Nun stieg er rasch auf. Er wurde ›politischer General‹. Zwar empfand er für die Angehörigen dieser Gruppe im großen und ganzen nichts als Verachtung, aber der Rang war nützlich. Mit ihm einher ging nicht nur gute Bezahlung, er verfügte jetzt auch über Beziehungen zur Armee und zu den Raketenstreitkräften. Im Unterschied zu einer ganzen Anzahl politischer Generäle hatte er sich seine Orden als Teilnehmer am Großen Vaterländischen Krieg und an anderen Fronten verdient wie auch seiner Ansicht nach den Platz, an dem er sich befand. Zwar war damit reichlich Parteiarbeit und Duckmäuserei verbunden, aber er hatte auch Fabriken errichtet, die tatsächlich produzierten. Er hatte dabei mitgewirkt, die Deutschen möglichst machtlos zu halten – wieso verstanden die Amerikaner eigentlich nicht, warum das den Sowjets wichtig war? Er hatte, wo immer möglich, korrupte Beamte entlassen und den Schaden in Grenzen gehalten, den die anrichteten, die er nicht fallenlassen konnte.
Als erstklassiger Spitzenmann, fand er, gehörte er an seinen Platz. Sein Sohn saß im Handelsministerium fest im Sattel, und seine Töchter waren gut verheiratet. Ein Enkel arbeitete im Institut für Internationale Beziehungen in Moskau…
Und jetzt das!
Er schob seinen Sessel zurück und erhob sich, dann ging er müden Schritts den Gang zum Büro des Vorsitzenden entlang.
Das staunenswerteste Ereignis der Menschheitsgeschichte, und als es eintrat, war David Coffey Präsident der Vereinigten Staaten. Außerirdische auf dem Weg zur Erde!
Der Präsident saß an dem großen Tisch im Kabinettsraum. Die anderen, die bei seinem Eintritt gestanden hatten, setzten sich erst, als er Platz genommen hatte. David gewöhnte sich nur schwer daran. Er mußte sich immer wieder sagen, daß sie nicht ihm, sondern dem Präsidenten stehend ihre Reverenz erwiesen.
Es war Coffey klar, daß mindestens die Hälfte der Anwesenden der Ansicht war, seine Aufgabe besser bewältigen zu können als er, und ein oder zwei mochten damit sogar recht haben. Nur würden sie keine Gelegenheit dazu bekommen, das zu beweisen, nicht einmal Henry Morton, sein Vizepräsident.
Für den Außenminister Dr. Arthur Hart empfand David eine gewisse Hochachtung. Er hatte ein äußerst erfolgreiches Buch über Diplomatie verfaßt und mit Außenhandel ein Vermögen verdient. Da Hart häufig im Fernsehen auftrat, kannte der Durchschnittsbürger sein Gesicht vermutlich wesentlich besser als das des Präsidenten.
David sah die anderen Umsitzenden an. Gewiß war Hart der beste Kopf im Raum, aber es war auch kein überragendes Kabinett.
»Ich habe wohl kaum das Zeug zu einem großen Präsidenten «, hatte David seiner Frau Jeanne am Abend der Wahl anvertraut. Als sie widersprechen wollte, hatte er den Kopf geschüttelt. »Aber gegenwärtig
Bisher war ihm das gelungen. Das Kabinett war nicht hinreißend, aber wirklich gut.
»Meine Herren, meine Damen«, begann er, denn an der Spitze des Handels- und des Innenministeriums standen Frauen. »Statt der ursprünglich vorgesehenen Tagesordnungspunkte steht ein Ereignis zur Debatte, das Ihnen der Stabschef des Weißen Hauses sogleich vortragen wird. Eine Sache von äußerster Dringlichkeit. Jim, hätten Sie die Güte…«
»Das ist ja verrückt«, sagte der Justizminister, Peter McCleve. »Mr. President, das ist unvorstellbar.« Er wandte sich Coffey zu. »Ich kann es gar nicht glauben.«
»Das dürfen Sie aber, Peter«, sagte der stiernackige Verteidigungsminister Ted Griffin. Er war gebaut wie ein FootballSpieler, und das war er in seiner Jugend auch gewesen. Für einen Mann seiner Statur sprach er mit erstaunlich sanfter Stimme. »Ich habe es schon gehört, unmittelbar bevor ich herkam.«
»Klar, von denselben Leuten, die es Dawson gesagt haben«, gab McCleve zurück.
»Sie scheinen der Sache äußerst gründlich nachgegangen zu sein.«
»Heißt das, Sie glauben die Geschichte?« wollte Arthur Hart wissen.
»Ja.«