Читаем Paganinis Fluch полностью

Joona hatte ihm nur in die Augen gesehen und erklärt, dass er bereits die Scharfschützen auf dem anderen Schiff bemerkt und geglaubt hatte, sie würden ihre Waffen vor Guidi abfeuern.

»Aber das haben sie nicht«, sagte Axel.

»Man kann nicht immer recht behalten«, antwortete Joona lächelnd.

Niko war bei Bewusstsein, als Joona und Axel hereinkamen, um sich zu verabschieden. Der Finne scherzte, er fühle sich wie Vanhala in dem Roman »Der unbekannte Soldat«.

»Schweden vor«, sagte er zu ihnen. »Aber … das kleine, zähe Finnland erreicht einen hervorragenden zweiten Platz!«

Nikos Verletzungen waren schwer, aber er schwebte nicht mehr in Lebensgefahr. Er würde in den nächsten Tagen einige Operationen durchstehen müssen, aber bereits zwei Wochen später in einem Rollstuhl zu seinen Eltern nach Haus kommen. Fast ein Jahr würde es allerdings dauern, bis er mit seiner Schwester wieder Eishockey spielen können würde.

Raphael Guidis Leibwächter wurde verhaftet und bis zum Prozess ins Gefängnis von Vanda gebracht. Joona Linna und Axel Riessen reisten nach Stockholm zurück.

*

Das große Containerschiff M/S Icelus verließ mit seiner Fracht nie den Göteborger Hafen. Die schwere, aus Munition bestehende Ladung wurde gelöscht und in die Lagerhallen des Zolls verfrachtet.

Jens Svanehjälm vertrat in dem langen Gerichtsverfahren die Anklage, aber außer Raphael Guidis anonymem Leibwächter waren die Schuldigen bereits tot.

Es ließ sich nicht beweisen, dass bei Silencia Defence AB außer Pontus Salman weitere Mitarbeiter in die kriminellen Machenschaften verwickelt gewesen waren. Bei der Staatlichen Waffenkontrollbehörde hatte allein der frühere Generaldirektor Carl Palmcrona das Gesetz gebrochen.

Jörgen Grünlicht wurde der Bestechlichkeit und der Vorbereitung eines Verstoßes gegen das Waffengesetz verdächtigt, aber die Ermittlungen mussten eingestellt werden. Man gelangte zu der Schlussfolgerung, dass der Exportkontrollrat und alle schwedischen Politiker, die mit dem Export zu tun hatten, hinters Licht geführt worden waren und in gutem Glauben gehandelt hatten.

Die Ermittlungen gegen zwei kenianische Politiker, die man der Bestechlichkeit verdächtigte, wurden Roland Lidonde übertragen, Antikorruptionsgeneral und Staatssekretär für Governance and Ethics, aber aller Wahrscheinlichkeit nach würde sich herausstellen, dass auch die kenianischen Politiker in gutem Glauben gehandelt hatten.

Die Reederei Intersafe Shipping hatte keine Kenntnis davon, dass die Munition vom Hafen von Mombasa aus in den südlichen Sudan transportiert werden sollte, und der kenianische Frachtführer Trans Continent wusste nicht, dass die Ladung, die mit Lkws in den Sudan verfrachtet werden sollte, aus Munition bestand. Alle handelten nach bestem Wissen und Gewissen.

Spende Boerse

Axel Riessen

Axel Riessen spürt die Fäden an seinem Hals ziehen, als er das Taxi verlässt und das letzte Stück den Bragevägen hinaufgeht. Im grellen Sonnenlicht ist der Asphalt blass, fast weiß. Als er die Hand auf das Gartentor legt, wird im selben Moment die Haustür geöffnet. Robert tritt heraus, er hat am Fenster gewartet.

»Was hast du nur durchgemacht?«, sagt Robert und schüttelt den Kopf. »Ich habe mit Joona Linna gesprochen, und er hat mir ein bisschen erzählt, völliger Wahnsinn …«

»Du weißt doch, dass dein Bruder nicht aus Zucker ist«, erwidert Axel lächelnd.

Sie umarmen sich fest und gehen anschließend zum Haus.

»Wir haben im Garten gedeckt«, erklärt Robert.

»Wie geht es deinem Herzen? Ist es noch nicht stehen geblieben?«, erkundigt sich Axel und folgt seinem Bruder ins Haus.

»Ehrlich gesagt sollte ich nächste Woche operiert werden«, antwortet Robert.

»Das wusste ich gar nicht«, sagt Axel, dem ein Schauer über den Rücken läuft.

»Ich sollte einen Herzschrittmacher bekommen, ich glaube nicht, dass ich dir davon erzählt habe …«

»Eine Operation?«

»Sie wurde abgeblasen.«

Axel wirft einen Blick auf seinen Bruder und hat das Gefühl, seine Seele winde sich in der Dunkelheit. Er weiß sofort, dass Roberts Operation mit Raphael Guidi zu tun hat. Sie wäre tragisch verlaufen. Robert wäre auf dem Operationstisch gestorben und hätte ihm anschließend seine Leber gespendet.

Axel muss einen Moment im Flur stehen bleiben und sich beruhigen, ehe er weitergehen kann. Sein Gesicht ist gerötet, und er kämpft mit den Tränen.

»Kommst du?«, fragt Robert leichthin.

Axel bleibt noch einen Moment stehen und atmet tief durch, ehe er seinem jüngeren Bruder durch das Haus in den Garten folgt. Auf dem Marmorboden im Schatten unter dem großen Baum steht der gedeckte Tisch.

Er ist auf dem Weg zu Anette, als Robert seinen Arm nimmt und ihn zurückhält.

»Als Kinder hatten wir viel Spaß zusammen«, sagt Robert mit einem ernsten Blick. »Warum haben wir aufgehört, miteinander zu reden? Wie war das möglich?«

Axel betrachtet erstaunt das Gesicht seines Bruders, die Fältchen in seinen Augenwinkeln, die zerzausten Haare rund um den kahlen Scheitel.

»Es passieren Dinge im Leben, die …«

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