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Dennoch blieb ein schlechtes Gefühl zurück, das wie eine feuchte Decke auf ihm lastete, ein Gemisch aus Angst, Einsamkeit und der sehr realen Empfindung körperlicher Krankheit. Es war ein Gefühl plötzlicher Kälte, das er sehr genau kannte und das ihn schon einmal vor zehn Jahren erwischt hatte. Damals, in der mitternächtlichen Stille seiner Praktikantenbude, war er beim lauten Schrillen des Telefons aus dem Schlaf geschreckt. Irgendein Verwandter hatte ihm mitgeteilt, seine Eltern seien im Schlaf bei lebendigem Leibe verbrannt. Von der großen, alten Villa in Rockliffe sei nichts als Schutt und Asche geblieben.

»Was für morbide Gedanken ...«, dachte Scott, innerlich zitternd. Warum hatte ausgerechnet dieser Tag unter solch düsteren Vorzeichen beginnen müssen?

Erneut warf er einen Blick auf seine schlafende Frau. Die Wärme, die von Krista und seinem Zuhause ausging, gab ihm Trost: Ich bin in meinen eigenen vier Wänden, bei meinen Lieben, sagte er sich. Das leere Gefühl in seinem Inneren war absurd, durch nichts als einen Traum hervorgerufen. Er beschloss, es einfach zu begraben.

Gleich darauf angelte er sich seinen Bademantel vom Haken hinter der Tür und streifte ihn über. Der Wecker war auf halb acht gestellt, aber es war gerade erst Viertel nach sechs. Er hatte nicht vor, wieder einzuschlafen, also schaltete er den Wecker aus und verließ das Schlafzimmer. Leise schlich er über die Dielen des Flurs bis zur Treppe, blieb jedoch aufgrund irgendeiner plötzlichen Gefühlsregung stehen und trat gleich darauf den kurzen Rückweg zum Zimmer seiner Tochter an. Lautlos öffnete er die Tür und spähte hinein.

Die >Ghostbuster<-Tapete mit ihren kleinen Verbotsschildern tat seinen Augen weh, jeder einzelne Geist schien ihn anzugrinsen und ihm aus dem durchgestrichenen, roten Kreis entgegenzuspringen ...

Kaths Messingbett funkelte in der Morgensonne. Die Glasoberfläche ihrer Kommode war mit winzigen Plastikschlümpfen übersät, die einen so schroffen Gegensatz zu den ersten Spuren der nahenden Pubertät bildeten, dass er den Anblick fast schon als tragisch empfand. Mascara, Kajalstift und Modeschmuck waren jetzt noch Spielzeug, aber bald, viel zu bald, würde Kath all das bitterernst nehmen. Seine zehnjährige Tochter, zugedeckt mit einer leichten Sommerdecke, lag zusammengerollt auf der Seite, den sonnengebräunten Arm liebevoll um Jinnie, ihre Flickenpuppe, geschlungen. Von seinem Beobachtungsposten an der Tür aus betrachtete Scott die ungezähmten Locken ihres feinen, goldfarbenen Haares.

Auf Zehenspitzen durchquerte er das Zimmer und beugte sich über das Bett seiner Tochter. Kaths Mund, ein kleines, dunkles, von erdbeerroten Lippen umrandetes Oval, war leicht geöffnet, die Stupsnase ins Kissen gedrückt. Ihr niedliches, rundes Gesicht strahlte vor sommerlicher Bräune. Die Liebe, die Scott in diesem Moment für seine Tochter empfand, war so heftig, dass es fast schon wehtat. Er gab ihr einen zarten, fast schüchternen Kuss auf die vollen Wangen und ging dann still und leise aus dem Zimmer.

Noch während Scott die Tür hinter sich schloss, überfiel ihn eine derartig heftige, kaum zu kontrollierende Beklemmung, dass es ihn selbst zutiefst erschreckte. Scott wurde sich jäh bewusst, dass er nur deshalb in Kaths Zimmer gegangen war, um nachzusehen ... sich zu vergewissern, dass sie auch wirklich dort war. Sicher war das verrückt: Er hatte sich noch immer nicht aus diesem verrückten, bedrückenden Traum gelöst Unten in der Küche bereitete sich Scott ein leichtes Frühstück, das aus Toast und Kaffee bestand, danach polterte er zurück nach oben, um zu duschen und sich zu rasieren, wobei er viel lauter war als nötig. Als er feststellen musste, dass der Lärm seiner Waschrituale weder Frau noch Tochter aufgeweckt hatte, spürte er einen kleinen Anflug von Enttäuschung. Einen Augenblick lang kam ihm die wunderbare, aufmüpfige Idee, sich krankzumelden, einfach blauzumachen. Er würde zurück ins Bett krabbeln und dann zusammen mit seinem kleinen Freund Krista wecken. Schließlich hatte er heute Geburtstag.

Doch schon wandte sich die Stimme seines Gewissen mit der üblichen Unnachgiebigkeit gegen die süße Versuchung. Es würde heute ein harter Tag im Klinikum werden - zumindest bis vierzehn Uhr. Danach würde er den Babysitter für eine Gruppe Medizinstudenten spielen müssen. Für diesen zusätzlichen Stressfaktor konnte er kein Mitgefühl erwarten. Jedes Jahr versprach er sich selbst aufs Neue, die Dozentenstelle an der Universität zu kündigen, und jedes Jahr nahm er lächelnd die Wiederernennung entgegen.

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