Читаем Der wandernde Wald полностью

Skar klammerte sich verzweifelt fest und wartete darauf, daß das Schütteln und Beben aufhörte, aber es wurde im Gegenteil noch schlimmer. Das Licht vor ihnen begann wie irr auf und ab zu hüpfen, und Welle auf Welle überspülte das Deck, durchtränkte ihn mit eisiger, klammer Nässe und ließ ihn keuchend nach Atem ringen. Eines der Pferde riß sich los, stieg, kreischend vor Panik, auf die Hinterläufe und stürzte in den Fluß. Die Strömung drückte es in Sekundenschnelle unter die Wasseroberfläche und riß es davon. Skar bäumte sich auf. Ein schmerzhafter Schlag traf seinen Rücken und trieb ihm die Luft aus den Lungen. Er schrie, schluckte Wasser und griff in sinnloser Panik um sich. Seine Hände scharrten verzweifelt über die rauhen Balken, versuchten sich festzuklammern und glitten ab. Seine Fingernägel brachen. Ein ganzer Hagel dumpfer, dröhnender Schläge traf das Floß und ließ es in seinen Grundfesten erbeben.

Und dann war es vorbei.

Das Floß erzitterte unter einem letzten, fürchterlichen Aufprall, schoß in die Flußmitte hinaus und kam dann schaukelnd zur Ruhe.

Skar blieb sekundenlang auf dem Rücken liegen und schnappte verzweifelt nach Luft. Sein Schädel dröhnte, als würde hinter seiner Stirn ununterbrochen ein gigantischer Gong anschlagen, und jeder einzelne Schlag seines Herzens schickte einen schmerzhaften Stich durch seinen Leib. Neben ihm stöhnte jemand, aber das Geräusch schien nur wie durch eine dichte, dämpfende Nebelwand an sein Bewußtsein zu dringen.

Skar hob schützend die Hand vor die Augen, wälzte sich auf den Bauch und stemmte sich hoch.

Es war hell; ein trübes, graues Licht, das ihm nach der stundenlangen Dunkelheit unerträglich grell und schmerzhaft vorkam. Das Floß war nur noch ein Wrack. Das Heck hatte sich in ein einziges Gewirr zerborstener und gebrochener Stämme verwandelt. Ein Großteil der Ladung war verschwunden oder wie von einem gigantischen Hammer zertrümmert. Aus einem zersplitterten Faß quoll dunkelroter, zähflüssiger Wein und breitete sich in Schlieren im Wasser aus. Es sah aus, als triebe das Floß in einer langsam größer werdenden Wolke von Blut. Skar tastete mit klammen Fingern nach dem Seil um seiner Hüfte und versuchte, den Knoten zu öffnen. Das Floß zitterte und begann sich langsam, dem Zug der Strömung folgend, um seine Achse zu drehen.

Neben ihm richtete sich Coar schwankend auf die Knie. Sie stöhnte, verkrampfte die Hände über dem Leib und erbrach würgend Wasser und Schleim. Aus einem gezackten Riß an ihrer Stirn sickerte Blut und vermischte sich mit dem Wasser auf ihrem Gesicht.

Skar gelang es endlich, den Knoten zu lösen. Er stand auf, blieb einen Moment schwankend stehen und beugte sich besorgt zu Coar hinab.

»Nicht«, murmelte sie. »Laß mich . . . Es . . . geht. Kümmere dich um Bernec.« Sie schob seine Hand beiseite, versuchte sich hochzustemmen und sank mit einem wimmernden Schmerzlaut auf die Knie zurück. Ihr Körper bebte wie unter einem Krampf.

Skar betrachtete sie sekundenlang besorgt und wandte sich dann unwillig ab, um nach Bernec zu sehen. Er war ohne Bewußtsein, aber er lebte. Skar kniete neben ihm nieder, drehte ihn vorsichtig herum und legte seinen-Kopf in den Nacken. Bernec stöhnte. Seine Augenlider flackerten, aber er schien nicht die Kraft zu haben, sich vollends zu heben. Skar löste nach kurzem Zögern den Umhang von seiner Schulter, knüllte ihn zusammen und schob ihn behutsam unter Bernecs Kopf. »Bleib liegen«, flüsterte er. »Wir sind durch.«

Bernec wimmerte leise. Seine Hände zuckten. Aber Skar wußte nicht, ob es eine Reaktion auf seine Worte war oder nur ein weiterer schmerzhafter Krampf, der seinen Köprer schüttelte. Er stand auf, strich sich in einer unbewußten Geste über seine schmerzenden Schultermuskeln und versuchte, mehr von ihrer Umgebung zu erkennen.

Das Floß trieb, sich wie ein riesiger Kreisel langsam um seine eigene Achse drehend, auf einen gigantischen unterirdischen See hinaus. Das dumpfe Grollen des Wasserfalles schien näher gekommen zu sein, und irgendwo, weit am westlichen Ende des Sees, glaubte er einen schwachen Schleier von Gischt in der Luft hängen zu sehen. Der See mußte früher einmal von einer gigantischen, kuppelförmigen Höhle umschlossen gewesen sein, aber die Decke hoch über ihren Köpfen war längst eingebrochen und zu einem gezackten schwarzen Krater geworden. Graues Licht strömte von oben herab. Draußen mußte die Dämmerung hereingebrochen sein.

Hinter ihm ertönte ein dumpfes, polterndes Geräusch, gefolgt von einem hellen Platschen, als fiele ein schwerer Körper ins Wasser.

Skar drehte sich herum. Seshar war mittlerweile ebenfalls auf die Beine gekommen und machte sich nun mit fahrigen Bewegungen an der durcheinandergeworfenen Ladung zu schaffen.

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