Читаем Die Kinder der Nibelungen полностью

Gunhild schenkte ihm ihr schönstes Lächeln. Siggi war aufgefallen, dass sie sich seit ihrer Rückkehr von ihrem gemeinsamen Abenteuer nicht mehr nur mit Jeans und T-Shirt kleidete, sondern viel mehr auf ihr Äußeres achtete. Zur Feier des Tages hatte sie sogar Make-up aufgelegt. Ihr Kristall-Anhänger an seiner goldenen Kette funkelte wie ein Juwel auf ihrer dunklen Bluse.

Die drei Freunde gingen die Treppe zum Anleger hinunter und scherzten, alberten herum und genossen die letzten gemeinsamen Minuten.

Viele Passagiere drängten sich um den Landungssteg, und es bildete sich eine Schlange, was Hagen noch einen kleinen Aufschub gab. Die drei standen am Rand des Anlegers und blickten in das schmutzigbraune Wasser des Rheins, der vorbeifloss.

Für einen kurzen Moment schwiegen sie, und hingen ihren Erinnerungen nach. Und die Gesichter waren für Augenblicke sehr ernst, denn bei allem Spaß und aller Fröhlichkeit, hatte keiner von ihnen vergessen, dass sie einen Weltuntergang, viel Leid, Elend und Tod erlebt hatten. Das war nicht so einfach zu vergessen, und sie würden lange brauchen, bis sie alles begriffen hatten, was in der Anderswelt geschehen war.

»Dann«, brach Hagen das Schweigen, »ist es wohl so weit. Es heißt Abschied nehmen. Goodbye.«

Siggi und Gunhild nickten.

Hagen reichte Siggi die Hand, die beiden Jungen sahen sich fest in die Augen. Dann umarmte Gunhild Hagen, und als sie sich voneinander lösten, hauchte das Mädchen einen flüchtigen Kuss auf Hagens Wange.

Hagen wollte sich schon umwenden, als ihn Gunhild noch einmal zurückwinkte.

»Hagen«, begann sie, »wir haben uns was überlegt...«

»... es ist eigentlich nicht richtig«, nahm Siggi den Satz seiner Schwester auf, »dass wir beide ein Andenken an unser Abenteuer haben, aber du nicht. Wir werden immer das Amulett und den Bergkristall haben, um zu wissen, dass es kein Traum war.«

»Ich weiß nicht, ob ich mich wirklich immer daran erinnern will. Es ist schmerzlich«, sagte Hagen. »Mîm starb, und ich habe keine so glückliche Rolle gespielt.«

In seinem Gesicht waren sein Unbehagen nur allzu deutlich zu erkennen. Zwar hatte er die Lehre, die er daraus gezogen hatte, angenommen, aber die Ereignisse selbst, die hätte er am liebsten vergessen.

»Niemand kann aus seiner Haut«, sagte Gunhild, »und wir müssen damit leben, ob wir wollen oder nicht. Wichtig ist nur, dass wir uns selber treu bleiben. Darin liegt die wahre Größe, ob man nun Mensch, Albe oder Gott, Engländer oder Deutscher ist.«

Siggi griff in seine Tasche, und kramte darin herum.

»Jedenfalls«, sagte er, »dachten wir, wollen wir dir das geben.« Auf seinem Handteller lag schwer und golden der Ring.

Hagen starrte zuerst Siggi, dann Gunhild an. Es war ihm anzusehen, dass er nicht wusste, was er sagen sollte.

Siggi gab ihm den Ring in die Hand, und Hagen ließ den schweren, aber einfachen Ring auf der Handfläche liegen, und betrachtete ihn nachdenklich.

»Also«, meinte Hagen, »wenn das Hagen, mein Namensvetter, gewusst hätte, dass die Geschichte so endet ...« Für einen Moment schien es als suchte Hagen nach Worten. »Ich kann nicht mehr sagen als Danke. Aber ich weiß schon, was ich damit tun werde.«

Alle drei sahen auf seine Hand, und der Ring des Nibelungen blitzte in der Nachmittagssonne.

»Und das ist nun das Ding, dem wir alles zu verdanken haben. Dabei sieht er doch eigentlich eher harmlos aus«, sagte Siggi.

»Aber ein paarmal war er auch ganz nützlich«, schmunzelte Gunhild. »Doch jetzt«, fügte sie hinzu, »ist der Zauber vorbei.«

Einen Augenblick sah es so aus, als wollte Hagen sich den Ring über den Finger streifen. Dann schloss er die Faust und steckte ihn in die Hosentasche. Stumm umarmte er noch einmal jedes der Geschwister, wandte sich um und ging zum Schiff hinauf.

Siggi und Gunhild schauten ihm nach. Der Steward der Drachenfels nahm ihm das Ticket ab, und Hagen begab sich an Bord. Dann trat er an die Heckreling, von wo aus er seinen beiden Freunden noch mal zuwinkte.

Das Nebelhorn der Drachenfels kündete mit lauten Hupen, dass das Schiff ablegen würde. Die Gangway wurde an Land gezogen, und langsam löste sich das Schiff von der Anlegestelle und trieb stromabwärts davon. Siggi und Gunhild winkten Hagen nach, der immer noch an der Reling stand.

Dann hatte das Schiff das Fahrwasser erreicht und nahm Fahrt auf. Gerade als Siggi und Gunhild sich umwenden wollten, um ihren Vater suchen zu gehen, konnten sie erkennen, wie etwas hell im Sonnenlicht aufblinkte, wo Hagen stand, und ins Wasser des Flusses fiel.


Die altnordischen Runen

Yggdrasil

Namen und Begriffe


Die Riesen und andere Wesen der Vorzeit


Audhumla

die Urziege, die Ymir nährte


Erda

die Erdmutter


Fafnir und Fasolt

zwei Riesen, Erbauer Walhalls, die als Lohn den Nibelungenschatz erhalten, worauf Fafnir seinen Bruder erschlägt und zum Drachen wird


Jörmungand

die Midgardschlange, welche die ganze Welt umspannt


Nornen

die drei Schicksalsgöttinnen


Surt

Feuerriese; Bewacher Muspelheims


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