Читаем Der wandernde Wald полностью

Coar nickte, aber es war eine Bewegung voller Widerwillen. Sie drehte sich um und wollte den Weg zurückgehen, den sie gekommen waren, aber Skar hielt sie mit einem raschen Griff zurück. »Ich weiß nicht, ob ich gegen ein Tabu verstoße, wenn ich die Frage stelle«, sagte er zögernd. »Aber . . . kann ich dabeisein?«

»Natürlich«, antwortete Coar. Das Wort kam so schnell, als hätte sie nur darauf gewartet, daß er diese Frage stellte. »Sie waren deine Kameradinnen ebenso wie meine. Es wäre eine Ehre für uns, wenn du an der Zeremonie teilnehmen würdest. Kannst du wieder reiten? Es ist weit.«

»Sicher.«

»Dann komm«, sagte Coar.

Die Kolonne bewegte sich langsam nach Osten. Skar hatte es aufgegeben, die Reiter zu zählen, die sich dem anfangs kaum mehr als fünfzig Personen zählenden Zug angeschlossen hatten. Es mochten fünfhundert sein, vielleicht mehr – Männer, Frauen und Greise, ja sogar Kinder, die zu zweien oder dreien auf Pferden und Mauleseln saßen und ihnen in stummen Fünferreihen folgten; ein mächtiger Heereszug, der sich trotz seiner Größe nahezu lautlos nach Osten bewegte. Skar hielt vergeblich nach Bewaffneten Ausschau. Offensichtlich vertrauten die Cearner darauf, daß allein die Größe des Zuges die Hoger von einem Angriff abhalten würde. Darauf – oder auf etwas anderes, das er nicht wußte und nach dem er auch nicht zu fragen wagte.

Sie ritten bis tief in die Nacht hinein nach Osten, ohne auch nur einmal anzuhalten oder die Richtung zu wechseln. Der Wald änderte allmählich seinen Charakter. Die Bäume standen nun weniger dicht und waren auch nicht mehr so hoch, die Kronen weniger verfilzt und ineinander verwachsen als in der unmittelbaren Umgebung Wents, und die einzelnen Stämme schienen allesamt jünger als bisher. Skar fiel auf, wie behutsam sich die Reiter ihren Weg suchten. Trotz der Größe ihres Zuges wurde entlang der Strecke, die sie nahmen, nicht ein Baum beschädigt, nicht ein tiefhängender Zweig oder Ast geknickt, und es war so leise, daß er selbst die regelmäßigen Atemzüge Coars, die neben ihm ritt, hören konnte.

Schließlich, lange nach Mitternacht, hob der Reiter an der Spitze die Hand und stieß einen halblauten Befehl aus. Die Kolonne kam zum Stehen und formierte sich neu, bis sie eine lange, weit auseinandergezogene Kette bildete, die sich in sanftem Bogen zum Waldrand hinschwang und dann in einer geraden, einer imaginären Linie folgenden Reihe zur Ruhe kam. Auch Skars Pferd setzte sich ohne sein Zutun in Bewegung, als wüßte es genau, welchen Platz es in der Gruppe einzunehmen hatte.

Der Wald endete vor ihnen. Skar brauchte einen Moment, um zu begreifen, daß sie das gegenüberliegende Ende Cearns erreicht hatten und die dunkle Linie vor ihnen nichts weiter als der Kamm einer befestigten Düne gleich der war, auf die sie beim Betreten Cearns gestoßen waren. Dahinter erstreckte sich das eintönige Auf und Ab der Wüste; sanft geschwungene Hügel und tiefe, von schwarzen Schatten erfüllte Täler, die im Sternenlicht ihre braungelbe Farbe verloren hatten und nun silbern schimmerten, als wären sie aus Stahl gegossen und sorgsam poliert worden. Skar suchte vergeblich nach einem Tempel oder irgend etwas anderem, das einer Beerdigungsstätte auch nur im entferntesten glich. Er wandte den Kopf und warf Coar einen fragenden Blick zu. Die junge Kommandantin legte den Zeigefinger über die Lippen. Skar nickte.

Lange Zeit geschah nichts. Die Reiter saßen einfach stumm da und blickten auf die Wüste hinaus, und selbst die Tiere schienen die sonderbare, gleichzeitig andächtige wie beklemmende Stimmung zu fühlen und gaben kaum einen Laut von sich – ein unterdrücktes Schnauben hier, ein leises Scharren dort, dann und wann ein helles Klatschen, wenn ein Pferdeschweif nach einer Mücke schlug. Dann, nach einer Ewigkeit, wie es Skar vorkam, begannen die Reiter wie auf ein stummes Kommando hin von ihren Tieren zu steigen. Die Bewegung begann an den beiden äußeren Enden der Reihe und pflanzte sich wie eine stumme optische Welle zur Mitte hin fort. Auch Skar stieg aus dem Sattel, als die Reihe an ihn kam, und trat neben Coar aus dem Wald hinaus. Ein warmer, böiger Wüstenwind schlug ihm ins Gesicht, als er zwischen den anderen den Hügel hinaufging und auf seiner Krone stehenblieb.

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