Was jedoch wirklich überraschte, war die Tatsache, dass in keinem unserer Telefongespräche jemand bereit war, eine Eintrittskarte zu einem Preis zu verkaufen, den auch jemand zu zahlen bereit war. Womit hatten wir es hier zu tun? Wir hatten eine Gruppe von Studenten, die vor der Auslosung alle auf ein Basketballticket scharf gewesen waren und sich dann – peng – unmittelbar nach der Ziehung der Lose in zwei Gruppen geteilt hatten, die Ticketbesitzer und die Nichtbesitzer. Ein emotionaler Riss entstand zwischen jenen, die sich nun das wunderbare Spiel ausmalten, und jenen, die sich vorstellten, was sie mit dem Geld für die Eintrittskarte anderes kaufen könnten. Zugleich war es ein Zahlenriss – das durchschnittliche Verkaufsangebot (etwa 2400 Dollar) lag um das Vierzehnfache über dem durchschnittlichen Kaufangebot (etwa 175 Dollar).
Aus rationaler Sicht hätten sowohl die Ticketbesitzer als auch die Nichtbesitzer genau dasselbe über das Spiel denken müssen. Schließlich sollte man doch annehmen, dass die erwartete Atmosphäre beim Spiel und die Freude, die man an diesem Erlebnis haben würde, nicht vom Gewinn bei einer Lotterie abhängen würden. Wie also kam es, dass das zufällige Ergebnis einer Losziehung die Meinung zu dem Spiel – und den Wert der Eintrittskarten – so drastisch veränderte?
Besitz durchdringt unser Leben und prägt auf seltsame Weise vieles von dem, was wir tun. Adam Smith schrieb: »So lebt eigentlich jeder vom Tausch, oder er wird in gewissem Sinne ein Kaufmann, und das Gemeinwesen entwickelt sich zu einer kommerziellen Gesellschaft.« Das ist ein beeindruckender Gedanke. Ein Großteil unserer Lebensgeschichte lässt sich als ein Hin und Her von Besitztümern beschreiben – wir erwerben etwas und stoßen etwas anderes ab. Beispielsweise kaufen wir Kleidung und Nahrung, Autos und Häuser. Aber wir verkaufen auch Dinge – Häuser und Autos und, in unserem Berufsleben, unsere Zeit.
Da also ein Großteil unseres Lebens dem Besitz gewidmet ist, wäre es da nicht schön, in dieser Hinsicht die bestmögliche Entscheidung treffen zu können? Wäre es nicht angenehm, genau zu wissen, in welchem Maße wir uns über ein neues Heim, einen neuen Wagen, ein anderes Sofa und einen Armani-Anzug freuen würden, so dass wir präzise Entscheidungen treffen könnten, ob wir diese Dinge tatsächlich besitzen wollen? Leider ist dies jedoch selten der Fall. Meist tappen wir hier im Dunkeln. Und warum? Wegen dreier Launen der menschlichen Natur.
Die erste besteht darin, dass wir uns, wie wir bei den Basketballtickets gesehen haben, in das verlieben, was wir bereits besitzen. Nehmen wir einmal an, Sie wollten Ihren alten VW-Bus verkaufen. Was machen Sie als Erstes? Noch bevor Sie ein Schild am Autofenster anbringen, dass der Wagen zu verkaufen ist, denken Sie an die Reisen, die Sie damit unternommen haben. Damals waren Sie natürlich noch um etliches jünger, und die Kinder waren noch nicht zu Teenagern herangewachsen. Ein warmer Strom der Erinnerung umhüllt Sie und das Auto. Natürlich gilt dies nicht nur für VW-Busse, sondern für alles andere auch. Und das kann ziemlich schnell gehen.
So erzählten mir beispielsweise Freunde, die ein Kind aus China adoptiert hatten, die bemerkenswerte Geschichte, wie die Prozedur abgelaufen war. Sie waren mit zwölf anderen Paaren nach China gefahren. Als sie in dem Waisenhaus eintrafen, führte die Direktorin jedes Paar einzeln in einen Raum und stellte ihnen ihre zukünftige Tochter vor. Als die Paare am nächsten Morgen zurückkehrten, waren sie sich über die Klugheit der Direktorin einig: Irgendwie wusste sie genau, welches Mädchen sie welchem Paar geben wollte. Und es passte hundertprozentig, meinten sie. Meine Freunde waren ebenfalls dieser Ansicht, aber sie erkannten auch, dass die Auswahl nach dem Zufallsprinzip stattgefunden hatte. Was die jeweilige Zuordnung eines Mädchens zu einem Paar so genial machte, war nicht die Begabung der Chinesin, sondern die Fähigkeit der Natur, uns augenblicklich Zuneigung zu dem empfinden zu lassen, was wir besitzen.