Читаем Der wandernde Wald полностью

»Es gibt weniger als ein Dutzend Menschen in Cearn, euch mitgerechnet«, fuhr Seshar fort, »die von der Existenz dieses Turmes wissen. Und so soll es auch bleiben. Dort unten gibt es . . . Wächter, die darauf achten, daß kein Fremder diesen Weg benutzt. Euch kann nichts geschehen, wenn ihr bei mir bleibt und nicht vom Weg abweicht.«

»Wohin führt dieser Weg?« fragte Del.

»Nach unten. Zum Fluß«, antwortete Seshar. »Doch wir haben später viel Zeit, miteinander zu reden. Nun kommt.« Er schnalzte mit der Zunge, und sein Pferd trabte gehorsam los. Skar und Del folgten ihm in geringem Abstand, während Coar und Bernec den Abschluß bildeten.

Skar begann rasch zu begreifen, was Seshar gemeint haben mochte, als er sie gewarnt hatte, vorsichtig zu sein. Die Rampe führte in steilem Winkel in die Tiefe. Der verschwommene Halbkreis des Einganges fiel hinter ihnen zurück und verschwand schon bald hinter der Biegung des spiraligen Tunnels, aber es wurde nicht dunkel. Im Gegenteil. Decke und Wände des Ganges fluoreszierten in einem geheimnisvollen, grünlichen Schein, und als seine Augen sich an die unwirkliche Beleuchtung gewöhnt hatten, konnte er erstaunlich weit sehen.

Doch dieses Licht war nicht das einzig Unwirkliche hier unten. Irgend etwas Körperloses, Finsteres schien sie auf ihrer stummen Wanderung in die Tiefe zu begleiten, etwas, das er nicht beschreiben oder auch nur ansatzweise erfassen konnte und das ihm trotzdem einen eisigen Schrecken einjagte. Er hatte das Gefühl, durch eine unsichtbare Wolke purer Bosheit zu reiten, mit etwas – irgendetwas – unsagbar Fremdem und Tödlichem konfrontiert zu werden. Ein Empfinden, wie er es erst einmal in seinem Leben verspürt hatte, als er mit dem Hoger kämpfte. Aber diesmal war es stärker. Viel stärker.

Er drehte sich halb im Sattel um und sah Del an. Der junge Satai wirkte blaß und verkrampft. Seine Hände spielten nervös mit dem Zaumzeug des Pferdes, und sein Blick wanderte unablässig durch den gewölbten Stollen. Er spürte es also auch. Skar atmete hörbar auf, als sie nach einer Ewigkeit den gewundenen Stollen verließen und in eine niedrigeren, ebenerdig verlaufenden Tunnel eindrangen. Das gleiche grünliche Licht, das sie auf dem Weg hier herunter begleitet hatte, herrschte auch in diesem Gang, aber es war schwächer und unregelmäßiger, und je weiter sie in das unterirdische Labyrinth vordrangen, desto häufiger passierten sie Stellen, an denen das mattleuchtende Grün von grauen, pockennarbigen Flecken durchsetzt war. Es wurde kälter, und nach einiger Zeit hörten sie wieder das dumpfe Grollen und Rauschen des unterirdischen Flusses. Der Stollen endete unvermittelt vor einem schwarzen, bodenlosen Abgrund.

Seshar stieg vom Pferd und deutete auf einen kaum meterbreiten, sanft nach außen geneigten Sims, der neben dem Abgrund an der Felswand entlangführte und sich irgendwo im Dunkel verlor. »Von hier ab müssen wir laufen und die Pferde führen«, sagte er. »Aber es ist nicht mehr weit.«

Del verzog mißbilligend die Lippen. »Gibt es keinen anderen Weg?«

»Nein«, antwortete Seshar. »Keinen, der ungefährlicher wäre.«

Del seufzte und schwang sich mit einem fatalistischen Achselzucken aus dem Sattel. Er trat an Seshar vorbei, blinzelte in das schwarze, bodenlose Nichts vor ihnen hinunter und schüttelte abermals den Kopf. Aus der Tiefe drang ein machtvolles Rauschen und Gurgeln zu ihnen hinauf. »Der Fluß?«

Seshar nickte. »Ja. Ich sagte bereits, es ist nicht mehr weit. Aber ihr müßt vorsichtig sein. Wenn ihr einen Fehltritt macht, seid ihr rettungslos verloren. Und nun kommt.« Er wandte sich um, nahm sein Pferd bei den Zügeln und führte es unter beruhigendem Zureden auf den schmalen, feuchtglänzenden Sims hinaus. Das Tier scheute vor dem Abgrund zurück und schlug nervös mit den Hinterbeinen aus, so daß Del sich mit einem erschrockenen Satz in Sicherheit bringen mußte.

»Es wäre besser, die Pferde hier zurückzulassen«, sagte er. »Wenn es wirklich nicht mehr weit ist, können wir genausogut zu Fuß gehen.«

»Wir brauchen die Tiere für den Rückweg«, gab Seshar unwillig zurück. »Und nun kommt. Wir haben keine Zeit zu verlieren!«

Del schluckte die spöttische Antwort, die ihm auf den Lippen lag, hinunter und blickte ihm kopfschüttelnd nach. »Ich möchte wissen, wovor er Angst hat«, murmelte er.

Skar dachte an das körperlose, böse Etwas, das ihnen auf dem Weg hier herunter gefolgt war, und schwieg. Er griff nach dem Zaumzeug seines Pferdes, streichelte dem Tier sanft und beruhigend die Nüstern und machte sich daran, Seshar zu folgen.

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