Читаем Der Funke Leben полностью

»Selbstverständlich nicht«, erklärte Wiese noch einmal. »Als Kulturmensch -«

»Als Kulturmensch«, unterbrach Neubauer ihn,»brauchen Sie diese Leute für Ihre Experimente, nicht wahr?«

»Das ist eine Angelegenheit der Wissenschaft. Unsere Versuche retten zehntausend anderen Menschen das Leben. Sie verstehen das vielleicht nicht -«

»Doch. Aber Sie verstehen dieses hier vielleicht nicht. Es ist eine einfache Sache der Disziplin.

Überaus wichtig, ebenfalls.«

»Jeder auf seine Art«, erklärte Wiese hochmütig.

»Gewiß, gewiß. Bedaure, daß ich Ihnen nicht besser behilflich sein konnte. Aber wir zwingen keinen unserer Schützlinge zu etwas. Und die Leute hier scheinen eine Abneigung dagegen zu haben, das Lager zu verlassen.« Er wandte sich zu 509 und Bucher. »Ihr wollt also lieber im Lager bleiben?« 509 bewegte die Lippen. »Was?« fragte Neubauer scharf.

»Ja«, sagte 509.

»Und du dort?«

»Ich auch«, flüsterte Bucher.


»Sehen Sie, Herr Stabsarzt?« Neubauer lächelte. »Die Leute lieben es hier. Da ist nichts zu machen.«

Wiese lächelte nicht. »Tölpel«, sagte er verächtlich in die Richtung von 509 und Bucher. »Dieses Mal wollten wir wirklich nichts anderes machen als Fütterungsexperimente.«

Neubauer blies den Rauch seiner Zigarre von sich. »Um so besser. Doppelte Strafe für Insubordination. Immerhin, wenn Sie noch versuchen wollen, im Lager andere zu finden – es steht Ihnen frei, Herr Doktor.«

»Danke«, sagte Wiese kalt.

Neubauer schloß die Tür hinter ihm und kam zurück in den Raum. Die würzige, blaue Rauchwolke des Tabaks umwehte ihn. 509 roch sie und fühlte plötzlich eine reißende Gier in seinen Lungen. Sie hatte nichts mit ihm zu tun; es war eine fremde, selbständige Gier, die sich in seine Lungen einkrallte. Unbewußt atmete er tief und spürte den Rauch, und gleichzeitig beobachtete er Neubauer. Er verstand einen Augenblick lang nicht, warum er und Bucher nicht mit Wiese weggeschickt worden waren; aber dann wußte er es. Es gab nur eine Erklärung. Sie hatten einem SS-Offizier nicht gehorcht und würden dafür im Lager bestraft werden. Die Strafe war vorauszusehen – man hatte Leute aufgehängt, nur weil sie einem Kapo nicht gehorcht hatten. Es war falsch gewesen, nicht zu unterschreiben, fühlte er plötzlich. Mit Wiese hätten sie vielleicht noch eine Chance gehabt. Jetzt waren sie verloren.

Eine würgende Reue quoll in ihm auf. Sie preßte seinen Magen, sie stand hinter seinen Augen, und scharf und unerklärlich spürte er gleichzeitig die rasende Gier nach dem Tabaksrauch.

Neubauer betrachtete die Nummer auf der Brust von 509. Es war eine niedrige Nummer. »Wie lange bist du schon hier?« fragte er.

»Zehn Jahre, Herr Obersturmbannführer.«

Zehn Jahre. Neubauer hatte gar nicht gewußt, daß noch Häftlinge vom Anfang her da waren.

Eigentlich ein Zeichen für meine Milde, dachte er. Es gibt sicher nicht viele Lager, die so etwas haben. Er zog an seiner Zigarre. So etwas konnte sogar einmal ganz nützlich sein. Man wußte nie, was kam.

Weber kam herein. Neubauer nahm seine Zigarre aus dem Mund und stieß auf. Er hatte Schlackwurst und Rühreier zum Frühstück gehabt – eine seiner Lieblingsspeisen.

»Obersturmführer Weber«, sagte er. »Dies hier war nicht befohlen.«

Weber blickte ihn an. Er wartete auf den Witz. Der Witz kam nicht. »Wir werden sie heute abend beim Appell hängen«, sagte er schließlich.

Neubauer rülpste noch einmal. »Es war nicht befohlen«, wiederholte er.

»Übrigens, weshalb machen Sie so etwas selbst?«

Weber antwortete nicht gleich. Er begriff nicht, daß Neubauer wegen solcher Kleinigkeiten überhaupt ein Wort verschenkte. »Dafür gibt es doch genug Leute«, sagte Neubauer. Weber war in der letzten Zeit ziemlich selbständig geworden. Es schadete nichts, wenn auch er einmal merkte, wer hier Befehle gab. »Was ist los mit Ihnen, Weber? Nerven durchgegangen?«

»Nein.«

Neubauer wandte sich wieder 509 und Bucher zu. Hängen, hatte Weber gesagt.

Eigentlich richtig. Aber wozu? Der Tag hatte sich besser gestaltet, als zu vermuten war. Und es war außerdem ganz gut, Weber zu zeigen, daß nicht alles so geschehen mußte, wie er dachte. »Es war keine direkte Befehlsverweigerung«, erklärte er. »Ich hatte freiwillige Meldungen angeordnet. Dies hier sieht nicht so aus. Geben Sie den Leuten zwei Tage Bunker, weiter nichts. Weiter nichts, Weber, verstehen Sie? Ich möchte, daß meine Befehle befolgt werden.«

»Jawohl.«

Neubauer ging. Er fühlte sich überlegen und zufrieden. Weber blickte ihm verächtlich nach.

Nerven, dachte er. Wer hat hier Nerven? Und wer wird hier weich? Zwei Tage Bunker! Ärgerlich drehte er sich um. Ein Streifen Sonne fiel über das zerschlagene Gesicht von 509. Weber sah ihn genauer an. »Dich kenne ich doch? Woher?«

»Ich weiß es nicht, Herr Obersturmführer.« 509 wußte es genau. Er hoffte, daß Weber sich nicht erinnern würde.

»Irgendwoher kenne ich dich. Woher hast du die Verletzungen?«

»Ich bin gefallen, Herr Obersturmführer.« 509 atmete auf. Dies war schon wieder die alte Routine.

Ein Witz noch aus Den Anfangszeiten. Niemand durfte jemals zugeben, geschlagen worden zu sein.

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