Читаем Verbrechen und Strafe (Schuld und Sühne) полностью

»Was hast du bloß ... Was bist du so aufgeregt? Er wollte dich kennen lernen ... er äußerte selbst den Wunsch, denn wir hatten viel über dich gesprochen ... Von wem hätte ich denn sonst so viel über dich erfahren können? Ein reizender Bursche ist er, Bruder, ein wundervoller Mensch ... in seiner Art, versteht sich. Jetzt sind wir Freunde und sehen uns beinahe jeden Tag. Ich bin ja in das gleiche Revier gezogen. Weißt du es noch nicht? Soeben bin ich umgezogen. Zweimal war ich mit ihm bei der Lawisa. Erinnerst du dich noch an die Lawisa Iwanowna?«

»Habe ich phantasiert?«

»Das will ich meinen! Sie waren ganz bewußtlos.«

»Worüber habe ich phantasiert?«

»Mein Gott! Worüber du phantasiert hast? Man weiß doch, worüber ein Mensch phantasiert ... Nun, Bruder, wir wollen jetzt keine Zeit verlieren, zur Sache.«

Er stand, vom Stuhle auf und griff nach seiner Mütze.

»Worüber habe ich phantasiert?«

»Wie er sich das in den Kopf gesetzt hat! Fürchtest du vielleicht, daß du ein Geheimnis ausgeplaudert hast? Beruhige dich: von der Gräfin hast du kein Wort gesagt. Aber von einer Bulldogge, und von Ohrringen, und von irgendwelchen Uhrketten, und von der Krestowskij-Insel, und von einem Hausknecht, und von Nikodim Fomitsch, und von Ilja Petrowitsch, dem Gehilfen des Revieraufsehers, wurde viel gesprochen. Außerdem haben Sie ein außerordentliches Interesse für Ihren eigenen Strumpf gezeigt, ein außerordentliches! Sie jammerten immer: Gebt mir den Strumpf her. Samjotow suchte die Strümpfe in allen Ecken und reichte Ihnen dieses Lumpenzeug mit seinen eigenen, in Parfüm gewaschenen, mit Ringen geschmückten Händchen. Dann erst beruhigten Sie sich und hielten dieses Lumpenzeug einen ganzen Tag und eine ganze Nacht so fest, daß man es Ihnen gar nicht entreißen konnte. Wahrscheinlich liegt es auch jetzt noch irgendwo unter deiner Decke. Außerdem batst du um Fransen für deine Hose, und zwar mit Tränen! Wir fragten dich immer, was das für Fransen seien. Aber man konnte nichts verstehen ... Also, zur Sache. Hier sind fünfunddreißig Rubel; ich nehme zehn davon mit und werde so in zwei Stunden Rechenschaft darüber abgeben. Inzwischen werde ich auch Sossimow benachrichtigen, obwohl er schon längst hätte hier sein sollen, denn es ist bald zwölf. Und Sie Nastenjka, schauen Sie bitte öfters in meiner Abwesenheit nach, für den Fall, daß er zu trinken oder sonst etwas verlangt ... Der Paschenjka werde ich gleich selbst alles Nötige sagen. Auf Wiedersehen!«

»Paschenjka nennt er sie! Ach, du schlaue Fratze!« rief ihm Nastasja nach; dann öffnete sie die Tür und begann zu horchen; doch sie hielt es nicht aus und lief auch selbst hinunter. Es interessierte sie doch zu sehr, was er mit der Wirtin wohl sprechen mochte; überhaupt schien sie von Rasumichin ganz bezaubert zu sein.

Kaum hatte sich die Tür hinter ihr geschlossen, als der Kranke die Decke von sich warf und wie wahnsinnig vom Lager sprang. Er hatte mit brennender, krampfhafter Ungeduld gewartet, daß sie schneller fortgingen, damit er sich sofort ans Werk machen könne. Doch was war das für ein Werk? – das hatte er jetzt wie zum Trotz vergessen.

»Herr! Sag mir nur das eine; wissen sie alles, oder wissen sie es noch nicht? Und wenn sie es schon wissen und sich nur so verstellen und mich necken, solange ich liege, dann aber plötzlich herkommen und sagen, daß alles schon längst bekannt sei und daß sie nur so ... Was soll ich jetzt anfangen? Nun hab ich's wie zum Trotz vergessen; plötzlich habe ich es vergessen, obwohl ich es eben noch wußte! ...«

Er stand mitten im Zimmer und blickte in qualvoller Ratlosigkeit um sich; er ging zur Tür, machte sie auf und horchte hinaus; dies war es aber nicht. Plötzlich stürzte er, als hätte er sich nun an alles erinnert, zur Ecke, wo unter der Tapete das Loch war, sah sich alles genau an, steckte die Hand ins Loch und suchte; das war es aber nicht. Dann ging er zum Ofen, machte die Tür auf und begann in der Asche zu wühlen; die Fetzen der Franse von der Hose und der zerrissenen Tasche lagen noch immer so da, wie er sie damals hineingeworfen hatte: also hat niemand nachgesehen! Jetzt fiel ihm der Strumpf ein, von dem Rasumichin eben erzählt hatte. Wirklich, da liegt er auf dem Sofa unter der Decke, ist aber so abgetragen und beschmutzt, daß Samjotow natürlich nichts hat merken können.

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