Читаем Der Funke Leben полностью

Wiese lächelte. »Das weiß ich als Arzt besser.« Er wandte sich an Weber. »Das wären noch zwei.

Nun der letzte. Ein jüngerer.« Er zeigte auf Bucher, der auf der anderen Seite neben 509 gestanden hatte. »Der vielleicht -«

»Marsch, 'raus!«

Bucher trat neben 509 und die anderen. Weber sah jetzt durch die Lücke, die entstanden war, den tschechischen Knaben Karel. »Da ist noch eine halbe Portion. Wollen Sie die als Zugabe haben?«

»Danke. Ich brauche ausgewachsene Leute. Diese genügen. Herzlichen Dank.«

»Gut. Ihr sechs meldet euch in fünfzehn Minuten auf der Schreibstube. Blockältester! Nummern notieren! Gewaschen, ihr dreckigen Schweine!«

Sie standen, als hätte ein Blitz eingeschlagen. Keiner sprach. Sie wußten, was es bedeutete. Nur Wassja grinste. Er war schwachsinnig vor Hunger und glaubte, was Wiese gesagt hatte. Die drei Neuen starrten stumpf ins Leere; sie wären willenlos jedem Befehl gefolgt, auch dem, in den elektrisch geladenen Draht zu laufen. Ahasver lag am Boden und stöhnte. Handke hatte ihn mit einem Knüppel verprügelt, nachdem Weber und Wiese gegangen waren.

»Josef!« Eine schwache Stimme kam vom Frauenlager herüber.

Bucher rührte sich nicht. Berger stieß ihn an. »Da ist Ruth Holland.«

Das Frauenlager lag links neben dem Kleinen Lager und war von ihm durch einen doppelten, ungeladenen Stacheldraht getrennt. Es bestand nur aus zwei kleinen Baracken, die während des Krieges eingerichtet worden waren, als die neuen Massenverhaftungen begannen. Früher waren keine Frauen im Lager gewesen.

Bucher hatte vor zwei Jahren einige Wochen als Tischler drüben gearbeitet. Dabei hatte er Ruth Holland getroffen. Beide hatten sich heimlich ab und zu für kurze Zeit sehen und sprechen können; dann war Bucher zu einem anderen Kommando versetzt worden. Sie hatten sich erst wiedergesehen, als er ins Kleine Lager eingeliefert worden war. Manchmal, nachts oder bei Nebel, hatten sie dann miteinander flüstern können.


Ruth Holland stand hinter dem Stacheldraht, der die beiden Lager trennte. Der Wind wehte den gestreiften Kittel um ihre dünnen Beine. »Josef!« rief sie wieder.

Bücher hob den Kopf. »Geh vom Draht weg! Sie sehen dich!«

»Ich habe alles gehört. Tu es nicht!«

»Geh vom Draht weg, Ruth. Der Posten kann schießen.«

Sie schüttelte den Kopf. Ihr Haar war kürz und völlig grau. »Du nicht! Bleib hier! Geh nicht! Bleib hier, Josef!«

Bucher sah hilflos zu 509 hinüber. »Wir kommen wieder«, sagte 509 für ihn.

»Er kommt nicht wieder. Ich weiß es. Und du weißt es auch.« Sie preßte die Hände gegen den Draht. »Nie kommt jemand wieder.«

»Geh zurück, Ruth.« Bucher blickte nach den Wachtürmen. »Es ist gefährlich, da zu stehen.«

»Er kommt nicht wieder! Ihr wißt es alle!« 509 erwiderte nichts. Es war nichts zu erwidern. Er war taub in sich selbst. Er hatte kein Gefühl mehr. Nicht für andere und nicht für sich selbst. Alles war vorbei, er wußte es, aber er fühlte es noch nicht. Er fühlte nur, daß er nichts fühlte.

»Er kommt nicht wieder«, wiederholte Ruth Holland. »Er soll nicht gehen.«

Bucher starrte auf den Boden. Er war zu benommen, um weiter zu antworten. »Er soll nicht gehen«, sagte Ruth Holland. Es war wie eine Litanei. Monoton, ohne Erregung.

Es war schon jenseits aller Erregung. »Jemand anders soll gehen. Er ist jung. Jemand anders soll für ihn gehen -«

Niemand antwortete. Jeder wußte, daß Bucher gehen mußte. Die Nummern waren von Handke aufgeschrieben worden. Und wer wäre schon für ihn gegangen?

Sie standen und sahen sich an. Die, die gehen mußten, und die, die zurückblieben. Sie sahen sich an. Wenn ein Blitz eingeschlagen und Bucher und 509 getötet hätte, wäre es erträglicher gewesen.

Es war unerträglich, weil in diesem letzten Blick noch die Lüge war, das schweigende: warum ich?

Gerade ich? auf der einen – und das: Gottlob, nicht ich! Nicht ich! auf der anderen Seite.

Ahasver richtete sich langsam vom Boden auf. Er starrte noch einen Augenblick benommen vor sich hin; dann erinnerte er sich. Er flüsterte etwas.

Berger drehte sich um. »Ich bin schuld«, krächzte der Alte plötzlich. »Ich – mein Bart – dadurch ist er hergekommen! Sonst wäre er drüben geblieben. Oi -«

Er begann mit beiden Händen an seinem Bart zu zerren. Tränen stürzten ihm übers Gesicht. Er war zu schwach, um sich die Haare auszureißen. Er saß auf dem Boden und zerrte seinen Kopf hin und her.

»Geh in die Baracke«, sagte Berger scharf.

Ahasver starrte ihn an. Dann ließ er sich vornüber aufs Gesicht fallen und heulte.

»Wir müssen gehen«, sagte 509.

»Wo ist der Zahn?« fragte Lebenthal.

509 griff in die Tasche und hielt ihn Lebenthal hin. »Hier -«

Lebenthal nahm ihn. Er zitterte. »Dein Gott!« stammelte er und machte eine vage Bewegung zur Stadt und der ausgebrannten Kirche hinunter. »Deine Zeichen! Deine Feuersäule!« 509 tastete wieder nach seiner Tasche. Er hatte das Stück Brot gefühlt, während er den Zahn herausnahm.

Was hatte es nun genützt, daß er es nicht gegessen hatte. Er hielt es Lebenthal hin.

»Iß es selbst«, sagte Lebenthal wütend und hilflos. »Es ist deins.«

»Für mich hat es keinen Zweck mehr.«

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