Читаем Der wandernde Wald полностью

Und dann? wisperte die dunkle Stimme in ihm. Was wirst du dann tun? Wirst du Seshar einen Dolch ins Herz rammen? Oder wirst du nur zusehen, wie Bernec es tut? Sie werden euch lynchen, so oder so, und dann werden die Bewohner von Went Ipcearn stürmen. Ganz egal, was du tust, es ist sinnlos.

Bernec schritt rasch vor ihnen aus. Von Zeit zu Zeit begegneten sie Bediensteten oder uniformierten Soldaten, aber es waren weniger, als er befürchtet hatte. Ipcearn befand sich in Alarmstimmung, aber die Männer schienen genug mit sich selbst und ihren Gedanken zu tun zu haben, um auf die drei abgelösten Wachen und die Frau in dem unauffälligen grünen Mantel zu achten. Sie gingen bis zum Ende des Säulenganges, bogen nach rechts ab und stiegen über eine schmale Treppe wieder in die Höhe. Skar durchlebte einige bange Sekunden, als sie dicht an einer Gruppe aufgeregt miteinander diskutierender Soldaten vorbei mußten, aber keiner der Männer beachtete sie auch nur mit einem Blick. Ihr Vorankommen erschien ihm beinahe zu leicht. Er war zu lange selbst Soldat gewesen und hatte in zu vielen verschiedenen Heeren gedient, um nicht zu wissen, daß Soldaten im allgemeinen ein schwatzhaftes Völkchen waren, zumindest dann, wenn sie dienstfrei hatten. Aber niemand sprach sie an, selbst dann nicht, als sie tiefer ins Innere Ipcearns vordrangen und sich dem Bereich näherten, in dem die Privaträume der Könige lagen.

Bernec blieb schließlich vor einer niedrigen, von zwei steinernen Adlern flankierten Holztür stehen.

»Dahinter muß es irgendwo sein«, erklärte er. »Aber den genauen Weg kenne ich auch nicht. Ich war nie in Seshars Gemächern.«

»Aber ich«, knurrte Skar. Er schob sich an ihm vorbei, warf einen sichernden Blick über die Schulter zurück und streckte die Hand nach der geschmiedeten Türklinke aus. Der Moment war günstig. Außer ihnen schien sich niemand in diesem Teil des Schlosses aufzuhalten, und wahrscheinlich würde auch – mit Ausnahme der regelmäßig patrouillierenden Wachen, denen sie auf dem Herweg begegnet waren und die ihre Aufgabe nicht sonderlich ernst zu nehmen schienen – so rasch kein Besucher kommen. Die frühe Stunde erwies sich als unerwartet glücklich gewählt. Selbst bei einem König würde es kaum Mißtrauen erregen, wenn er, auch gegen seine sonstigen Gewohnheiten, nach Sonnenaufgang ein wenig länger in seinen Gemächern blieb.

Er öffnete die Tür, schlüpfte hindurch und schob sie hastig hinter Del wieder ins Schloß. Vor ihnen lag ein heller, lichtdurchfluteter Raum, der von den breiten Stufen einer kunstvoll geschnitzten Treppe in zwei unregelmäßige Hälften geteilt wurde. An ihrem oberen Ende lag die wuchtige Doppeltür, hinter der sich Seshars Privaträume verbargen. Skar war schon einmal hier gewesen, aber es fiel ihm schwer, den Raum wiederzuerkennen. Das Sonnenlicht, das durch die weit zurückgezogenen Vorhänge hereinströmte, veränderte sein Aussehen mehr, als er für möglich gehalten hätte.

Er wies mit einer Kopfbewegung auf die Treppe. »Dort oben ist es«, sagte er.

»Kommt.«

»Warte noch.« Del hielt ihn mit raschem Griff am Handgelenk zurück und sah sich mißtrauisch um. »Hinter dieser Tür liegen Seshars Räume?« fragte er. Skar nickte. »Ja.«

»Das gefällt mir nicht«, murmelte Del. »Es sind keine Wachen da. Überhaupt nichts. Ich . . . ich hatte schon die ganze Zeit über ein ungutes Gefühl. Es war zu leicht, bis hier vorzudringen.«

»Wäre es dir lieber gewesen, wenn wir angegriffen worden wären?« fragte Bernec verärgert.

»Beinahe ja«, antwortete Del ruhig. »Entweder euer König ist der leichtsinnigste Herrscher, dem ich jemals begegnet bin, oder das Ganze hier ist eine verdammte Falle.« Er zögerte einen Moment, trat ans Fenster und blickte über die Brüstung in den Innenhof hinab. »Du warst schon einmal hier«, fuhr er, an Skar gewandt, fort.

»Waren damals auch keine Wachen hier postiert?«

Skar hatte sich über diese Frage bereits seit dem Moment, in dem sie den Raum betreten hatten, den Kopf zerbrochen, aber er kam zu keiner befriedigenden Antwort. Er erinnerte sich einfach nicht. »Ich bin mir nicht sicher«, antwortete er.

»Ich glaube fast, es waren keine da, aber ich kann mich täuschen.« Er schlug den Umhang zurück, legte die Hand auf das Griffstück des Tschekal und zog die Waffe halb aus der Scheide. »Wenn es eine Falle ist, ist es sowieso zu spät, um noch umzukehren«, sagte er. »Wenn nicht –wir brauchen nur diese Tür zu öffnen, um es herauszubekommen.«

Er zog die Waffe vollends aus dem Gürtel, bedeutete Bernec und Coar mit einem warnenden Blick, zurückzubleiben und ging mit entschlossenen Schritten auf die Tür zu. Del folgte, zwei Schritte hinter und ein Stück neben ihm, bereit, ihm den Rücken zu decken.

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