Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

Gut, ich hatte immer noch reichlich Weidenrinde. Ich zögerte angesichts der kleinen Reihe von Fläschchen im oberen, rechten Fach der Truhe. Ich hatte mehrere starke Emmenagoga – Frauenwurz, Mutterkorn und Poleiminze –, entschied mich aber stattdessen für zwei sanftere Mittel, Gänsefingerkraut und Gartenraute. Ich gab eine Hand voll davon in eine Schale und übergoss sie mit kochendem Wasser, um sie dann ziehen zu lassen. Über seine lindernde Wirkung bei der Menstruation hinaus, besaß Gänsefingerkraut den Ruf, die Nerven zu beruhigen – und eine von Natur aus nervösere Person als Lizzie Wemyss war nur sehr schwer vorstellbar.

Ich blickte mich zum Feuer um, wo Lizzie gerade den Rest der Erdbeerkonfitüre in den Privatgefreiten Ogilvie hinein schaufelte, der seine Aufmerksamkeit zwischen Lizzie, Jamie und seiner Toastscheibe aufzuteilen schien – wobei dem Toast der größte Anteil galt.

Gartenraute war außerdem ein gutes Wurmmittel. Ich wusste zwar nicht mit Sicherheit, ob Lizzie Würmer hatte, doch viele der Leute hier waren befallen, und ein kräftiger Schluck würde ihr nicht schaden.

Ich betrachtete Abel MacLennan unauffällig und fragte mich, ob ich ihm ebenfalls rasch einen Schluck in den Kaffee schmuggeln sollte – trotz seiner kräftigen Figur hatte er das verkniffene, anämische Aussehen eines Menschen mit Darmparasiten. Doch vielleicht rührte der Ausdruck stiller Unruhe in seinem Gesicht ja mehr von dem Bewusstsein her, dass sich hier Diebesfänger herumtrieben.

Die kleine Joan jammerte schon wieder vor Hunger. Marsali setzte sich, griff unter ihr Schultertuch, um ihr Mieder zu öffnen, und legte das Baby an ihre Brust. Dabei hielt sie beklommen ihre Lippe zwischen den Zähnen fest. Sie zuckte zusammen, schnappte vor Schmerz nach Luft und entspannte sich dann ein wenig, als die Milch zu laufen begann.

Rissige Brustwarzen. Ich wandte mich erneut der Medizintruhe zu. Hatte ich Lanolinsalbe dabei? Verflixt, nein. Solange Joan gestillt wurde, wollte ich kein Bärenschmalz benutzen; vielleicht Sonnenblumenöl …

»Einen Schluck Kaffee, meine Liebe?« Mr. MacLennan, der sie besorgt und mitfühlend beobachtet hatte, hielt ihr seine frische Tasse hin. »Meine Frau hat immer gesagt, dass heißer Kaffee die Schmerzen beim Stillen lindert. Mit Whisky darin wäre es noch besser –« Seine traurig hängenden Wangen strafften sich ein wenig. »Aber trotzdem …«

»Taing.« Marsali nahm die Tasse mit einem dankbaren Lächeln entgegen. »Ich bin heute Morgen völlig durchgefroren.« Sie nippte vorsichtig an der dampfenden Flüssigkeit, und ein Hauch von Röte stieg ihr in die Wangen.

»Kehrt Ihr morgen zurück nach Drunkard’s Creek, Mr. MacLennan?«, fragte sie höflich und reichte ihm die leere Tasse zurück. »Oder begleitet Ihr Mr. Hobson nach New Bern?«

Jamie blickte abrupt auf und unterbrach seine Unterhaltung mit dem Gefreiten Ogilvie.

»Hobson geht nach New Bern? Woher weißt du das?«

»Mrs. Fowles hat es gesagt«, erwiderte Marsali prompt. »Sie hat es mir erzählt, als ich bei ihr war, um mir ein trockenes Hemd für Germain zu borgen – sie hat einen Jungen in seiner Größe. Sie macht sich Sorgen um Hugh – das ist ihr Mann –, denn ihr Vater – das ist Mr. Hobson – möchte zwar, dass er mitgeht, aber er hat Angst.«

»Warum will Joe Hobson denn nach New Bern?«, fragte ich und lugte über den Rand meiner Medizintruhe hervor.

»Um dem Gouverneur eine Petition zu überreichen«, sagte Abel MacLennan. »Wird ihm eine Menge nützen.« Er lächelte Marsali ein wenig traurig zu. »Nein, Kleine. Um ehrlich zu sein, ich weiß nicht, wohin ich gehen werde. Auf jeden Fall aber nicht nach New Bern.«

»Auch nicht zurück zu Eurer Frau nach Drunkard’s Creek?« Marsali sah ihn besorgt an.

»Meine Frau ist tot, Kleine«, sagte MacLennan leise. Er legte sich sein rotes Halstuch über das Knie und strich die Falten glatt. »Seit zwei Monaten ist sie tot.«

»Oh, Mr. Abel.« Marsali beugte sich vor und ergriff seine Hand, die blauen Augen voller Mitgefühl. »Das tut mir so leid!«

Er tätschelte ihr die Hand, ohne aufzublicken. Winzige Regentropfen schimmerten in seinen schütteren Haarsträhnen, und hinter seinem großen, roten Ohr rann Feuchtigkeit hinab, doch er machte keine Anstalten, sie fortzuwischen.

Jamie war während des Wortwechsels zwischen Abel und Marsali aufgestanden. Jetzt setzte er sich neben MacLennan auf den Baumstamm und legte dem kleineren Mann sanft eine Hand auf den Rücken.

»Das wusste ich gar nicht, a charaid«, sagte er leise.

»Nein.« MacLennan sah blicklos in die transparenten Flammen. »Ich – nun, ehrlich gesagt, hatte ich auch niemandem davon erzählt. Bis jetzt jedenfalls.«

Jamie und ich sahen uns über das Feuer hinweg an. Drunkard’s Creek konnte unmöglich mehr als zwei Dutzend Seelen beherbergen, die am Ufer verstreut in Blockhütten wohnten. Und doch hatten weder die Hobsons noch die Fowles’ Abels Verlust erwähnt – offensichtlich hatte er wirklich niemandem davon erzählt.

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