Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

»Schluss damit!«, sagte Jamie so laut, dass man ihn trotz des Aufruhrs hören konnte. Da dies keinerlei Auswirkungen zeigte, packte er McGillivray Junior beim Nacken und dröhnte in voller Lautstärke: »Ruhe!« Dies erschreckte sie so, dass sie vorübergehend verstummten und schuldbewusste Blicke in Richtung der Wettkampfarena warfen.

»Nun denn«, sagte Jamie bestimmt. »Myers, bringt bitte den Gentleman mit. Rob, Fergus, kommt mit mir. Bitte, Madame?« Er verbeugte sich vor Mrs. McGillivray, die zunächst die Augen aufriss, dann aber langsam zustimmend nickte. Jamie sah mich an, verdrehte die Augen und marschierte dann mit dem männlichen Teil der Anwesenden auf den Bach zu, Manfred immer noch beim Genick gepackt. Die Verantwortung für die Damen blieb mir überlassen.

»Euer Mann – wird er meinen Sohn retten?« Ute wandte sich mir zu, die blonden Augenbrauen sorgenvoll zusammengezogen.

»Er wird es versuchen.« Ich sah die Mädchen an, die sich hinter ihre Mutter gedrängt hatten. »Wisst Ihr, ob Euer Bruder in Hillsborough gewesen ist?«

Die Mädchen sahen einander an und wählten dann schweigend Inga zu ihrer Sprecherin.

»Nun ja, doch, das war er«, sagte sie ein wenig trotzig. »Aber er hat nicht bei dem Aufruhr mitgemacht, wirklich nicht. Er war nur dort, um ein Pferdegeschirr flicken zu lassen, und ist in die Menge geraten.«

Ich fing einen schnellen Blick zwischen Hilda und Senga auf und schloss daraus, dass dies möglicherweise nicht die ganze Geschichte war. Doch war es, dem Himmel sei Dank, nicht meine Sache, dies zu beurteilen.

Mrs. McGillivrays Blick verharrte bei den Männern, die in einiger Entfernung standen und sich murmelnd unterhielten. Sie hatten den Diebesfänger losgebunden, nur seine Hände waren immer noch gefesselt. Er stand mit dem Rücken an einem Baum und sah aus wie eine in die Enge getriebene Ratte, die trotzig die Zähne fletscht. Jamie und Myers hatten sich direkt vor ihm aufgebaut, während Fergus daneben stand, die Stirn aufmerksam gerunzelt, das Kinn auf seinen Haken gestützt. Rob McGillivray hatte ein Messer gezogen, mit dem er nachdenklich an einem Kiefernzweig herumschnitzte. Dann und wann sah er den Diebesfänger finster und drohend an.

»Ich bin mir sicher, dass Jamie … äh … etwas tun kann«, sagte ich und hoffte, dass besagtes »Etwas« nicht allzu viel Gewalt beinhalten würde. Mir kam der ungebetene Gedanke, dass der zwergenhafte Diebesfänger problemlos in einen der leeren Vorratskörbe passen würde.

»Gut.« Ute McGillivray nickte bedächtig, ohne den Blick von den Männern abzuwenden. »Besser, wenn ich ihn nicht umbringe.« Ihr Blick wandte sich plötzlich mir zu, ihre Augen hellblau und leuchtend. »Aber ich werde es tun, wenn ich muss.«

Ich glaubte ihr.

»Ich verstehe«, sagte ich vorsichtig. »Nur – Verzeihung, aber selbst wenn dieser Mann Euren Sohn festgenommen hätte, hättet Ihr nicht zum Sheriff gehen und ihm erklären können …?«

Die Mädchen wechselten weitere Blicke. Diesmal war es Hilda, die das Wort ergriff.

»Nein, Ma’am. Wisst Ihr, es wäre ja nicht so schlimm gewesen, wenn der Diebesfänger uns an unserer Lagerstelle angetroffen hätte. Aber hier unten –« Sie zog die Augenbrauen hoch und nickte in Richtung der Wettkampfarena, wo ein dumpfer Aufprall und Beifallsgebrüll von einer erfolgreichen Anstrengung kündeten.

Das Problem lag anscheinend bei Hildas Verlobtem, einem gewissen Davey Morrison aus Hunter’s Point. Mr. Morrison war ein Farmer von einigem Besitz und Einfluss sowie ein Athlet, der die Kunst des Steinwurfs und des Baumstammweitwurfs beherrschte. Auch er hatte eine Familie: Eltern, Onkel, Tanten, Vettern und Cousinen, die alle aufrechte Charaktere waren und – so wurde mir erklärt – zu Vorurteilen neigten.

Wäre Manfred vor den Augen einer Menge, in der sich zahlreiche Verwandte Davey Morrisons befanden, von einem Diebesfänger ergriffen worden, hätte sich die Nachricht wie ein Lauffeuer verbreitet, und der Skandal hätte die sofortige Auflösung von Hildas Verlobung nach sich gezogen – eine Vorstellung, die Ute McGillivray eindeutig mehr beunruhigte als der Gedanke, dem Diebesfänger die Kehle durchzuschneiden.

»Aber wenn ich ihn umbringe und mich jemand sieht, wäre das auch schlecht«, sagte sie unverblümt mit einer Handbewegung in Richtung der schütteren Baumreihe, die uns von der Wettkampfarena abschirmte. »Das wäre den Morrisons auch nicht recht.«

»Wahrscheinlich nicht«, murmelte ich und fragte mich, ob Davey Morrison die geringste Ahnung hatte, worauf er sich einließ. »Aber Ihr –«

»Ich werde meine Töchter gut verheiraten«, sagte sie bestimmt und nickte mehrmals zur Bekräftigung. »Ich werde gute Männer für sie finden, große, starke Männer mit Land und Geld.« Sie legte einen Arm um Sengas Schultern und drückte sie fest. »Nicht wahr, Schätzchen?«

»Ja, Mama«, murmelte Senga und legte Kopf samt der ordentlichen Haube voller Zuneigung an Mrs. McGillivrays ausladende Brust.

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