Читаем Verbrechen und Strafe (Schuld und Sühne) полностью

Bei diesem neuen Gedanken mußte er beinahe lächeln. Er bog in die ***sche Straße ein; hier ragte ein großes Haus mit einem Turm. Vor dem verschlossenen mächtigen Tore des Hauses stand, mit der Schulter daran gelehnt, ein kleines Männchen in einem grauen Soldatenmantel, mit einem messingenen Achilleshelm auf dem Kopfe. Mit verschlafenen Augen schielte er kühl den herantretenden Swidrigailow an. Sein Gesicht drückte jenen ewigen, verdrießlichen Gram aus, der sich so unangenehm ohne Ausnahme allen Gesichtern des jüdischen Volkes aufgeprägt hat. Beide, Swidrigailow und der Achilles, betrachteten einander schweigend eine ganze Weile. Dem Achilles erschien es endlich nicht in der Ordnung, daß ein Mensch, der gar nicht betrunken ist, drei Schritte vor ihm steht, ihn anstarrt und nichts sagt.

»Was su-uchen Sie denn hier?« fragte er mit unverkennbar jüdischem Akzent, ohne sich zu rühren und ohne seine Stellung zu verändern.

»Gar nichts, Bruder, guten Tag!« antwortete Swidrigailow.

»Hier ist nicht der Ort.«

»Ich fahre in ein fremdes Land, Bruder.«

»In ein fremdes Land?«

»Nach Amerika.«

»Nach Amerika?«

Swidrigailow holte den Revolver hervor und spannte den Hahn. Der Achilles zog die Brauen hoch.

»Was sind das für Scherze, hier ist nicht der Ort!«

»Warum sollte hier nicht der Ort sein?«

»Weil hier nicht der Ort ist.«

»Na, Bruder, das ist mir einerlei. Der Ort ist gut; wenn man dich fragt, so sagst du eben, ich sei nach Amerika gefahren.«

Er setzte den Revolver an seine rechte Schläfe.

»Hier geht das nicht, hier ist nicht der Ort!« rief Achilles zusammenfahrend, während seine Pupillen sich immer mehr erweiterten.

Swidrigailow drückte ab.

VII

Am gleichen Tage, gegen Abend, um die siebente Stunde näherte sich Raskolnikow der Wohnung seiner Mutter und Schwester – der gleichen Wohnung im Hause Bakalejews, wo sie Rasumichin untergebracht hatte. Der Eingang zur Treppe war von der Straße aus. Vor dem Hause verlangsamte Raskolnikow seine Schritte, als schwankte er noch, ob er hinaufgehen solle oder nicht. Er würde aber um nichts in der Welt umkehren: sein Entschluß stand fest.

– Außerdem ist es ganz gleich, denn sie wissen noch nichts – dachte er – und sie sind schon gewohnt, mich für einen Sonderling zu halten.

Seine Kleidung war schrecklich: alles war beschmutzt, vom Regen während der Nacht durchnäßt, zerrissen und abgetragen. Sein Gesicht war entstellt durch die Müdigkeit, das schlechte Wetter, die körperliche Erschöpfung und den beinahe vierundzwanzigstündigen Kampf mit sich selbst. Die ganze Nacht hatte er ganz allein verbracht, Gott weiß wo. Aber er hatte sich wenigstens entschlossen.

Er klopfte an die Tür, und die Mutter öffnete ihm. Dunjetschka war nicht zu Hause. Auch das Dienstmädchen war nicht da. Pulcheria Alexandrowna war zuerst stumm vor freudigem Erstaunen; dann ergriff sie seine Hand und zog ihn ins Zimmer.

»Nun, da bist du ja!« begann sie, vor Freude stockend. »Sei mir nicht böse, Rodja, daß ich dich so dumm begrüße – mit Tränen; aber ich lache ja und weine nicht. Du glaubst, ich weine? Nein, es ist Freude, ich habe nur diese dumme Gewohnheit, daß mir die Tränen fließen. Das habe ich seit dem Tode deines Vaters, bei jeder Gelegenheit weine ich. Setz dich doch, Liebster, du bist sicher müde, ich sehe es. Ach, wie du dich beschmutzt hast!«

»Ich war gestern im Regen ...« begann Raskolnikow.

»Aber nein, nein!« fuhr Pulcheria Alexandrowna auf, ihn unterbrechend. »Du glaubst wohl, ich werde gleich anfangen, dich auszufragen, nach meiner früheren Altweibergewohnheit; du kannst ruhig sein. Ich verstehe ja, ich verstehe alles; jetzt habe ich die hiesigen Sitten gelernt und sehe wirklich ein, daß man hier klüger ist. Ich habe mir ein für allemal gesagt: Wie komme ich dazu, deine Entschlüsse zu verstehen und von dir Rechenschaft zu fordern? Du hast vielleicht Gott weiß was für Dinge und Pläne im Kopfe, oder es keimen in dir Gedanken; wie soll ich dir dabei in die Hand fallen und dich fragen: Woran denkst du jetzt? Ich ... Ach, Gott! Was laufe ich herum wie eine Verrückte? ... Ich lese eben deinen Artikel in der Zeitschrift zum drittenmal, Rodja, Dmitrij Prokofjitsch hat ihn mir gebracht. Wie ich ihn sah, schrie ich förmlich auf: Eine dumme Gans bin ich, sagte ich mir, jetzt sehe ich, womit er sich beschäftigt, das ist ja die Lösung der Dinge! Die Gelehrten sind immer so. Vielleicht hat er gerade neue Gedanken im Kopfe; er überlegt sie sich, und ich quäle und störe ihn. Ich lese den Artikel, mein Freund, und verstehe vieles natürlich nicht; so muß es übrigens auch sein: Wie käme ich dazu.«

»Zeigen Sie ihn mir, Mama.«

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