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Er blieb bis zwölf beim ersten Drink, trank bis halb eins noch zwei weitere und bestellte sich dann aus reiner Sturheit einen Doppelten. Er war gerade beim letzten Tropfen angekommen, als er Mary entdeckte. Sie blieb im Windfang vor der Glastür zum Restaurant stehen und sah sich suchend nach ihm um. Einige Köpfe drehten sich nach ihr um, und er dachte: Mary, du solltest mir eigentlich dankbar sein - du bist wunderschön. Er hob die rechte Hand und winkte ihr zu.

Sie winkte zurück und kam an seinen Tisch, Sie hatte ein knielanges, graugemustertes Wollkleid an, und ihr Haar war zu einem Zopf geflochten, der ihr bis auf die Schulter reichte.

Er hatte diese Frisur noch nie bei ihr gesehen (was wohl auch der Grund war, warum sie ihn heute trug). Sie wirkte viel jünger, und plötzlich durchzuckte ihn der Gedanke an Olivia, mit der er in dem Bett geschlafen hatte, das er so lange mit Mary geteilt hatte.

»Hallo, Bart«, begrüßte sie ihn.

»Hallo. Du siehst fantastisch aus.«

»Danke.«

»Möchtest du einen Drink?«

»Nein … nur einen Andyburger. Wie lange bist du schon hier?«

»Oh, nicht allzulange.«

Die meisten Mittagsgäste waren inzwischen gegangen, und so kam der Kellner sofort zu ihnen. »Möchten Sie jetzt bestellen, Sir?«

»Ja. Zwei Andyburger. Ein Glas Milch für die Dame und für mich noch einen Doppelten.« Er warf Mary einen kurzen Blick zu, aber ihr Gesicht blieb gleichgültig. Das war schlecht.

Hätte sie protestiert, dann hätte er den zweiten Doppelten wohl sein lassen. Er hoffte, daß er nicht aufs Klo mußte, denn er war nicht sicher, ob er noch ohne zu schwanken gehen konnte. Das wäre natürlich ein gefundenes Fressen für die Alten zu Hause gewesen. Oh, bring mich nach Hause ins alte Virginia, dachte er und hätte fast gekichert.

»Nun, du bist noch nicht betrunken, aber du bist auf dem besten Wege dahin«, bemerkte sie, während sie ihre Serviette auseinanderfaltete.

»Das ist ein ziemlich guter Satz«, spottete er. »Hast du ihn geprobt?«

»Bart, laß uns nicht streiten.«

»Ist schon gut«, sagte er beschwichtigend.

Sie spielte mit ihrem Wasserglas, er mit seinem Pappuntersatz.

»Nun?« fragte sie schließlich.

»Was nun?«

»Du wolltest mir doch etwas sagen, als du angerufen hast.

Also, da du dir ja genug Mut angetrunken hast, was ist es?«

»Deine Erkältung ist besser geworden«, sagte er dämlich und bohrte ein Loch in den Untersatz, ohne daß er das eigentlich wollte. Er konnte ihr das, was ihn gerade am meisten beschäftigte, nicht sagen: wie sehr sie sich verändert hatte, wie gepflegt und - gefährlich sie auf einmal auf ihn wirkte, wie eine Sekretärin auf Männersuche, die extra spät zum Lunch gekommen war und von keinem Mann einen Drink akzeptieren würde, der nicht mindestens einen Vierhundert-Dollar-Anzug trug, was sie sofort am Schnitt erkennen konnte.

»Was wirst du jetzt tun, Bart?«

»Ich werde zu einem Psychiater gehen, wenn du willst«, antwortete er leise.

»Wann?«

»Bald.«

»Du kannst dir noch heute nachmittag einen Termin geben lassen, wenn du willst.«

»Ich kenne keinen Seelenklemp-ich kenne keinen.«

»Schau auf den Gelben Seiten nach.«

»Das scheint mir eine reichlich blöde Art zu sein, sich einen Seelenklempner zu suchen.«

Sie sah ihn nur an und blickte dann peinlich berührt zur Seite.

»Du bist böse auf mich, nicht wahr?« fragte sie.

»Na ja, ich habe zur Zeit keine Arbeit. Fünfzig Dollar pro Stunde sind für einen arbeitslosen Angestellten viel Geld.«

»Was glaubst du eigentlich, wovon ich jetzt lebe?« fragte sie wütend. »Von der Wohltätigkeit meiner Eltern. Und die leben, wie du weißt, von ihrer Rente.«

»Soweit ich informiert bin, besitzt dein Vater genug Vermögen in Wertpapieren, um euch alle drei noch bis ins nächste Jahrhundert hinein gut zu versorgen.«

»Bart, das stimmt nicht.« Sie klang schockiert und beleidigt.

»Ach Quatsch, das stimmt nicht. Sie sind letztes Jahr im Winter nach Jamaika gefahren und im Jahr davor nach Miami ins Hotel Fountainbleau, darunter ging gar nichts, und davor waren sie in Honolulu. Das schafft keiner bloß vom Altersgeld eines Ingenieurs. Also hör auf mit dem Verarmungs-wahn, Mary …«

»Bart, sei still! Du bist schon ganz grün vor Neid.«

»Ganz zu schweigen von ihren Cadillac Gran De Ville und ihrem Bonneville-Kombiwagen. Nicht schlecht. Mit welchem holen sie sich eigentlich ihre Lebensmittelmarken ab?«

»Sei still!« zischte sie ihn an. Ihre Lippen waren leicht zu-rückgezogen und gaben ihre kleinen, weißen Zähne preis, mit den Händen umklammerte sie die Tischkante.

»’tschuldigung«, flüsterte er.

»Da kommt das Essen.«

Ihre aufgebrachten Gemüter beruhigten sich etwas, während der Kellner ihnen die beiden Andyburger vorsetzte und das Gemüse, bestehend aus kleinen Erbsen und Silberzwiebeln, auf den Tisch stellte. Dann zog er sich diskret zurück.

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