Ich sitze in meinem Zimmer im Hauptquartier des L"arms der ganzen Wohnung. Alle T"uren h"ore ich schlagen, durch ihren L"arm bleiben mir nur die Schritte der zwischen ihnen Laufenden erspart, noch das Zuklappen der Herdt"ure in der K"uche h"ore ich. Der Vater durchbricht die T"uren meines Zimmers und zieht im nachschleppenden Schlafrock durch, aus dem Ofen im Nebenzimmer wird die Asche gekratzt, Valli fragt, durch das Vorzimmer Wort f"ur Wort rufend, ob des Vaters Hut schon geputzt ist, ein Zischen, das mir befreundet sein will, erhebt noch das Geschrei einer antwortenden Stimme. Die Wohnungst"ure wird aufgeklinkt und l"armt, wie aus katarrhalischem Hals, "offnet sich dann weiterhin mit dem Singen einer Frauenstimme und schliesst sich endlich mit einem dumpfen, m"annlichen Ruck, der sich am r"ucksichtslosesten anh"ort. Der Vater ist weg, jetzt beginnt der zartere, zerstreutere, hoffnungslosere L"arm, von den Stimmen der zwei Kanarienv"ogel angef"uhrt. Schon fr"uher dachte ich daran, bei den Kanarienv"ogeln f"allt es mir von neuem ein, ob ich nicht die T"ure bis zu einer kleinen Spalte "offnen, schlangengleich ins Nebenzimmer kriechen und so auf dem Boden meine Schwestern und ihr Fr"aulein um Ruhe bitten sollte.
2. DIE BR"UCKE
Ich war steif und kalt, ich war eine Br"ucke, "uber einem Abgrund lag ich, diesseits waren die Fussspitzen, jenseits die H"ande eingebohrt, in br"ockelndem Lehm hatte ich mich festgebissen. Die Sch"osse meines Rockes wehten zu meinen Seiten. In der Tiefe l"armte der eisige Forellenbach. Kein Tourist verirrte sich zu dieser unwegsamen H"ohe, die Br"ucke war in den Karten noch nicht eingezeichnet. So lag ich und wartete; ich musste warten; ohne abzust"urzen kann keine einmal errichtete Br"ucke aufh"oren Br"ucke zu sein. Einmal gegen Abend, war es der erste, war es der tausendste, ich weiss nicht, meine Gedanken giengen immer in einem Wirrwarr, und immer immer in der Runde-gegen Abend im Sommer, dunkler rauschte der Bach, h"orte ich einen Mannesschritt. Zu mir, zu mir. Strecke Dich Br"ucke, setze Dich in Stand, gel"andloser Balken, halte den Dir Anvertrauten, die Unsicherheiten seines Schrittes gleiche unmerklich aus, schwankt er aber, dann gib Dich zu erkennen und wie ein Berggott schleudere ihn ans Land. Er kam, mit der Eisenspitze seines Stockes beklopfte er mich, dann hob er mit ihr meine Rocksch"osse und ordnete sie auf mir, in mein buschiges Haar fuhr er mit der Spitze und liess sie, wahrscheinlich weit umherblickend, lange drin liegen. Dann aber-gerade tr"aumte ich ihm "uber Berg und Tal-sprang er mit beiden F"ussen mir mitten auf den Leib. Ich erschauerte in wildem Schmerz, g"anzlich unwissend. Wer war es? Ein Kind? Ein Turner? Ein Waghalsiger? Ein Selbstm"order? Ein Versucher? Ein Vernichter? Und ich drehte mich um, ihn zu sehen. Br"ucke dreht sich um! Ich war noch nicht umgedreht, da st"urzte ich schon, ich st"urzte und war schon zerrissen und aufgespiesst von den zugespitzten Kieseln, die mich so friedlich immer angestarrt hatten aus dem rasenden Wasser.
3. DER SCHLAG ANS HOFTOR