auf ihn fiel.

»Außerdem«, sagte ich zu Jamie, »habe ich ja meine Nadeln, falls du seekrank wirst.« Ich strich über meine Tasche, in der ein Satz winziger goldener Akupunkturnadeln in einem Elfenbeinkästchen ruhte.

Jamie atmete tief durch die Nase aus, sagte aber nichts mehr. Nachdem diese Kleinigkeit ausdiskutiert war, blieb uns noch das Hauptproblem: die Kosten für die Schiffsreise.

Wir waren nicht reich, waren aber durch einen glücklichen Zufall unterwegs zu etwas Geld gekommen. Wir waren wie Landstreicher von Charleston nach Norden gezogen und hatten nachts in sicherer Entfernung von der Straße gelagert. Dabei hatten wir ein verlassenes Gehöft auf einer Waldlichtung entdeckt, die schon fast wieder überwuchert war.

Pyramidenpappelschösslinge sprossen wie Speere durch die Balken des eingestürzten Daches, und eine Stechpalme schob sich aus einem breiten Sprung in dem Herdstein hervor.

Die halb verfallenen, verrottenden Holzwände waren mit grünem Moos und rostfarbenen Pilzen überzogen. Es war schwer zu sagen, seit wann die Ansiedlung verlassen war, doch es war offensichtlich, dass die Wildnis Blockhaus und Lichtung in ein paar Jahren verschluckt haben würde und nur ein Haufen eingestürzter Kaminsteine noch an ihre Existenz erinnern würde.

Doch den näher rückenden Bäumen zum Trotz gediehen hier die Überbleibsel einer kleinen Pfirsichplantage, und die Früchte waren reif und wimmelten von Bienen. Wir hatten davon gegessen, soviel wir konnten, und im Schutz der Ruinen geschlafen. Dann waren wir vor der Dämmerung aufgestanden und hatten den Wagen mit den saftigen, samtenen Früchten beladen.

Wir hatten sie unterwegs verkauft und waren daher mit klebrigen Händen und einem Sack voller Münzen – zum Großteil Pennys – in Wilmington angekommen. Der Geruch nach gärenden Früchten, der unseren Haaren, unseren Kleidern und unserer Haut anhaftete, war so durchdringend, als hätte man uns alle in Pfirsichschnaps getaucht.

»Nimm das hier«, wies Jamie mich an und gab mir den kleinen Lederbeutel, der unser Vermögen enthielt. »Kauf so viele Vorräte, wie du dafür bekommst – aber bitte keine Pfirsiche, aye? –, und vielleicht ein paar Kleinigkeiten, damit wir nicht ganz wie Bettler aussehen, wenn wir zu meinem Onkel kommen. Nadel und Faden vielleicht?« Er zog eine Augenbraue hoch und deutete auf den langen Riss in Fergus’ Jacke, den er sich beim Sturz von einem Pfirsichbaum geholt hatte.

»Duncan und ich werden versuchen, den Wagen und die Pferde zu verkaufen, und uns nach Schiffen erkundigen. Und wenn es hier einen Goldschmied gibt, frage ich ihn vielleicht, was er mir für einen der Steine bietet.«

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