»Ihr Diener ist betrunken, und es ist nichts Gescheites von ihm zu erwarten; aus diesem Grunde ziehe ich es vor, Ihnen brieflich zu antworten. Ich beeile mich. Ihnen mitzuteilen, daß ich den mir von Ihnen erteilten Auftrag, bestehend in der Weitergabe eines Briefes an eine Ihnen bekannte Person, mit aller Zuverlässigkeit und Genauigkeit ausführen werde. Diese Ihnen sehr bekannte Person, die mir jetzt einen früheren Freund ersetzt, und deren Namen ich hier verschweige (weil ich den Ruf eines ganz unschuldigen Menschen nicht grundlos beflecken möchte), wohnt mit mir zusammen in Karolina Iwanownas Wohnung, in demselben Zimmer, in welchem früher, zu der Zeit als Sie noch bei uns wohnten, ein aus Tambow zugereister Infanterieoffizier logierte. Übrigens können Sie diese Person überall im Verkehr mit ehrenhaften, offenherzigen Leuten finden, was man von manchen anderen nicht sagen kann. Meine Beziehungen zu Ihnen beabsichtige ich mit dem heutigen Tage abzubrechen; wir können unseren bisherigen freundschaftlichen Ton und unser einmütiges kollegialisches Verhältnis nicht beibehalten, und daher bitte ich Sie, geehrter Herr, unverzüglich nach Empfang dieses meines freimütigen Briefes mir die zwei Rubel zuzustellen, die Sie mir noch für ein Rasiermesser ausländischen Fabrikates schulden, das ich Ihnen, wenn Sie sich erinnern, vor sieben Monaten verkaufte, noch zu der Zeit, als Sie mit mir bei Karolina Iwanowna wohnten, die ich von ganzem Herzen hochschätze. Ich verfahre so deshalb, weil Sie nach der Angabe verständiger Leute alles Ehrgefühl und allen guten Ruf verloren haben und für die Moralität unschuldiger, noch nicht infizierter Leute gefährlich geworden sind; denn gewisse Personen leben nicht nach den Geboten der Wahrhaftigkeit, und dazu sind ihre Reden trügerisch und ihre wohlwollende Miene verdächtig. Leute, welche bereit sind, Karolina Iwanownas Verteidigung zu übernehmen, eines Mädchens, das sich immer wohlgesittet benommen hat und zweitens durchaus ehrenwert ist und ferner, wenn sie auch die Jugend bereits hinter sich hat, doch dafür aus einer guten ausländischen Familie stammt, solche Leute kann man immer und überall finden, und mehrere Personen haben mich gebeten, dies in diesem meinem Briefe beiläufig in ihrem Namen zu erklären. In jedem Falle werden Sie seinerzeit alles erfahren, wenn Sie es nicht jetzt schon erfahren haben, trotzdem Sie sich nach der Angabe anständiger Leute an allen Enden der Residenz in schlechten Ruf gebracht haben, geehrter Herr, und folglich schon an vielen Stellen Mitteilungen, Ihre Person betreffend, hätten erhalten können. Zum Schlüsse meines Briefes erkläre ich Ihnen, geehrter Herr, daß die Ihnen bekannte Person, deren Namen ich hier aus gewissen wohlanständigen Gründen nicht erwähne, die volle Hochachtung wohlgesinnter Leute genießt, zudem ein heiteres, angenehmes Wesen hat, wie im Dienste so auch im Verkehr mit allen vernünftig denkenden Leuten reüssiert, ihrem Worte und der Freundschaft treu bleibt und nicht hinter dem Rücken diejenigen beleidigt, mit denen sie öffentlich in freundschaftlichen Beziehungen steht.
»In jedem Falle verbleibe ich
Ihr gehorsamer Diener
N. Wachramejew.«
»P.S. Jagen Sie Ihren Diener fort: er ist ein Trunkenbold und macht Ihnen aller Wahrscheinlichkeit nach viel Mühe und Umstände; nehmen Sie doch an seiner Statt Jewstasi, der früher bei uns diente und augenblicklich ohne Stelle ist. Ihr jetziger Diener ist nicht nur ein Trunkenbold, sondern außerdem auch ein Dieb; denn er hat noch in der vorigen Woche ein Pfund Stückenzucker an Karolina Iwanowna für sehr billigen Preis verkauft, was er meines Erachtens nur tun konnte, wenn er Sie im kleinen und zu verschiedenen Zeitpunkten listig bestohlen hat. Ich schreibe Ihnen dies, weil ich Ihnen Gutes wünsche, obgleich gewisse Personen weiter nichts verstehen als alle Leute zu beleidigen und zu betrügen, namentlich einen jeden, der ehrenhaft ist und einen guten Charakter besitzt, und überdies über andere Leute hinter deren Rücken Verleumdungen verbreiten und die Handlungsweise derselben in ungünstigem Lichte darstellen, einzig und allein aus Neid, und weil sie für sich selbst solche ehrenhaften Beziehungen nicht in Anspruch nehmen können.
W.«