Lucan schüttelte den Kopf. „Ich dachte, es sei nicht fair, diese Entscheidung für dich zu treffen. Dante hat ihm erzählt, dass du ebenfalls in Sicherheit bist und dass du dich bald bei ihm melden wirst, um alles zu erklären. Was du deinem Freund erzählen möchtest, liegt in deinem Ermessen. Siehst du? Vertrauen, Gabrielle.“
„Ich danke dir“, murmelte sie. Ihr war angesichts dieser Rücksichtnahme ganz warm ums Herz geworden. „Ich danke dir, dass du mir heute Nacht geholfen hast. Du hast mir das Leben gerettet.“
„Und warum hast du dann jetzt Angst vor mir?“
„Ich habe keine Angst“, erwiderte sie, aber sie wich immer noch vor ihm zurück, bis sie plötzlich gegen das Bett hinter sich stieß. Nun war ihr der Fluchtweg versperrt. Von einem Augenblick zum anderen stand er direkt vor ihr.
„Was willst du noch von mir, Gabrielle?“
„Nichts“, antwortete sie, und ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
„Überhaupt nichts?“, entgegnete er, seine Stimme klang dunkel und fordernd.
„Bitte. Bring mich nicht dazu, heute Nacht bei dir bleiben zu wollen, wenn du doch morgen willst, dass ich gehe. Lass mich jetzt gehen, Lucan.“
„Das kann ich nicht.“ Er nahm ihre Hand und hob sie an die Lippen. Sein Mund war warm und sanft an ihren Fingerspitzen und verzauberte sie, wie nur Lucan es konnte. Er zog ihre Hand an seinen Körper und drückte ihre Handfläche gegen seine Brust, wo sein Herz hart pochte, wie ein Trommelschlag, der gegen seine Rippen hämmerte. „Ich kann dich nie wieder gehen lassen, Gabrielle. Denn ob du es willst oder nicht, du besitzt mein Herz. Und du besitzt meine Liebe. Wenn du sie annimmst.“
Sie schluckte hart. „Was?“
„Ich liebe dich.“ Die Worte waren leise und ernsthaft, und sie spürte sie wie eine Liebkosung in ihrem Inneren. „Gabrielle Maxwell, ich liebe dich mehr als das Leben selbst. Ich war so lange allein, dass ich es nicht erkennen konnte, bis es fast zu spät war.“ Nun schwieg er und forschte intensiv in ihren Augen. „Es ist nicht … zu spät, oder?“
Er liebte sie.
Freude, rein und hell, strömte durch Gabrielle, als sie diese Worte aus Lucans Mund hörte.
„Sag das noch einmal“, flüsterte sie. Sie musste sich einfach vergewissern, dass dieser Moment real war, dass er nicht vergehen würde.
„Ich liebe dich, Gabrielle. Mit jeder Faser meines Seins liebe ich dich.“
„Lucan.“ Sie seufzte seinen Namen. Aus ihren Augen quollen Tränen, liefen ihr über die Wangen.
Er zog sie in die Arme und küsste sie innig, ihre Münder fanden sich zu einer leidenschaftlichen Vereinigung. In Gabrielles Kopf begann sich alles zu drehen, ihr Herz wurde leicht und ihr Blut pulsierte in ihren Adern wie Feuer.
„Du verdienst etwas so viel Besseres als mich“, sagte er zu ihr, und Verehrung erklang in seiner Stimme und in seinen leuchtenden, bernsteingelb gesprenkelten Augen. „Du kennst die Dämonen in mir. Kannst du mich lieben – willst du mich haben –, obwohl du meine Schwäche kennst?“
Sie legte ihre Handfläche um seinen kräftigen Kiefer. Er konnte die Liebe zu ihm in ihren Augen erkennen. „Du bist niemals schwach, Lucan. Und ich werde dich lieben, egal, was passiert. Zusammen können wir alles überwinden.“
„Du hilfst mir, das zu glauben. Du gibst mir Hoffnung.“ Liebevoll streichelte er ihren Arm, ihre Schulter, ihre Wange. Sein Blick wanderte über ihr Gesicht und folgte dem ehrfurchtsvollen Weg seiner Hände. „Mein Gott, du bist so etwas Besonderes. Du könntest jeden Mann haben, ob Stamm oder Mensch …“
„Du bist der Einzige, den ich will.“
Er lächelte. „Der Himmel stehe dir bei, aber ich will es nicht anders. Ich habe mir noch nie etwas so egoistisch gewünscht wie jetzt in diesem Moment. Sei die Meine, Gabrielle.“
„Das bin ich.“
Er schluckte und blickte zu Boden, als sei er plötzlich unsicher. „Ich meine, für alle Ewigkeit. Ich kann mich nicht mit weniger abfinden. Gabrielle, willst du mich zu deinem Gefährten nehmen?“
„Für immer und ewig“, flüsterte sie, lehnte sich auf dem Bett zurück und zog ihn an sich. „Ich bin die Deine, Lucan, für immer und ewig.“
Sie küssten sich erneut, und als sie sich dieses Mal voneinander lösten, griff Lucan nach einem schmalen goldenen Dolch, der auf dem Tisch neben dem Bett lag. Er führte ihn zu seinem Gesicht. Gabrielle erschrak ein wenig, als sie sah, dass er die Klinge an seinen Mund hob. „Lucan …“
Der Ausdruck in seinen Augen war sanft und ernst, aber zärtlich, als er ihrem besorgten Blick standhielt. „Du hast mir dein Blut gegeben, um meinen Körper zu heilen. Du hast mir Stärke gegeben und mich beschützt. Du bist alles, was ich jemals will, alles, was ich jemals brauche.“
Sie hatte ihn noch nie so feierlich sprechen hören. Seine Iris glühten fast, und das Blassgrau in seinen Augen vermischte sich mit Bernsteingelb und der Tiefe seiner Gefühle.
„Gabrielle, wirst du mir die Ehre erweisen und mein Blut annehmen, um unsere Verbindung zu vollenden?“
Ihre Stimme war nur ein leises Keuchen. „Ja.“