Читаем Drei Kameraden / Три товарища. Книга для чтения на немецком языке полностью

Ich dachte nach. Ich wusste es nicht mehr. Das Jahr fehlte einfach. 1922 war ich Bahnarbeiter in Thüringen gewesen, 1923 Reklamechef einer Gummifabrik. Das war in der Inflation. Zweihundert Billionen Mark hatte ich monatlich verdient. Zweimal am Tage gab es Geld und hinterher jedesmal eine halbe Stunde Urlaub, damit man in die Läden rasen und etwas kaufen konnte, bevor der nächste Dollarkurs rauskam; – dann war das Geld nur noch die Hälfte wert. Und dann? Die Jahre darauf? Ich legte den Bleistift hin. Hatte keinen Zweck, das alles nachzurechnen. Meinen letzten Geburtstag hatte ich im Cafe International gefeiert. Da war ich ein Jahr lang Stimmungspianist[4] gewesen. Dann hatte ich Köster und Lenz wieder getroffen. Und jetzt saß ich hier in der Aurewe[5]: – AutoReparatur-Werkstatt Köster und Co. Der Co. waren Lenz und ich, aber die Werkstatt gehörte eigentlich Köster allein. Er war früher unser Schulkamerad und unser Kompagnieführer gewesen; dann Flugzeugführer, später eine Zeitlang Student, dann Rennfahrer, – und schließlich hatte er die Bude hier gekauft. Erst war Lenz, der sich einige Jahre in Südamerika herumgetrieben hatte, dazugekommen; – dann ich.

Ich nahm eine Zigarette aus der Tasche. Eigentlich konnte ich ganz zufrieden sein. Es ging mir nicht schlecht, ich hatte Arbeit, ich war kräftig, ich wurde nicht leicht müde, ich war heil, wie man das so nennt; – aber es war doch besser, nicht allzuviel darüber nachzudenken.

* * *

Draußen quietschte das Tor. Ich zerriss den Zettel mit den Daten meines Lebens und warf ihn in den Papierkorb. Die Tür flog auf. Gottfried Lenz stand im Rahmen, lang, mager, mit strohblonder Mähne und einer Nase, die für einen ganz andern Mann gepasst hätte. „Robby”, brüllte er, „alter Speckjäger, steh auf und nimm die Knochen zusammen[6]! Deine Vorgesetzten wollen mit dir reden!”

„Herrgott!” Ich stand auf. „Ich habe gehofft, ihr hättet nicht dran gedacht! Macht’s gnädig, Kinder[7]!”

„Das könnte dir so passen!” Gottfried legte ein Paket auf den Tisch, in dem es mächtig klirrte. Köster kam hinter ihm drein. Lenz baute sich vor mir auf. „Robby, was ist dir heute morgen zuerst begegnet?”

Ich dachte nach. „Ein tanzendes, altes Weib.”

„Heiliger Moses! Ein schlechtes Vorzeichen! Passt aber zu deinem Horoskop. Habe es gestern gestellt[8]. Du bist ein Kind des Schützen[9], unzuverlässig, schwankend, ein Rohr im Winde, mit verdächtigen Saturntrigonen[10] und einem lädierten Jupiter[11] in diesem Jahr. Da Otto und ich Vater und Mutterstelle an dir vertreten, überreiche ich dir deshalb als erster etwas zum Schutz. Nimm dieses Amulett! Eine Nachkommin der Inkas[12] hat es mir dereinst überlassen.

Er hängte mir eine kleine schwarze Figur an einer dünnen Kette um den Hals. „So! Das ist gegen die höhere Misere, – gegen die tägliche hier: sechs Flaschen Rum von Otto! Doppelt so alt wie du!”

Er öffnete das Paket und stellte die Flaschen einzeln in die Morgensonne. Sie schimmerten wie Bernstein. „Sieht wunderbar aus”, sagte ich.

Jetzt können wir getrost an unser Tagewerk gehen und dem alten Cadillac[13] die Eingeweide ölen – ”

* * *

Wir arbeiteten, bis es dämmerig wurde. Dann wuschen wir uns und zogen uns um. Lenz sah begehrlich zu der Flaschenreihe hinüber.

„Wollen wir einer den Hals brechen?”[14]

„Das muss Robby entscheiden”, sagte Köster. „Es ist nicht fein, Gottfried, dem Beschenkten so plump mit dem Zaunpfahl zu winken[15].”

„Noch weniger fein ist es, die Schenker verdursten zu lassen”, erwiderte Lenz und machte eine Flasche auf.

Der Geruch verbreitete sich sofort durch die ganze Werkstatt.

„Heiliger Moses”, sagte Gottfried.

Wir schnupperten alle. „Phantastisch, Otto. Man muss schon in die hohe Poesie gehen, um da würdige Vergleiche zu finden.”

„Zu schade für die dunkle Bude hier!” entschied Lenz. „Wisst ihr was? Wir fahren raus, essen irgendwo zu Abend und nehmen die Flasche mit. In Gottes freier Natur wollen wir sie aussaufen!”

„Glänzend.”

Wir schoben den Cadillac beiseite, an dem wir nachmittags gearbeitet hatten. Hinter ihm stand ein sonderbares Ding auf Rädern. Es war der Rennwagen Otto Kösters, der Stolz der Werkstatt.

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