Читаем Der Schwarm полностью

Der Ring zieht sich weiter zurück und wölbt sich an den Rändern hoch. Von unten wächst Schwärze nach. Wellen durchlaufen den Saum des Organismus. Nach allen Seiten kräuselt er sich höher und höher, und die Leiche des Biologen verschmilzt mit der Dunkelheit. Gleichzeitig senken sich schlanke, spitz zulaufende Tentakel aus der Höhe herab, lang wie Urwaldlianen. Sie bewegen sich koordiniert und zielstrebig, finden Rubin und beginnen ihn abzutasten. Weaver kann seinen Körper nicht sehen, aber das Sonar zeigt ihn an, und die tastenden, vorsichtigen Bewegungen der Fühler lassen auf menschliche Umrisse schließen.

Dünnere, feinere Fühler entwachsen den Spitzen und beschäftigen sich ausgiebig mit einzelnen Körperpartien, bevor sie weiterwandern. Mitunter halten sie still oder verzweigen sich. Manchmal gleiten sie übereinander, als fänden sie sich zu einer lautlosen Beratung. Im Gegensatz zu allem, was sie bisher von den Yrr gesehen hat, leuchten diese Fühler in changierendem Weiß. Das Ganze mutet choreographisch an, ein stummes Ballett, und plötzlich hört Weaver von fern die Musik ihrer Kindheit: Debussys La plus que lente, den mehr als langsamen Walzer, das Lieblingsstück ihres Vaters. Sie ist verblüfft und entzückt, und alle Angst fällt von ihr ab. Natürlich spielt niemand hier unten La plus que lente, aber es würde passen, denn dieses erkundende Spiel ist von lähmender Schönheit, und nichts anderes kann sie in diesem Moment erkennen als …

Schönheit.

Sie hat ihre Eltern wieder gefunden inmitten von Schönheit.

Weaver legt den Kopf in den Nacken.

Über ihr wölbt sich eine blau schimmernde Glocke von gigantischen Dimensionen, hoch wie eine Himmelskuppel.

Weaver verehrt keinen Gott, aber sie muss es sich ins Gedächtnis rufen, um nicht in murmelndes Beten zu verfallen. Sie erinnert sich an Crowes Worte, die von den allzu irdischen Außerirdischen gesprochen hat, von menschlicher Nabelschau in der Darstellung des Andersartigen, anstatt kühneren Visionen Raum zu geben. Vielleicht würde Crowe eben diese Reinheit des Lichts bemängeln und sich eine weniger symbolträchtige Beleuchtung wünschen als ausgerechnet heiliges Weiß. Aber das hier ist mit nichts vergleichbar. Weiß ist es einzig darum, weil Biolumineszenz oft weißes Licht erzeugt, ebenso wie blaues, grünes oder rotes. Kein Gott offenbart sich hier, sondern lediglich der angeregte Zustand leuchtfähiger Einzeller. Und ganz davon abgesehen — welcher dem Menschen nahe stehende Gott würde sich in Tentakeln manifestieren?

Was Weaver beinahe die Sinne raubt, ist die Erkenntnis, dass es kein Zurück mehr gibt. Der Streit, ob Einzeller Intelligenz entwickeln können. Die Frage, ob aus der Selbstorganisation all dieser Zellen auf bewusstes Leben zu schließen sei oder vielleicht doch nur auf eine unvermutet hoch entwickelte Form von Mimikri. Die Yrr hatten sogar noch einen draufgelegt, um sich einen Platz im Schauerkabinett der Geschichte zu sichern, als sie tentakelschwingend in den Rumpf der Independence eindrangen, gallertige Monster, gegen die sich Wells’ Marsianer wie Trottel ausnahmen. Das alles verliert jede Bedeutung angesichts des phantastischen, fremdartigen Schauspiels. Was Weaver erblickt, bedarf keines weiteren Beweises für die Existenz ausgeprägter, definitiv nichtmenschlicher Intelligenz.

Ihr Blick verliert sich in dem blauen Gewölbe, bis sie den Scheitelpunkt erreicht, aus dem sich langsam etwas herabsenkt — ein Gebilde, dessen Unterseite die Tentakel entspringen. Es ist von annähernd runder Form und groß wie ein Mond. Unter der weißen Oberfläche huschen graue Schatten dahin. Komplizierte Muster entstehen für Sekundenbruchteile, Nuancen von Weiß in Weiß, symmetrisches Aufflammen, blinkende Reihen von Punkten und Linien, kryptische Codes, ein Fest für jeden Semiotiker. Auf Weaver macht das Wesen den Eindruck eines lebenden Computers, in und auf dem sich Vorgänge von ungeheurer Komplexität vollziehen. Sie sieht dem Ding beim Denken zu, und dann begreift sie, dass es für das ganze Drumherum mitdenkt, für die ganze gewaltige Masse, das blaue Firmament, und endlich wird ihr bewusst, was sie da sieht.

Sie hat die Königin gefunden.


Die Königin nimmt Kontakt auf.


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