Читаем Der wandernde Wald полностью

Er ermüdete rasch, und er sah, daß es den anderen nicht besser erging – mit Ausnahme Seshars, der mit einer Eleganz, die seinem Alter und seiner ausgemergelten Gestalt hohnsprach, auf dem Rücken seines Tieres hockte und ihr Tempo bestimmte. Mit jedem Mal, daß sie die Nonakesh betraten, schienen ihre Kräfte schneller zu schwinden. Nach einer Zeit, deren Dauer Skar zu schätzen nicht imstande war, verringerte Seshar sein Tempo; nicht aus Müdigkeit, sondern um den immer häufiger auftretenden Khtaäm-Spuren auszuweichen, die wie stumme Begleiter mit ihnen nach Süden zogen. Die Landschaft begann ihren Charakter zu verändern. Die Hügel wurden flacher, und der Sand ähnelte einer harten, zusammengebackenen Masse, auf der sich das monotone Hämmern der Pferdehufe anhörte, als schlüge Stahl auf Stein. Skar fühlte sich mehr und mehr an jene schwarze, schimmernde Ebene aus seinem Alptraum erinnert, auch wenn der Boden hier hell und fast weiß war und das Sonnenlicht wie ein gigantischer, gnadenloser Spiegel reflektierte. Die Spuren der Khtaäm wurden seltener und endeten immer öfter in flachen, zerborstenen Kratern, als wäre die Erde zu hart geworden, um den Tieren ein Hindurchgraben zu ermöglichen, und einmal preschten sie in einer Entfernung von höchstens zwanzig Metern an einer Gruppe der kleinen schwarzen Monster vorbei, ohne daß die Tiere von ihrem Auftauchen auch nur Notiz genommen hätten.

Obwohl die Hitze ständig zu steigen schien, kamen sie jetzt leichter voran. Die Hufe der Pferde fanden auf dem harten Boden sicheren Halt, und sie legten Meile um Meile zurück, ohne anzuhalten oder von ihrem Kurs abzuweichen. Gegen Mittag tauchte ein dunkler, verschwommener Fleck vor ihnen am Horizont auf. Seshar wandte sich halb im Sattel um und sagte etwas in seiner Heimatsprache, das Skar nicht verstand. Er unterstrich das Wort mit einer winkenden, ungeduldigen Bewegung und trieb sein Pferd zu schnellerem Laufen an. Das Tier wieherte unwillig, gehorchte aber trotzdem und fiel in einen schnellen, langgestreckten Galopp.

Der verschwommene Fleck am Horizont wuchs langsam zu einem runden, aus verwittertem braunen Sandstein errichteten Turm heran, der wie der Zeiger einer gigantischen Sonnenuhr in den Himmel ragte. Sein messerscharf gezogener Schatten wies nach Norden, zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren; eine letzte, stumme Mahnung, umzukehren und einen anderen Weg zu suchen. Sie galoppierten in weitem Bogen um das Gebäude herum und hielten vor einer halbrunden, mit einem schweren rostigen Gitter verschlossenen Tür an. Seshar sprang aus dem Sattel und zog eine silberne Kette, an der ein Schlüssel befestigt war, unter seinem Hemd hervor. Skar wollte absitzen, aber der König hielt ihn mit einem raschen Kopfschütteln zurück. »Bleibt in den Sätteln«, sagte er. »Wir werden die Pferde noch brauchen.«

Skar gehorchte achselzuckend, und Seshar machte sich mit nervösen Bewegungen am Schloß zu schaffen. Skar fiel auf, wie zernarbt die Steine des Turmes waren. Das Gebäude mußte unermeßlich alt sein. Aber es war keineswegs unbewohnt – der Boden vor dem Eingang war in weitem Umkreis zertrampelt und aufgewühlt, als wären erst vor kurzer Zeit zahlreiche Menschen hier ein- und ausgegangen. Seshar sperrte das Tor auf, schwang sich wieder in den Sattel und ritt ins Innere des Turmes hinein. Hinter dem Eingang lag eine weite, runde Halle, die den gesamten Innenraum einzunehmen schien. Sie besaß keine Fenster oder sonstige Öffnungen, und der schmale Lichtstreifen, der durch das Tor hereinfiel, reichte kaum aus, um mehr als vage Umrisse und Schatten wahrzunehmen.

Seshar drängte sein Pferd mit sanftem Schenkeldruck zur Seite und wartete, bis Skar und die anderen ihm gefolgt waren. »Ihr wart schon einmal dort unten«, sagte er. Er gab sich Mühe, leise zu sprechen, aber der hohe, leere Raum verzerrte seine Stimme und verlieh ihr einen unwirklichen, fast drohenden Nachhall. »Aber dieser Weg ist . . . anders. Wir müssen vorsichtig sein.«

Skar sah sich neugierig um. Seine Augen begannen sich allmählich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Der Boden war nicht eben, sondern fiel auf der rechten Seite sanft ab und wand sich, der Krümmung der Wand folgend, in der Art eines Schneckenhauses in die Tiefe. Ein schwacher Hauch tropischer Feuchtigkeit und Verwesung schien ihnen von unten entgegenzuwehen, und Skar fühlte sich erneut an seinen bizarren Traum erinnert. Er schauderte.

»Khtaäm?« fragte er.

Seshar nickte. »Ja. Aber sie können uns nicht gefährlich werden, wenn wir vorsichtig sind. Sie greifen hier unten nur an, wenn man sie provoziert.«

Skar sah für einen winzigen Moment die Vision von drei entstellten, verstümmelten Leichen vor sich, schwieg aber.

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