Im Vorjahr ward dem Generalissimo Knias Jacob Kudeniatowitz Tzerkaskij mit all seinen conjungirten Armeen von Potzey auffzubrechen und ihren March nach Smolensk hinzurichten anbefohlen, der Commission, welche in Krasna angesetzet war, desto naher zu seyn und auf der Polen Intent ein wachendes Auge zu haben, demnach sich diese Armeen nach langwierigem March endlich nahe bey Prudka, 8 Meilen von Smolensk, lagerten. Unterdessen war dem General Chowanskij Ordre ertheilet, auch auffzubrechen und seinen March uber den Duna Strohm in das Braslawsche und Wilkomirsche Gebieth und also fort (weilen der Orter gantz kein Wiederstand vermuthet ward) nach Churland und Szameyten zu nehmen und selbige Provincien mit Schwerd und Feur gantz zu verheeren, zu morden, und zu brennen, und nichts ubrig zu lassen. Nachdem mahl (187r) aber der littausche Feldmarechall Patz dieses schadliche Vornehmen vielleicht abgesehen hatte, begab er sich in aller Eil aus seinen Quartiren, die er bey Skloff herumb hatte, mit den besten Volkern nacher Wittepsk dem General Chowanskij ins Gesicht und schlug selbigen totaliter aus dem Felde, dass er sich, nachdem seine gantze Cavallerie fluchtig worden war, selbst in die Festung Wittepsk hinein retiriren, die Infanterie aber und gantze Bagage dem Feind zum Raube nachlassen muste. Unterdessen rukten die Tzerkasische Armeen unter Smolensk und lagerten sich auff den Dnieper nahe bey der Festung, bis sie zuletzt Ordre erhielten, auffzubrechen und gerade auff den littauschen Feldmarechal Patzen zuzugehen, welcher sich in seinem Lager unter Skloff verschantzet, eine Bruke uber den Dnieper gemacht, auch selbige mit Schantzen versehen hatte. Nachdem nun Tzerkaskij mit seiner Armee, die auff 60.000 Mann gerechnet worden, anmarchirte, der Feldmarechal Patz aber sich gegen ihn gar zu schwach befand (massen seine gantze Armee kaum 8.000 Mann stark war), verliess er nach wenigem Scharmutzel sein Lager, versorgte die Festung Skloff mit gutter Besatzung und allem Zubehor und retirirte sich mit der Armee nach Mohiloff, obgleich nun die Russen in der Eil etzliche Bruken uber den Dnieper gebauet, auch den grosten Theil der Soldatesque hinubergebracht hatten, dergestalt, dass der Bojar und Stadthalter zu Twer Knias Ivan Siemonowitz Prosorowskij selbst nebst dem Okolnitzey und Woywoden Knias Juria Nikititz Boratinskij den fluchtigen Feind bis an Mohilow convoiirten, (187v) dennoch mochten sie wenig oder gar nichts an ihm gewinnen und musten unverrichter Sache sich zuruk nach der Hauptarmee begeben. Demnach, weilen dem Feldmarschal Patz und der littauschen Armee, so sich an einem sichern Ort gesetzet hatte und mit steten Parteyen vor ihr particulair gnug that, nichts zu gewinnen war, muste das arme Landvolk offene Stadtchen und Dorffer herhalten. Die russische Parteyen streifften das Land durch bis an der Beresine, verheereten und verwusteten, was ihnen nur vorkahm, brannten, sengten und mordeten ohn alles Nachdenken, dass es ein Jammer anzusehen und zu horen war. Endlich, nachdem dem Generalissimo Knias Jacob Kudeniatowitz Tzerkaskij sich nach Moskow zu begeben anbefohlen, welchem die Generalitet uber die czar. Armee, weilen Ihro Maytt. selbst personlich auffzubrechen gesonnen war, auffgetragen werden solte, diese Armee aber dem gewesenen Grosscommissario, Bojaren und Stadthalter zu Susdal Knias Juria Alexiewitz Dolgorukow unter Commando (da man sich einbildete, dass er was mehres als der Tzerkaskij, ausrichten wurde) gegeben und anbefohlen waren, auch durch Auffschiebung der Commission und den mit Beyhulffe der dreywochendlicher Voneinanderscheidung der Grosscommissarien die Confoede(188r)ration geschlossene und durch den Hoffrath Nasczokyn abgehandelte und beschworene Praeliminaria dergestalt gedrehet und verandert wurden, dass die freye Gesandtenstrasse (welche auff beyden Seiten, von der Hauptstadt Moskow biss nach der Wilde hinrechend, zu sechss Meilen von allen feindlichen Marchen und Incursen befreyet seyn solte) der eussersten Unsicherheit unterworffen ward, marchirte der General Dolgorukof mit seiner Armee von Skloff und lagerte sich auff der erwehnten Gesandtenstrasse (die pol. Commissarien was abzuschreken) in Dubrowna auff den Dnieper, also dass die pol. Grosscommissarien vor ihren Leuten und Couriers, so zu und von ihnen reisen wolten, allezeit umb Convoye anhalten musten. Er verschantzte sein Lager und blieb an selbigem Orth ohne einigen Feldzug beliegen, nur das arme Land wurde an allen Orten und Enden von starken Parteyen durchgestrichen und allenthalben verwustet und verheeret, alle lebendige Menschen niedergemacht, nur theils junge Weibsbilder, Frauen und Jungfrauen wurden gefanglich eingebracht, verkauffet und vertauschet wie das Vieh, als dass bey 10.000 Seelen nach Moskow zur ewigen Dienstbahrkeit weggefuhret wurden. Der Feldmarechal Patz that in offtern und tapffern Parteyen dem Feinde zwar ziemlichen Abbruch, (188v) mochte aber mit seiner gringen Macht dessen Grausahmkeit und Tyranney nicht hemmen, demnach das arme Land darauff gehen muste.