Читаем Verbrechen und Strafe (Schuld und Sühne) полностью

»Ach ja, Samjotow! ... Das Polizeibureau! ... Wozu ruft man mich aufs Polizeibureau? Wo ist die Vorladung? Ach ja, ich habe es verwechselt: man hat mich damals geladen! Auch damals hatte ich den Strumpf untersucht, aber jetzt ... jetzt war ich krank. Wozu war aber Samjotow hier? Warum hat ihn Rasumichin hergebracht? ...« stammelte er kraftlos, sich wieder auf das Sofa setzend. »Was ist denn das? Phantasiere ich noch immer, oder ist das die Wirklichkeit? Ich glaube, es ist die Wirklichkeit ... Ah, jetzt weiß ich es: Fliehen! So schnell als möglich fliehen, unbedingt, unbedingt fliehen! Aber ... wohin? Wo sind meine Kleider? Meine Stiefel sind nicht da! Sie haben sie weggeräumt! Versteckt! Ich verstehe! Aber den Mantel da haben sie übersehen! Da liegt auch das Geld auf dem Tisch, Gott sei Dank! Da ist auch der Wechsel ... Ich nehme das Geld und gehe fort, nehme mir eine andere Wohnung, sie werden mich nicht finden! ... Ja, aber das polizeiliche Auskunftsbureau? Sie finden mich! Rasumichin wird mich schon finden. Besser wäre es, ganz zu entfliehen ... weit weg ... nach Amerika, und ich spucke auf sie! Und auch den Wechsel nehme ich mit ... den kann ich dort brauchen. Was soll ich noch mitnehmen? Sie glauben, ich sei krank! Sie wissen gar nicht, daß ich gehen kann, ha, ha, ha! Ich habe es ihren Augen angesehen, daß sie alles wissen! Wenn ich nur die Treppe hinuntergehen könnte! Wenn sie aber dort Posten stehen haben, Polizisten! Was ist das, Tee? Ah, da ist ja auch noch Bier übriggeblieben, eine halbe Flasche, es ist kalt!«

Er ergriff die Flasche, in der noch ein ganzes Glas geblieben war, und trank es mit Genuß auf einen Zug aus, als wollte er das Feuer in seiner Brust löschen. Doch schon nach einer Minute stieg ihm das Bier zu Kopfe, und ein leichtes, sogar angenehmes Frösteln lief ihm über den Rücken. Er legte sich hin und zog die Decke über sich. Seine schon ohnehin kranken und zusammenhanglosen Gedanken gerieten immer mehr durcheinander, und bald bemächtigte sich seiner ein leichter und angenehmer Schlaf. Mit Wohlgefühl suchte er mit dem Kopfe eine recht bequeme Stelle auf dem Kissen, hüllte sich fester in die weiche wattierte Decke, die er jetzt statt des alten zerrissenen Mantels hatte, seufzte leise auf und fiel in einen tiefen, festen, heilsamen Schlaf.

Er erwachte, als er jemand eintreten hörte; er schlug die Augen auf und erblickte Rasumichin, der die Tür weit geöffnet hatte und auf der Schwelle stand, ohne sich entschließen zu können, ob er eintreten solle oder nicht. Raskolnikow setzte sich schnell auf und sah ihn an, als bemühte er sich, auf etwas zu kommen.

»Ach so, du schläfst nicht, da bin ich! Nastasja, schlepp mal den Pack herein!« rief Rasumichin hinunter. »Gleich bekommst du die Abrechnung ...«

»Wie spät ist es?« fragte Raskolnikow, unruhig um sich blickend.

»Du hast fein geschlafen, Bruder; es ist schon dunkel draußen, sechs wird es sein. Über sechs Stunden hast du geschlafen ...«

»Mein Gott! Was war bloß mit mir?! ...«

»Warum denn? Wohl bekomm's! Was hast du solche Eile? Willst du vielleicht zu einem Stelldichein? Die ganze Zeit gehört jetzt uns. Ich warte schon seit drei Stunden; zweimal war ich hier, und du hast immer geschlafen. Ich war auch zweimal bei Sossimow: er ist nicht zu Hause, nichts zu machen! Das tut aber nichts, er wird schon kommen! ... Auch in eigenen Angelegenheiten war ich fort. Heute bin ich doch umgezogen, ganz umgezogen, mit meinem Onkel. Ich habe jetzt einen Onkel bei mir ... Na ja, hol's der Teufel! Zur Sache ... Gib den Pack her, Nastenjka. Gleich werden wir ... Und wie fühlst du dich, Bruder?«

»Ich bin gesund; gar nicht krank ... Rasumichin, bist du schon lange hier?«

»Ich sage dir ja, daß ich seit drei Stunden warte.«

»Nein, früher?«

»Was früher?«

»Seit wann kommst du hierher?«

»Ich habe es dir doch vorhin erzählt; hast du es schon vergessen?«

Raskolnikow wurde nachdenklich. Was er soeben erlebt, sah er jetzt wie im Traume. Er konnte sich ohne fremde Hilfe nicht erinnern und sah Rasumichin fragend an.

»Hm!« sagte jener. »Du hast es vergessen. Mir kam es schon früher vor, daß du noch nicht ganz ... Jetzt nach dem Schlafe hast du dich erholt ... Wirklich, du siehst bedeutend besser aus. Das ist brav! Nun gut, zur Sache! Gleich wirst du dich an alles erinnern. Schau mal her, mein Lieber.«

Er begann den Pack aufzubinden, für den er sich sichtlich sehr interessierte.

»Das lag mir besonders am Herzen, Bruder. Denn man muß doch aus dir einen Menschen machen. Also fangen wir an, und zwar von oben. Siehst du diese Mütze?« sagte er, indem er aus dem Pack eine recht hübsche, zugleich aber auch sehr gewöhnliche und billige Mütze hervorholte. »Darf ich sie dir anprobieren?«

»Nachher, später«, sagte Raskolnikow, sich wie angeekelt wehrend.

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